Ljubica Perkmans Farben des Lebens. Ljubica Perkman
Ljubica Perkman
FARBEN DES LEBENS
Ausgewählte Gedichte von Ljubica Perkman zu ihrem 70. Geburtstag
Übersetzung von Ana Hesse
Weitere Übersetzungen:
„Abgerissener Zweig“ von Dr. Frank Lindenmann
„Brücke der Liebe“ von Dr. Klaus Detlef Olof
Vorwort: Prof. Momcilo Spasojevic
Rezension: Ismet Bekric
Illustrationen: Ljubica Perkman
Redaktionelle Mitarbeit: Boris Perkman
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2018
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Copyright (2018) Engelsdorfer Verlag Leipzig
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Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
Vorwort
Fußabdrücke
Ich bewahre
die Vergangenheit
in einem goldenen Ordner.
Verse,
schmücke schweigend die Tage
Wartend auf die
neue Vergangenheit
(„Bewahre“)
Ljubica Perkman
Der italienische Lyriker Cezare Paveze sagte einmal: „Es gibt kein Kind, welches nicht bereits alles hat“. Aufgewachsen an dem ungezähmten Fluss Vrbanja, fehlte es Ljubica Perkman an vielen Dingen, doch in ihren Versen findet man die glaubhafte Beteuerung, dass sie in ihrer Kindheit alles hatte, denn vor ihr lagen unzählige Möglichkeiten und Wahrheiten, gute wie schlechte. Sie hatte eine fürsorgliche, liebevolle Mutter die auch sie sehr liebte. Eine Mutter ist für ihr Kind immer: Sicherheit, Schutz und die Quelle der Sanftheit, welcher man im späteren, reifen Leben so niemals wieder begegnet. Diese angeborenen und erlernten Fähigkeiten durch die Mutter, trugen dazu bei, Ljubica Perkman im späteren Leben durch eine Vielzahl von Schwierigkeiten und Qualen, besonders jene, die nur in der Fremde geschehen, hindurch zu helfen. Auf der Zielgeraden ihres Lebensweges angekommen, kann sie nun auch endlich darüber schreiben. Besonnen und erfolgreich verbrachte sie das Leben einer gesunden Arbeitskraft, um sich dann einen Namen als viel beachtete Malerin und bedeutende Lyrikerin zu machen. Die Kraft für ihre Prosadichtungen, die Quelle ihres Schaffens, schöpft sie aus ihren Erinnerungen der Kindheit und frühen Jugend, die sie in ihrer Heimat Bosnien verlebte; mit dem aller größten Respekt und Anerkennung ihrer Mutter gegenüber, für deren unermesslichen Entbehrungen es kaum ein passendes Wort gibt. So kehrt sie immer wieder in diese Zeit der Vergangenheit zurück - zu ihrer Mutter und in ihre Kindheit - unerschöpflich und vieldeutig.
„Oft entfliegen meine Gedanken in die Vergangenheit; beleben mich, spenden neue Kraft. Ich sehe mich selbst, als ich ein Kind war, meine Sterne verlieren sich im Glanz.“ („Rückkehr in die Kindheit“)
In der Sammlung „Farben des Lebens“ präsentiert sie das Beste, was sie im Bereich der Poesie gelernt hat. Über mehr als ein halbes Jahrhundert in der Fremde lebend, fand sie Trost im Schreiben über ihre Heimat, ihr Tal in dem sie geboren wurde, den unberechenbaren Fluss Vrbanja und das kleine Städtchen Celinac, in dem sie ihre ersten Buchstaben lernte. Ein Städtchen reich an Natur, Schatten spendenden Wäldern und die stolze Erhebung, den Lipovac, der seit Jahrtausenden über das lebhafte Treiben in seiner Ebene wacht.
Entscheidend in ihren Darstellungen der Gedichte ist die Gelassenheit. Ähnlich der des Flusses Vrbanja, dessen Natur es ist, meist friedlich vor sich hinzu plätschern.
