Babylon. Dave Nocturn

Babylon - Dave Nocturn


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hatte sich etwas normalisiert, auch wenn sie noch Fieber zu haben schien.

      Der Arzt untersuchte sie flüchtig. »Sie ist wieder halbwegs stabil. Aber sie sollte sich noch ein oder zwei Tage erholen.«

      ***

      Sievers schwang sich auf den Fahrersitz des Unimogs.

      »Hey, halt mal! Warum fährst du?«, begehrte Hansen auf.

      »Zähl mal die Streifen!«

      »Schon gut, du Natozebra, dann fahr halt.« Hansen grinste, während er sich auf dem Beifahrersitz breitmachte.

      Sievers startete den Motor und setzte zurück, um mit dem Wagen auf die Fahrspur einschwenken zu können, dabei kam das Tor in Sicht.

      »Unheimlich.« Die Gänsehaut, die sich auf den Armen von Hansen zeigte, war auch in seiner Stimme förmlich zu hören.

      »Grauenhaft!« Sievers schüttelte sich. »Wir sollten schleunigst zu dem Munbunker fahren.«

      »Willst du da wirklich halten?«

      »Was meinst du?«

      »Naja, wir haben ein geländegängiges, vollgetanktes Fahrzeug.«

      »Ja und?«

      »Mensch Sievers, sei doch nicht so begriffsstutzig!«

      »Du weißt, was mit Deserteuren geschieht, oder? Wir haben Kriegsrecht.«

      »Wenn man sie erwischt.«

      »Wo sollen wir denn hin? Meinst du, irgendwo in Deutschland gibt es einen Fleck, der nicht von diesen Zombies heimgesucht wird?«

      »Eine Insel.«

      »Ja klar. Inseln sind ja auch überall in der Kölner Bucht zu finden.«

      »Wer spricht von hier? Bis zur Nordsee sind es knapp dreihundert Kilometer. Das schafft das Baby hier locker.«

      »Das ist Verrat, Hansen. Wir verraten unsere Kameraden, wenn wir das durchziehen.«

      »Willst du denn nicht überleben?«

      »Blöde Frage.«

      »Was gibt es dann noch zu überlegen?«

      »Ich … ich kann das nicht. Sieh dir mal die armen Schweine da im Schützennest an. Wenn wir denen nicht bald neue Mun besorgen, dann ist aus die Maus. Die enden dann als Snack für die da draußen.«

      »Die da draußen« rannten in ungebremster Wut weiter gegen das Tor und den Vorhang aus Kugeln an. Die Schützen erledigten einen nach dem anderen weit vor der Lücke im Tor, dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis die Verteidigungslinie überrollt werden würde. Die Geräusche, die die Zombies machten, fraßen sich in die Gehirne der beiden Soldaten. Die gefletschten Zähne, das Bild des Verfalls und der toten Augen drang mit Macht auf die beiden ein.

      Sievers schluckte. »Also gut.«

      »Was?«

      »Du hast mich verstanden, Hansen. Ich bin lieber ein lebender Deserteur als ein toter Soldat.«

      »Dann gib Gas, Mann!«

      Sievers schaltete in den ersten Gang und ließ den Unimog langsam anrollen. Er sah aus dem Augenwinkeln einen Mann auf das Tor zurennen. Offensichtlich war die Lücke, die immer noch durch die Leichen blockiert wurde, sein Ziel.

      »Mensch, das ist Karls! Was macht der da?« Sievers beobachtete mit aufgerissenen Augen, wie sein Hauptmann auf die Leiche zurannte. Die Schützen nahmen währenddessen weiter ungerührt die Zombies unter Feuer.

      »Der spinnt!« In Hansens Ausruf schwang so etwas wie Respekt mit.

      Sievers stieß seinen Kameraden an. »Der Verrückte will wohl die Leichen mit der Hand aus der Lücke räumen.«

      »Nee, guck mal! Der hat da etwas in der Hand. Der hat … Oh Scheiße!« Hansen erstarben die Worte im Mund.

