Seewölfe Paket 24. Roy Palmer

Seewölfe Paket 24 - Roy Palmer


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gedacht“, entgegnete der Seewolf. „Also, Donegal, du nimmst Ed und die Zwillinge mit – außerdem den Kutscher, Nils Larsen und Sven Nyberg. Ist dir das recht?“

      „Und ob“, erwiderte der Alte. „Das gibt eine feine Crew ab.“

      „Nicht so voreilig“, erklärte Carberry. „Sag das nicht zu früh.“ Er setzte ein gleichsam teuflisches Grinsen auf.

      „Fünf Mann als Verstärkung genügen mir“, sagte der Alte, ohne auf die Bemerkung einzugehen.

      „Sechs Mann“, berichtigte Hasard junior, der mit seinem Bruder Philip junior hinzugetreten war. Aber sie wußten beide schon, was jetzt folgte.

      „Ihr Burschen zählt nur als ein Mann“, brummte der Alte.

      „Donegal, du solltest dich daran gewöhnen, daß sie jetzt erwachsen sind“, sagte Hasard.

      „Die Kerlchen? Daß ich nicht lache!“

      „Wir werden dir schon beweisen, was wir können“, sagte Philip junior. „Ich merke schon, du hast eine völlig falsche Meinung von uns.“

      „Im Moment meine ich nur, daß ihr verdammt kiebig seid“, sagte Old O’Flynn.

      Hasard unterbrach die Diskussion, indem er zum Aufbruch drängte. Wenig später begaben sich die Crews an Bord der Schiffe. Es blieb dabei nicht aus, daß Sir John, der karmesinrote Aracanga, und Plymmie, die Wolfshündin, mit an Bord der „Empress of Sea II.“ genommen wurden – ein Umstand, an den Old O’Flynn allerdings nicht gedacht hatte.

      „Auch das noch“, sagte er mit gallebitterer Miene. „Jetzt haben wir das ganze Viehzeug an Bord.“

      „Magst du meinen Sir John nicht?“ fragte Carberry drohend.

      „Weiß ich nicht, hab’ ihn ja noch nicht probiert“, erwiderte der Alte frostig.

      Plymmie setzte sich neben ihm auf die Planken der „Empress“ und blickte fragend zu ihm auf. Sie gab einen leisen, winselnden Laut von sich, dann stupste sie ihn mit ihrer Nase an.

      „Na ja“, brummte Old O’Flynn. „Ist ja schon gut. Meinetwegen. Wir werden uns schon verstehen.“

      An Bord der „Isabella IX.“, des Schwarzen Seglers und der „Empress of Sea II.“ wurden alle Vorkehrungen für das bevorstehende Auslaufen getroffen. Gegen Mittag gingen die Schiffe in See. Zurück blieben die „Caribian Queen“, die „Wappen von Kolberg“ und die „Pommern“.

       6.

      Die „Empress of Sea II.“ lief auf ihrem südlichen Kurs gute Fahrt – bei handigem bis frischem Wind aus Nordosten. Rasch stellten sich Carberry, Nils Larsen und Sven Nyberg sowie der Kutscher auf die Besonderheiten des Schiffes ein. Die Zwillinge kannten sich ebenfalls bereits aus, sie fuhren ja nicht zum ersten Male auf der „Empress“.

      Plymmie richtete es sich in der Nähe des Bugs gemütlich ein – nicht allzuweit von der Pantry entfernt. Sir John schien der einzige zu sein, der sich mit der neuen Umgebung noch nicht richtig zurechtfand. Er verließ die schützende Profos-Schulter vorläufig nicht und nervte Carberry mit seinen englischen und spanischen Flüchen und hektischer Ohr-Zwackerei.

      In einem Punkt aber behagte die „Empress“ dem Profos doch nicht ganz.

      „Hör mal zu, Donegal“, sagte er zu dem Alten, der selbst die Ruderpinne übernommen hatte. „Die Räume unter Deck sind verdammt eng. Ich fürchte, da stoße ich mir irgendwo den Kopf oder sonst was.“

      „Sonst was wäre schlecht“, sagte Old O’Flynn mit fröhlichem Grinsen. „Aber mach’s wie ich. Schlaf an Deck.“

      „Das werde ich auch tun. Es ist ja warm genug, und regnen wird es wohl auch nicht.“

      „Heute nacht nicht“, sagte der Alte. „Sonst würde ich den Wetterumschwung schon in meinem Beinstumpf spüren.“ Seine Augen verengten sich etwas. Er fixierte Sir John, der immer noch krächzte und fluchte und am Profos-Ohr herumknabberte. „Aber was wird aus deinem Vogel? Wenn er weiter herummeckert, kriegen wir heute nacht kein Auge zu.“

      „Ich sperre ihn unter Deck ein“, sagte Carberry.