Es ist kein Zufall, dass dieses Band mit dem Gedicht „Rückkehr in die Kindheit“ beginnt, mit einfachen aber eindringlichen Versen: „Der Wind trägt den Geruch von Blumen und Heu, das abgemähte Feld leuchtet wie auf einer Handfläche. Im Glanz des Auges schwingt Erinnerung, bringt mich zurück zu den Tagen meiner reinen Kindheit.“ („Rückkehr in die Kindheit“, Buch „Abgerissener Zweig“)
Was diese Autorin von anderen unterscheidet ist, dass ihre Kindheit offenbar niemals endet und sie in ihrem Herzen ein Leben lang Kind bleibt.
Möglicherweise sollte man, wenn man über diesen Gedichtband spricht, die Einfühlsamkeit und die Naturverbundenheit besonders betonen, so wie zum Beispiel in dem Gedicht „Im Morgengrauen“: „Ich erinnere mich… als Kind ging ich im Morgengrauen den Waldpfad hinab zum Fluss und über rauschend raunenden Wasserfällen schwebte weiches Nebelgespinst.“ (Buch: „Brücke der Liebe“)
Gedichte dieser Art, sind die Besten in diesem Band, wie auch die Gedichte über ihre Kindheit, die Augenblicke in ihrem eigentlichen Leben, die sie uns, wie ein lyrisches Tagebuch vorstellt. Sie unterstreicht damit die alte Wahrheit, dass jede Kindheit und Jugend, egal wie schwer sie sein mochte, doch die liebsten Erinnerungen im ganzen Leben sind.
Mit dem Erwachsenwerden, erfuhr sie all‘ die Erbarmungslosigkeit des täglichen Lebens. Dazu kam der Fortgang in die Fremde, nicht um das Glück zu suchen, sondern der nackten Existenz wegen. Dieser Kontrast wird besonders hervorgehoben in dem Gedicht „Mutters Brief“ in dem es heißt: „Mit zittriger Hand Mutter, schreibst du mir wieder“ und weiter: „Dein Brief ist voller Schmerz und Wärme, Worte sind Tränen, die du heimlich abwischst…“
Das Wort „Mutter“, schreibt sie mit einem Großbuchstaben (*), so, wie man das Wort „Gott“ schreibt, der für ein Kind, die Mutter darstellt. So ist dieser Gedichtband eine Ode an die Mutter - ihre Mutter. Aber auch für alle anderen Mütter dieser Welt. In dem Gedicht „Allein bin ich…“ vergrößert sich der Kontrast zwischen den Tagen ihrer Kindheit und den späteren Schwierigkeiten, welche das voran schreitende Leben mit sich bringt. „Allein bin ich, und die Nacht senkt sich herab in meinem grünen Garten. Finster ist sie und still…“ (Buch „Abgerissener Zweig“)
Enorm ist das Ausmaß ihrer mittellosen, aber doch so reichen Kindheit, welche sie in dem Gedicht „Ich möchte“ beschreibt: „Ich möchte aufwecken die schlummernde Morgenröte. Mit einem Lächeln auf den Lippen den Tag begrüßen.
Mich berauschen am Blau des Himmels, die Sonne umarmen, mich betrachten im Strudel eines ausgetrockneten Flusses.“ (Buch: Abgerissener Zweig)
Diese retrospektive Gedichtsammlung von Ljubica Perkman ist meisterhaft und kunstvoll komponiert und die ausgesuchten Gedichte schildern eindrucksvoll ihr poetisches Wirken. Nach dem Kindheitszyklus, folgt die Periode von Gedichten in: „Das Ende eines Sommers (1998)“, dessen Titel gleichlautend mit dem eines der Gedichte ist und Symbolcharakter hat. Wie auch das Gedicht „Abgerissener Zweig“, der Titel ihres ersten Werkes. „Es stirbt der letzte Sommertag. Der Herbst stickte ihm ein golden schimmerndes Trauertuch.“ (Buch: das Ende des Sommers)
Es ist anzunehmen, dass sich die Autorin mit „Dem Ende eines Sommers“ von der Zeit des unermesslichen Heimwehs und vielen Jahren in der Fremde in ihrem Erstlingswerk „Abgerissener Zweig“ verabschieden wollte. Versöhnt mit dem Schicksal, schreibt sie das Gedicht „Kein Land ist fremd“: „Kein Land ist fremd, wenn es ein Lächeln darin gibt. Kein Land ist fremd, wenn du erkennst,