Eine Witwe erinnert sich. Brunhilde Thieme

Eine Witwe erinnert sich - Brunhilde Thieme


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      Brunhilde Thieme

       Eine Witwe

       erinnert sich

       Zufall oder Schicksal des Lebens

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2016

      Bibliografische Information durch die

      Deutsche Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

      der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

      sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag

      Alle Rechte bei der Autorin

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      Wie beginnt man das Schreiben eigener Erinnerungen des Lebens?

      Was ist wichtig, was nicht? Konnte ich diese Fragen richtig beantworten?

      Das Abenteuer meines Lebens in vielen seinen Facetten.

      Die Lebenskurve, welche mal tief nach unten gerät, aber stets wieder emporsteigt.

      Ich widme diese Zeilen allen, die Kraft brauchen und suchen – durch Willensstärke.

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Impressum

       Kindheitserinnerungen

       Jugenderinnerungen

       Schicksalhafte Begegnung

       Platonische Liebe und mein anderes Leben

       Reisefreiheiten?

       Meine große Liebe und andere Kämpfe

       Abenteuer und Liebe

       Liebe und Hoffnung

       Allein!

       Das ist das Leben!

       Hurra, ich bin Rentnerin

       Kindheitserinnerungen

      Ich wurde am 5. März 1952 geboren und war das zweite Kind meiner Eltern. Mein Bruder war knapp eineinhalb Jahre älter als ich.

      Die Kindheit und einen großen Teil der Jugend verbrachte ich in meinem Geburtshaus in einem kleinen Ort in der Nähe von Leipzig in Waldsteinberg. Dieser Ortsteil von Brandis war weitgehend von Wald umgeben. Er stellte eine sogenannte Streusiedlung dar mit sehr wenigen Einwohnern. In der Nähe befand sich auch ein Berg, welcher sich Kohlenberg nannte. Das war immer unser Winterdomizil zum Rodeln. Ein kleiner Nebenfluss der Parthe floss mitten durch unseren Ort, genannt die Faule Parthe.

      Von meinen Erinnerungen an die Kindheit sind leider nur noch Bruchstücke vorhanden. Unser Wohnhaus war einfach, klein und aus Holz, umgeben von einem über tausend Quadratmeter großen Garten. Es war alles sehr einfach eingerichtet in dieser Zeit.

      Fließendes Wasser war noch unbekannt für uns. Im Garten war ein tiefer Brunnen, wo mittels einer Schwengelpumpe das Wasser nach oben gelangte. Das sehr eisenhaltige Wasser bedurfte eines Kiesfilters zum Reinigen. Erst durch das Filtern wurde es als Trinkwasser verwendbar. Regenwasser für vielfältige Zwecke wurde in Fässern aufgefangen.

      Die Toilette, welche damals als Lokus oder Abort bezeichnet wurde, befand sich in den ersten Jahren in einem kleinen Verschlag im Hinterhof außerhalb des Wohnhauses. Es gab keinerlei Kanalisation. Später wurde ein kleiner Anbau am Haus mit einer Jauchengrube und einem Plumpsklosett geschaffen. Die Gülle musste regelmäßig mit einer Jauchenkelle aus der Grube geschöpft werden. Dieses Abwasser kam auf die Beete und die Wiesen.

      Ich entsinne mich, dass es damals auch keinerlei Toilettenpapier gab. Jegliches Einpackpapier oder Zeitungen wurden in kleine handliche Stücke gerissen oder geschnitten und so verwendet. Wenn man das heutzutage jungen Leuten erzählt, können sie sich so etwas absolut nicht vorstellen. Wie auch!

      Im Haus gab es eine Wohnküche, eine gute Stube, ein Schlafzimmer, eine kleine Speisekammer, einen fast ebenerdigen Keller, einen Raum, welcher das Waschhaus darstellte, und einen Oberboden. Kinderzimmer kannten wir nicht. Mein Bruder und ich schliefen viele Jahre mit im elterlichen Schlafzimmer.

      Von meinem Vater habe ich nur eine sehr blasse Erinnerung. An ein Erlebnis denke ich aber sofort, auch wenn es heute eine sicher total unbedeutende Sache darstellt, welche kaum jemand nachvollziehen kann. Es war damals für mich ein sehr einschneidendes Erlebnis im Alter von etwa fünf Jahren. Ich hatte einen kleinen Holzsteckmann gebastelt und lief nach hinten in den Hof, um ihn stolz meinem Vater zu zeigen, aber er war wütend, vielleicht sollte ich irgendetwas machen und hatte es verträumt. Er nahm diese Figur und warf sie in hohem Bogen in die Bäume des Nachbargrundstückes. Ich war tieftraurig. Das habe ich nie vergessen und verziehen.

      Weitere Erinnerungen sind sehr vage. Ich weiß nur, dass ich am Tag des tödlichen Unfalls meines Vaters nicht weinen konnte. Wie kam es dazu? Unser Vater verunglückte 1960 bei einem Betriebsunfall im damaligen Spannbetonwerk Naunhof während der Arbeit mit Hochspannung. Ein Kranauto wollte auf dem Betriebsgelände unter einer Hochspannungsleitung zu einem anderen Arbeitsplatz fahren und zerriss das Hochspannungskabel beim Durchfahren. Es kam zu einem gewaltigen Stromschlag. Der Fahrer hatte die Höhe falsch eingeschätzt. Mein Vater und ein Kollege, beide arbeiteten an diesen Strommasten, wurden der tödlichen Hochspannung ausgesetzt. Es gab keinerlei Rettung. Ein dritter hatte Glück, der sprang rechtzeitig ab, da er nicht gebraucht wurde. Meine Mutter musste uns nun allein großziehen. Es war sicher eine sehr harte Zeit für sie, das wurde mir aber erst viel später bewusst.

      In die Schule ging ich ganz gern. Ich war etwas neidisch auf die anderen, da sich viele schon durch den Kindergarten kannten. Ich hatte nie die Möglichkeit, in einen Kindergarten zu gehen, da es in unserem Ort so etwas noch nicht gab. Er wurde erst gebaut, woran mein Vater wohl auch mitgewirkt hatte. So hing ich am Rockzipfel meiner Mutter. Sie war nicht berufstätig. Das war damals so üblich. Die Frau hatte die Kinder großzuziehen und den Haushalt zu machen.

      Später arbeitete meine Mutter als Aushilfe in unserem kleinen Konsum, der sich gleich in unserer Straße befand.

      Außer unserem Garten um das Haus herum hatten wir ein Bodenreformlandstück, welches wir auch noch bearbeiteten. Das befand sich in der Nähe unseres Hausberges, dem Kohlenberg. Dort


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