      „Ach? Und da kleckert er dann alles voll, wie?“

      Der Profos rückte etwas näher auf den Alten zu. „Du verwechselst da was. Sir John ist keine Legehenne, sondern ein Papagei, und zwar ein wohlerzogener. Ich hab’ ihm schon früh beigebracht, daß man anderer Leute Schiffe nicht einfach vollkackt.“

      „Soso“, sagte Old O’Flynn mit listigem Grinsen. „Und darauf kann ich mich verlassen?“

      „Das kannst du.“

      „Jede Zuwiderhandlung wird geahndet“, sagte der Alte. „Auf diesem Schiff führe ich das Kommando, und ich dulde keine Disziplinlosigkeit und Insubordination.“

      „Na, dir muß das mit dem Nachwuchs zu Kopf gestiegen sein“, sagte Carberry respektlos. „Jedenfalls hast du solche Sprüche sonst nicht geführt. Aber keine Sorge, was Sir John betrifft, achte ich selbst darauf, daß er keinen Mist baut. So wahr ich Carberry heiße.“

      Während sich die beiden die üblichen Freundlichkeiten sagten und die anderen den normalen Decksdienst versahen, leisteten die Zwillinge dem Kutscher in der Pantry Gesellschaft. Der Kutscher hantierte mit Töpfen und Pfannen, heizte das Feuer ein wenig an und setzte einen Kessel mit Wasser auf. Es war dunkel geworden. Bald wurde es Zeit zum Backen und Banken.

      „Im Gegensatz zu der Kombüse der ‚Isabella‘ ist die Pantry ganz schön klein, was, Kutscher?“ fragte Philip junior.

      „Ja. Aber sie ist aufgeräumt und sauber“, erwiderte der Kutscher.

      Hasard junior lachte leise. „Das ist bestimmt nicht Old Donegals Verdienst. Er redet zwar viel von Ordnung und Disziplin, aber selbst nimmt er’s nicht so genau.“

      Der Kutscher wies eine der blitzblanken Pfannen vor, dann deutete er auf das mustergültig saubere Hackbrett, die Anrichte und die staubfreien Schapps.

      „Das hier trägt die Handschrift von Mary, Gotlinde und Gunnhild“, erklärte er. „Unverkennbar. Ich nehme auch an, daß sie die kleine Crew gut versorgt haben.“

      „Ja“, erwiderte Philip junior. „Aber Mister O’Flynn hat immer was zu meckern. Jedenfalls hat er lieber dich als Koch an Bord als Mary.“

      „Warum denn das?“

      „Wir haben gehört, wie er mit Dad gesprochen hat“, entgegnete Hasard junior. „Von wegen, er könne Mary wegen ihrer anderen Umstände nicht mit an Bord nehmen – und so. Aber er hat auch schon vorher darüber geredet.“

      „Über was denn?“ fragte der Kutscher. „Ich kann euch jetzt nicht ganz folgen.“

      „Können wir dir nicht helfen?“ fragte Philip junior.

      Der Kutscher grinste. „Klar. Hier, das Gemüse muß in Stücke geschnitten werden.“

      „Das übernehme ich“, sagte Philip. Schon stand er an der Anrichte und häufelte das gewaschene Gemüse auf dem Brett an. Der Kutscher drückte ihm ein Messer in die Hand.

      „Anschließend wirfst du das Zeug einfach in den Kessel“, sagte der Kutscher. „Wir haben noch eine Stunde Zeit, bis dahin ist es gar.“ Er holte ein paar ansehnliche Fische hervor. Es waren zwei Zackenbarsche, ein Umber und ein Sankt-Peters-Fisch. „Hier, seht mal. Die hat Martin Correa heute früh von der Halbinsel aus geangelt. Sie sind groß genug, um uns acht Mann für heute abend satt zu kriegen. Sie müssen nur noch ausgenommen, abgeschuppt und gewaschen werden.“

      „Das kann ich“, sagte Hasard junior. Er stellte sich neben den Kutscher, und gemeinsam weideten sie die frischen Fische aus. Dabei unterhielten sie sich weiter.

      „Also, das ist so“, sagte Philip junior. „Old Donegal


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