Terror. D. J. Franzen

Terror - D. J. Franzen


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sah zu Lemmy. Der Ältere bemerkte den Blick. Martin nickte ihm unmerklich zu.

      »Okay«, sagte Lemmy. »Dann geht wieder in eure Zimmer oder in die Messe. Wir haben zu tun, und ihr würdet uns hier nur stören.«

      Langsam verließen die Menschen die Zentrale. Sie murrten und wechselten verstohlene Blicke, aber sie gehorchten. Noch.

      Martin ging auf Lemmy zu. »Du hast die Kinder damit beauftragt, die Sauerei wegzuwischen?«

      »Ja.«

      »Du weißt also, was mit Holger Dresen passiert ist?«

      »Nein.«

      Martin seufzte. »Wie auch immer, Lemmy. Ich kenne dich noch nicht gut genug, um dir vollständig zu vertrauen. Und nach dieser Scheiße hier ist das auch nicht bedeutend besser geworden.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf Lemmys Brust. »Und wenn du nochmal die Kinder in so etwas reinziehst, dann ...«

      Lemmy nickte mit ernster Miene. »Es gab keine Alternative. Außerdem sind die Kinder anders, wie du sehr genau weißt. Die kommen damit zurecht.«

      »Anders?«, fragte Steins, der sich unbemerkt zu den beiden gesellt hatte. »Was meinen Sie mit ›anders‹?«

      »Sie sind Überlebende, Herr Doktor. Das härtet ab.«, erwiderte Martin und ging zu Levi, der starr ins Leere blickte.

      Levi Kleinmann war der einzige Arzt, dem Martin ohne Vorbehalte vertraute. Steins und dieser van Hellsmann waren ihm nicht geheuer, obwohl er den beiden Totlebenden auch nicht wirklich misstraute. Aber wenn es wirklich darauf ankäme, hätte er doch lieber einen Doktor an seiner Seite, der noch lebte und atmete. Hoffentlich überwand der Mann seinen Schock.

      »Alles in Ordnung, Doc?«

      Levi blickte auf.

      Martin trat mit angewidertem Gesichtsausdruck einen Schritt zurück. Mit der Fahne, die aus dem Mund des Arztes kam, hätte man problemlos ein Wartezimmer voller Grippepatienten desinfizieren können. »Ich mache Ihnen dann erst einmal einen Kaffee. Oder noch besser einen ordentlichen Espresso, damit sie wieder auf die Beine kommen.«

      Martin fasste Levi vorsichtig am Arm und hoffte, dass sich im Moment niemand in der kleinen Bereitschaftsmesse der ersten Ebene aufhielt.

      Kapitel III

      Draußen

      Lemmy sah sich in der Zentrale um. »Wo sind Jörg und Sandra?«

      »Draußen«, antwortete Steins. »Sie wollten etwas frische Luft schnappen, als hier ...« Er zögerte. »Nun ja, was-auch-immer geschah.«

      »Und was ist hier passiert?«

      Gregor ging mit steifen Schritten auf Lemmy und Steins zu. »Roland, Martin und ich haben versucht, die Anschlüsse für die Kameras der unteren Ebenen zu überbrücken, damit wir auch dort immer alles im Auge behalten können«, erklärte er. Seine Stimme war zittrig, aber er wirkte gefasst. »Dann kam zuerst Doktor Levi in die Zentrale gestürmt und brüllte herum, dass Dresen verschwunden und alles voller Blut sei. In dem Moment lief eine der Kameras wieder an, und ich sah, wie Erich ... er hat Gora ein Messer ...«

      Gregor verstummte. Sein Blick verschleierte sich, und sein Gesicht wurde noch blasser.

      Lemmy rieb sich seufzend mit den Händen übers Gesicht. »Also haben wir hier einen Mörder herumlaufen. Und schlimmstenfalls zwei Zombies in den unteren Ebenen, sofern dieser Mörder seinen beiden Opfern nicht das Gehirn irreparabel beschädigt hat. Sehen Sie das auch so, Frankenstein?«

      Steins ignorierte die Anrede und nickte. »Ja.«

      »Verdammte Scheiße!«, fasste Lemmy die Situation zusammen. »Wenn das die anderen hören, haben wir hier ein Tollhaus. Wer ist noch unten?«

      »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Gregor. »Aber von Erich, Gora und Holger abgesehen müssten mindestens vier oder fünf weitere Menschen dort unten sein. Diese Matrone Hengsten ist mit Edith in Aufzug 5 eingeschlossen. Über Interkom hat sie schon rumgekreischt und Erich als Mörder identifiziert.«

      »Was haben die da unten gemacht?«, wollte Lemmy wissen.

