Seewölfe - Piraten der Weltmeere 394. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 394 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-802-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

Der Haß der Black Queen

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Hasard packte die Kante des Felsvorsprunges, der sich fast schulterhoch vor ihm erhob. Mit einem kraftvollen Klimmzug erreichte er die kleine Plattform, bückte sich und hielt Siri-Tong die Hand entgegen.

      Lächelnd warf die Rote Korsarin den Kopf in den Nacken.

      „Ein Rest von diesem Denken hast du dir also noch aufbewahrt“, sagte sie. In ihren Augen blitzte es wie von Reflektionen winziger Kristalle.

      „Von was sprichst du?“ entgegnete der Seewolf verdutzt.

      Siri-Tong lachte leise.

      „Vom Männlichkeitswahn. Obwohl du es eigentlich besser wissen solltest, hältst du mich offenbar doch für eine schwache Frau.“

      Sein Blick fiel auf die Hand, die er ihr immer noch: hinhielt. Er blinzelte ungläubig – wie jemand, der bei einem Tun ertappt wurde, dessen Frevelhaftigkeit man ihm erst vor Augen führen mußte.

      „Meine Gedanken kannst du nicht kennen“, sagte er reaktionsschnell und lächelte dabei. „Woher willst du also wissen, wie ich dich einschätze?“

      „Aus deinem Verhalten.“

      „Ah, du meinst, ich sollte unhöflich sein und dich allein heraufklettern lassen?“

      „Haargenau. Wenn nun ein Mann an meiner Stelle wäre – Ed Carberry zum Beispiel …“

      „Himmel, hör auf mit dem Spiel!“ unterbrach er sie lachend. Die Vorstellung des riesenhaften und narbengesichtigen Ed Carberry an Stelle von Siri-Tongs berückender Weiblichkeit reizte denn doch zur Heiterkeit. „Nimm zur Kenntnis, daß du für mich nach wie vor eine Frau bist, wie du es auch drehst und wendest. Für schwach und hilfebedürftig habe ich dich allerdings nie gehalten. Nur meine ich, daß Höflichkeit eine der Sachen ist, die wir Menschen pflegen sollten.“

      „Unter anderem“, sagte die Rote Korsarin. Dann ergriff sie die dargebotene Hand des großen breitschultrigen Mannes und ließ sich auf den Felsvorsprung ziehen.

      Einen Moment musterte der Seewolf seine Begleiterin nachdenklich. Sie trug eine scharlachrote Bluse, das Messer am breiten Gurt und eine enganliegende schwarze Hose, die in butterweiche hellbraune Stulpenstiefel mündete. Mancher Mann, der in ihr nur eine Augenweide gesehen hatte, war aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, wenn er ihre kämpferischen Fähigkeiten miterlebt hatte. Und für manchen Gegner war eben jenes Staunen die letzte Empfindung seines Lebens gewesen. Denn als eisenharte Kämpferin stand die Rote Korsarin einem Mann in nichts nach.

      „Langsam solltest du die Katze aus dem Sack lassen“, sagte Hasard. „Ich denke, du hast mich nicht zu diesem Bergspaziergang eingeladen, damit wir die schöne Aussicht genießen. Oder um mir eine Lektion in revolutionärem weiblichen Denken zu erteilen.“

      Siri-Tong schüttelte den Kopf. Mit einer leichten Handbewegung strich sie eine Strähne ihres schwarzen Haars aus der Stirn.

      „Hast du die Lektion etwa ernst genommen?“

      „Nein. Aber so etwas kann durchaus zur Nachdenklichkeit anregen.“

      „Dann vergiß es wieder.“ Sie legte ihm ihre schmale und doch recht kräftige Hand auf den Unterarm. „Laß dir gesagt sein, daß ich die Höflichkeit eines Mannes nach wie vor zu schätzen weiß.“

      Hasard spielte den Aufatmenden.

      „Dann bin ich beruhigt. Was hast du also wirklich auf dem Herzen?“

      Die Rote Korsarin wurde ernst.

      „Ich war gestern schon einmal hier oben und habe mich umgesehen. Von hier aus hat man den besten Überblick, wenn man an Strategie und ähnliche Dinge denkt.“

      Der Seewolf begann zu ahnen, was Siri-Tong im Sinn hatte. Die kleine Plattform, auf der sie sich befanden, gehörte zu den höchsten Punkten des westlichen Felsmassivs der Schlangen-Insel. Etwa fünfhundert Yards entfernt befand sich – nach Norden ausgerichtet – der Felsendom als einzige Zufahrt zur großen Innenbucht der Insel. In der Nähe des südlichen Strandes lagen die Schiffe des Bundes der Korsaren.

      Eine stolze Flotte war es, der neben der „Isabella“ der Schwarze Segler, die „Le Vengeur III.“, die „Pommern“, die „Wappen von Kolberg“, die „Caribian Queen“ und die „Empress of Sea“ angehörten. Lediglich die „Tortuga“ befand sich nicht in der Bucht, da die Mannschaft unter Kapitän Jerry Reeves den Patrouillendienst rings um die Schlangen-Insel und Coral Island versah.

      Überall auf den Decks waren die Männer mit Löscharbeiten beschäftigt. Nach dem großen und erfolgreichen Raid gegen den spanischen Geleitzug waren noch längst nicht alle erbeuteten Schätze entladen worden.

      Das Werftgelände lag ruhig und wie verlassen da. Hesekiel Ramsgate hatte seine Männer in Gruppen aufgeteilt. Auf jenen Schiffen, die am Raid beteiligt gewesen waren, arbeiteten sie nun, um die letzten kleinen Schäden zu beheben. Nur noch ein oder zwei Tage, und die Schiffe des Bundes der Korsaren würden wieder so makellos sein, als wären sie eben erst vom Stapel gelaufen.

      In einem sonnigen, windgeschützten Winkel des östlichen Strandes hatten sich die Frauen versammelt. Gotlinde und Gunnhild hatten ihre Kleinen ins Freie gebracht, damit sie in ihren von Palmwedeln beschatteten Krippen die frische Luft genießen konnten. Anlaß genug für Mary O’Flynn, Arkana, Araua und etliche Schlangenkriegerinnen, sich in munterer Runde um den stolzen Nachwuchs zu versammeln und angeregt zu plaudern. Ihre hellen Stimmen wehten über die Bucht.

      Auf dem Achterdeck des Schwarzen Seglers thronte der Wikinger wie ein Monument. Zweifellos erfüllte ihn Stolz, während er zu der kleinen Versammlung der Weiblichkeit hinüberspähte – wußte er doch, daß sein strammes Zwillingspärchen Thyra und Thurgil neben Smokys und Gunnhilds Sohn David im Mittelpunkt des Interesses stand.

      „Ein Bild des Friedens“, sagte der Seewolf nachdenklich. „Ist es das, auf was du mich hinweisen wolltest?“

      Siri-Tong nickte.

      „So ungefähr. Ich denke schon seit langem darüber nach. Dem einen oder anderen von uns brennt es vielleicht weniger unter den Nägeln. Aber ich meine, daß unser Frieden sicherer werden muß. Das Bild, das wir vor uns sehen, könnte ein Trugschluß sein. Die Schlangen-Insel ist mehr denn je in Gefahr.“ Siri-Tong blickte den großen


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