Die Schule in Großwölkau in den Jahrhunderten. Friedemann Steiger

Die Schule in Großwölkau in den Jahrhunderten - Friedemann Steiger


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      Friedemann Steiger

      DIE SCHULE IN

       GROSSWÖLKAU IN DEN

       JAHRHUNDERTEN

      Von der Küstereischule

      zur Evangelischen Volksschule

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2017

      Bibliografische Information durch die Deutsche

       Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek

       verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

       Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

       sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      ISBN 978-3-96145-179-1

      Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Titelbild: Kleinwölkauer Schlosskirche vor dem Einsturz

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Vorwort

      Im Pfarrarchiv von Wölkau fand ich die Chronik, die Pfarrer Carl Wilhelm Thon über das Kirchspiel Wölkau handschriftlich verfasst hat. (11 Bände mit über 1500 Seiten). Die Texte zu lesen und zu übersetzen war schwierig. Unendlich lange Schachtelsätze, oft ohne Punkt und Komma, die Mehrdeutigkeit bestimmter Worte, die manchmal sehr willkürlichen und sogar auch unverständlichen Abkürzungen, das Groß – und Kleinschreiben nach Bedarf oder auch Wichtigkeit oder überhaupt die Orthografie in freier Wahl, auch uns heute nicht mehr gebräuchliche Worte, erforderten die inhaltliche Ergründung der Zusammenhänge, verbunden mit dem Nachschlagen in entsprechenden Quellen, sowie das Übersetzen aus dem Lateinischen.

      Zitiert wird aus den Visitationsprotokollen. Die hat Pfarrer Thon bis 1936 eifrig durchforscht. Sie beinhalten nicht nur die negativen Dinge und die Schwierigkeiten im Umgang miteinander. Sie hatten auch etwas zu tun mit Rechten, mit Land, mit Geld und Besoldung, aber eben auch mit menschlichen Fehlleistungen und mit Versagen.

      Die amtierenden Geistlichen von Großwölkau habe ich in meinem Band „Die vier eisernen Inventarienkühe“ gesondert betrachtet und mich in ein Gespräch mit ihnen eingelassen.

      Hier folgt nun der entsprechende Band, der sich mit den Lehrern des Kirchspiels beschäftigt. Das ist ebenso reizvoll und spannend. Sie werden sich wundern, wie viele Lehrer ihre Arbeit in Wölkau gemacht haben. Sie werden sich auch wundern, wie oft sie die Stelle gewechselt haben. Sie werden staunen, aus welchen bescheidenen Anfängen heraus, nämlich der Küsterschule, die evangelische Volksschule entstanden ist. Sie werden vielleicht auch entsetzt sein, wie brüchig das Verhältnis zu den entsprechenden Pfarrern war und wie sich der Zwist zwischen den gut ausgebildeten Pfarrern und den zunächst eher einfach ausgebildeten Lehrern war.

      Sie warden Antworten bekommen auf folgende Fragen:

      Wie entwickelte sich das Schulwesen in unseren Dörfern seit dem 16. Jahrhundert? Die evangelische Volksschule bestand immerhin bis nach dem ersten Weltkrieg.

      Wie lebte die einfache Bevölkerung auf dem Dorf? Was besaßen sie? Wovon lebten sie? Wie waren ihre Wohnverhältnisse? Was bedeutete ihnen der evangelische Glaube?

      Wie frei, selbständig und selbstbewusst waren die Bauern? Sie wollten bei der Auswahl der Pfarrer und Lehrer mitreden. Sie ließen sich von keiner weltlichen und geistlichen Ordnung beeindrucken.

      Wie war das Verhältnis der Einwohner, aber auch des Patrons zu den Pfarrern und Lehrern? Hatte der Patron die dazu nötige Bildung?

      Wie wurden die weltlichen und geistlichen Gebäude erbaut und unterhalten? Das Schloss, die Kirchen, die Schule? Woher kam das Geld?

      Was hatte es für Folgen, dass Nordsachsen ab 1815 zu Preußen kam? Zog plötzlich mehr Ordnung ins Schulwesen ein? Was hatte dieser Besitzwechsel für kommunale, theologische und pastorale Folgen?

      Wie haben die Pfarrer und Lehrer ihr Amt verwaltet?

      Was hieß das für die allgemeine Bildung, dass ein Lehrer beten, lesen, schreiben, singen und etwas rechnen können musste?

      Auf diese und andere Fragen werden sie in diesem Band über die dreiunddreißig Lehrer, die seit der Reformationszeit bis in das 20. Jahrhundert in Wölkau lebten und arbeiteten, eine Antwort bekommen.

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Vorwort

       1. Eine uralte Küstereischule

       2. Martin Luther: „dass man Kinder zur Schule halten solle“

       3. Die Lehrer von Klein-Wölkau und Groß-Wölkau

       4. Schule und Küsterei Großwölkau, Kleinwölkau und Krensitz

       5. Die seit 1529 in Groß-Wölkau amtierenden Pfarrer

       6. Kurze Ortschronik von Wölkau

       Wölkau

       1. Eine uralte Küstereischule

      Die Schule in Großwölkau ist eine uralte Küstereischule. Sie wird 1529 zum ersten Mal genannt. Das geschah im Zusammenhang mit einer von Luther angeordneten Kirchenvisitation. Er musste ja mit der Reformation auch das Schulwesen neu ordnen. Vieles war zerschlagen worden. Die Klöster konnten ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. Eine neuer Pfarrerstand war entstanden. Die Pfarrer waren verheiratet und brauchten Bildung auch für ihre Kinder. Auch die weltliche Obrigkeit drängte nach Aufforderung Luthers auf eine allgemeine Bildung.

      Bei dieser ersten Kirchenvisitation wird als Einkommen für den Küster auch Geld genannt, aber vor allem geht es um Sachwerte zur Ernährung des Küsters: 8,5 Scheffel Korn sollte er bekommen und zwar von jedem Hof, ein Viertel vom Vorwerk, also dem Rittergut, Sprengelgeld von jedem Hof und 60 hausgebackene Brote.

      Ein besonderes Küsterhaus gab es damals noch nicht und es wird auch kein Küster genannt. Das interessierte die Visitatoren offensichtlich nicht.

      Auch bei der Visitation von 1555 werden die Einnahmen der Küsterei aufgeführt. Aber auch hier wird kein Name eines Küstern genannt. Es hatte sicher immer denselben Grund, es war keiner vorhanden. In der Matrikel von 1671 heißt es später: „Weil zur Küsterei ein gering Löhnlein gewest, so hat sich auch keine Person mit Weib und Kind daruf erhalten können, hat der Pfarr dieselbe geringe genommen und einen Knaben, der zugleich auch mit in die Schule zum Pfarrer gangen, zu leiten und singen gebraucht“. (Leiten ist hier sicher Läuten).


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