      »Entweder waren sie in den Offiziersquartieren oder in den Freizeiteinrichtungen der Suite«, meinte Steins.

      »Hat schon irgendjemand mitbekommen, was die Hengsten mitzuteilen hat?«

      »Nein.« Gregor schüttelte den Kopf. »Doktor Steins hat sofort die Interkom-Verbindungen abgebrochen, als Lemmy die Sirenen des Alarms ausschaltete.«

      Lemmy sah den Totlebenden abschätzend an. »Aber der Lockdown besteht weiterhin?«

      »Ja.«

      »Können sie das große Tor trotz des Lockdowns öffnen? Ich will nämlich Jörg und Sandra nicht alleine da draußen lassen.«

      »Das muss am Tor selbst geschehen. Dafür brauchen sie einen Code, den sie dort eingeben müssen. Er überbrückt den Lockdown.«

      Lemmy kreiste ungeduldig mit der rechten Hand. »Und? Worauf warten Sie noch?«

      Steins nannte Lemmy die Zahlenreihenfolge.

      »Okay. Ich hole die beiden wieder rein«, sagte Lemmy. »Ihr seht in der Zwischenzeit zu, dass nichts nach außen dringt: keine Mörder, keine Interkom-Meldungen der Hengsten, einfach nichts, klar?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Lemmy sich auf dem Absatz herum und stürmte aus der Zentrale. Er ging zielstrebig durch die Korridore der obersten Bunkerebene. Ab und zu sah er über seine Schulter, um zu prüfen, ob ihm jemand folgte.

      Dann erreichte er die breite Laderampe des Haupttors, das nach draußen in die Höhle des künstlichen Hügels führte. Das Tor sah aus wie eine überdimensionale Tresortür. Es war fast fünf Meter hoch und acht Meter breit.

      Lemmy fand die kleine Tastatur und tippe den Code ein, den ihm Steins genannt hatte.

      Mit einem pneumatischen Seufzen löste sich die Verriegelung des Tors. Kurz darauf schwang es auf, und Lemmy betrat die künstliche Höhle. Schon auf den ersten Schritten zur Rampe, die aus dem Hügel herausführte, wehten ihm aufgebrachte Stimmen entgegen.

      »Ihr habt das Unheil in unser Dorf gebracht!«

      »Leg den Bolzenschneider weg, oder ich schieße!«

      »Ruhe! Bitte bewahrt doch alle die Ruhe!«

      Die letzte Stimme ließ Lemmy lächeln. Er bog um die Ecke und sah, dass Sandra und Jörg mit gezogenen Waffen diesseits des Zauns standen. Auf der anderen Seite befand sich eine Gruppe von etwa fünfzehn Überlebenden, die sich mit Lumpen und zerfetzten Kleidungsstücken vor der Kälte des überraschend strengen Winters zu schützen versuchten. In ihren Augen flackerte Angst, ihre Körper zeugten von Hunger, Entbehrung und Erschöpfung. Lemmy erkannte einige von ihnen. Es waren zum Teil Menschen aus Schwarmstein.

      Dann sah er ihn. Er hatte sich kaum verändert, vielleicht einssiebzig groß, braune Haare und eine gigantische Hakennase.

      Zielstrebig näherte sich Lemmy dem Zaun. »Sandra, Jörg, steckt die Waffen weg. Es ist alles in Ordnung.«

      Jörg fuhr herum. »Was? Spinnst du? Die haben einen Bolzenschneider dabei!«

      Lemmy legte ihm eine Hand auf den Arm. »Lass gut sein. Das sind nur ein paar Menschen, die voller Angst sind.«

      Jörg schluckte und ließ die Waffe sinken. Sandra, die leicht versetzt vor Lemmy und Jörg stand, folgte der Aufforderung ebenfalls, blieb aber angespannt.

      »Bist du das etwa?«, fragte der kleine Mann, den Lemmy erkannt hatte.

      »Ja. Komm bitte ein Stück auf die Seite, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. Und ihr anderen beruhigt euch wieder. Wir haben ein Problem im Bunker, aber sobald das geklärt ist, werden wir euch reinlassen.«

      »Was?«, rief Jörg. »Wer hat di...«

      Der ehemalige


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