      »Handgranaten! Verdammt, der Irre steckt Handgranaten in den Leichenberg. Schnell weg!«

      Sievers ließ die Kupplung kommen und drehte den Wagen mit quietschenden Reifen in die dem Tor entgegengesetzte Richtung. Vor ihm lag der gewundene Weg zum Hauptplatz des Stützpunktes. Hektisch schaltete er in den zweiten Gang und würgte dabei fast den Motor ab. Endlich kam das schwere Gefährt auf Touren. Sievers blickte ständig zwischen Weg und Rückspiegel hin und her.

      »Komm schon, komm endlich!« flüsterte er dem störrischen Wagen zu, weil dieser nicht schnell genug an Geschwindigkeit gewann. Hinter dem Unimog erblühte plötzlich eine Blume aus Feuer, Rauch und Körperteilen. Die Druckwelle schubste den Lkw leicht an.

      »Mein Gott! Sieh dir das an! So ein verdammter Oberhirni!«

      Hansen sah erschüttert, was geschehen war. Die Granaten hatten die Leichen aus der Lücke befördert, doch ein Teil des Tores war mit weggesprengt worden. Sofort strömten die Horden der lebenden Leichen durch das so entstandene Loch. Das letzte, was Hansen sah, war einer der Schützen, der sich sein G3 in den Mund steckte und abdrückte. Dann zwang Sievers das Fahrzeug scharf in eine Kurve.

      Kapitel II

      Bissiger Besuch

      Der Unimog kam schleudernd und mit quietschenden Reifen vor dem Offizierskasino zum Stehen. Hansen fiel fast aus der Tür des Wagens, während Sievers beinahe elegant heraussprang. Beide rannten die Treppe zum Haupteingang hinauf.

      »Alarm!«, schrien sie unisono, während sie durch die Gänge des Kasinos Richtung Speisesaal rannten. »Die Viecher kommen!«

      Major Grundlich stellte sich den beiden in den Weg. »Was soll der Terz, Männer?«

      Die Heraneilenden blieben schlitternd vor ihm stehen und nahmen Haltung an.

      »Hauptgefreiter Hansen und Stabsgefreiter Sievers. Wir kommen vom Haupttor, Herr Major.«

      Der Major hob eine Augenbraue. »Und?«

      »Die verdammten Zombies sind durchgebrochen, Herr Major. Wir müssen sofort evakuieren.«

      »Wieso sind Sie nicht bei ihrem Zug? Warum verteidigen Sie nicht das Tor?«

      »Wir sind geschickt worden. Mun sollten wir holen. MunBunker 3. Hauptmann Karls wollte schwere Waffen. Wir waren im Unimog, gerade als die Zombies explodierten.«

      »Was?«

      Hansen kam seinem Kameraden zu Hilfe: »Wir waren gerade dabei zu wenden, als wir mitansehen mussten, wie Hauptmann Karls sich den Zombieleichen näherte, die das Tor blockierten. Er steckte Handgranaten in den Haufen und zündete sie. Alles flog in die Luft, auch das Tor.«

      »Und dann kamen sie.«, ergänzte Sievers. »Sie haben sich förmlich in das Gelände ergossen.«

      »Und die Situation jetzt?«

      Sievers Augen blickten ins Leere, sahen jene letzte Szene, die sich im Rückspiegel abgezeichnet hatte.

      »Alle tot«, brachte er schließlich hervor.

      »Und der Gegner ist durchgebrochen?«

      Sievers sah den Major an. »Verflucht, ja! Sie werden bald hier sein. Wir müssen den Stützpunkt räumen!«

      Bewegung kam in den Major. Er ging an die Korridorwand und nahm den Hörer eines leuchtend roten Telefons auf, das dort hing.

      »Major Grundlich hier. Status schwarz. Ich wiederhole: Status schwarz. Alle erforderlichen Maßnahmen sofort einleiten!«

      ***

      Sandra zuckte zusammen, als von überall her die Sirenen heulten. Schweiß brach ihr aus. »Was bedeutet das?«

      Der Arzt sah sie mit starrem Gesichtsausdruck an. »Die Zombies kommen.«

      Sandra schlug die Hände vor den Mund. Mit aller Kraft hielt sie das panische »Nein!« zurück.

      »Das


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