Cultural Studies - Ein politisches Theorieprojekt. Stuart Hall

Cultural Studies - Ein politisches Theorieprojekt - Stuart  Hall


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      Stuart Hall

      Cultural Studies –

       Ein politisches Theorieprojekt

      Ausgewählte Schriften 3

      Herausgegeben und übersetzt von Nora Räthzel

      Argument Verlag

      Die Übersetzung des Textes wurde von der Europäischen Kommission, DGV finanziell unterstützt.

      Bitte den Cip-Standardeintrag!!!

      Deutsche Erstausgabe

      © Argument Verlag 2000

      Eppendorfer Weg 95a, 20259 Hamburg

      Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020

       www.argument.de

      Texterfassung durch die Übersetzerin

      Korrektur: Franka Hesse

      Satz: Martin Grundmann

      Umschlaggestaltung: Martin Grundmann

      E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

      ISBN 978-3-86754-852-6

Inhalt

      Vorwort

      Die hier vorgenommene Auswahl soll den deutschen Leserinnen und Lesern eine Version der Entwicklung der Cultural Studies vermitteln, die hoffentlich hilfreich ist für die Nutzung dieses theoretisches Projekts in einer eingreifenden, auf Veränderung orientierten Perspektive. Wie Stuart Hall selbst sagt, geht es nicht um die authentische Fassung, schon gar nicht darum, das, was Cultural Studies sein sollen, zu definieren und zu kontrollieren. Es geht vielmehr um eine Linie in den Cultural Studies, die von Stuart Hall (aber natürlich nicht nur von ihm) repräsentiert wird. Für meine Arbeiten im Bereich der Rassismusforschung und der Jugendforschung sind die Texte von Stuart Hall immer in zweierlei Hinsicht inspirierend: 1. wegen der Perspektive des Eingreifens beim Betreiben von Theorie, 2. weil er sich auf neue Fragestellungen einlässt, ohne die »alten« Auffassungen und Begriffsbildungen über Bord zu werfen.

      Früher mussten wir, die wir Theorie als eigenständige Praxis, aber doch als Praxis betrachteten, die für Befreiung nutzbar sein soll (das ist etwas anderes als Wissenschaft »im Dienste von« – hier geht es nicht darum, Wissenschaft politischen Interessen unterzuordnen, sondern darum, eine Wissenschaft zu betreiben, deren Fragestellung und Darstellungsweisen Herrschaftsstrukturen kritisieren und begreifen können), uns mit den Ansprüchen der so genannten »objektiven« Wissenschaft auseinander setzen, die leugnete, dass Wissenschaft von einem bestimmten Standpunkt aus und in einem bestimmten historischen Kontext gemacht wurde. Heute schlagen wir uns oft mit dem Gegenteil herum: mit einem Subjektivismus, der wissenschaftliche Ergebnisse nur noch für die drei Personen, die sie an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit untersuchen, gelten lässt. Stuart Hall ist einer der wenigen Theoretiker, der diese beiden Vereinseitigungen meidet. Er produziert »situiertes Wissen«, das dennoch über seine Zeit und seinen Ort hinausweist.

      Wo die einen jede neue Begriffsbildung umarmen und bereit sind, alles, was sie bisher für richtig empfunden haben, mehr oder weniger rasch auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen, da rufen die anderen immer nur »modisch«, »Zeitgeist« und beharren darauf, dass die Dinge entweder so bleiben, wie sie sind, oder immer schon so anders waren, wie sie geworden sind. Auch in dieser Beziehung ist Stuart Hall einer der wenigen, der sich den neuen Fragestellungen stellt, der benennt, was er nicht mehr für richtig halten kann, und doch die noch brauchbaren Begriffe und Perspektiven, ja nicht beibehält, sondern entsprechend den neuen Anforderungen weiterentwickelt.

      Weil seine Arbeit situated knowledge ist, weil die Person, die dieses Wissen schafft, wichtig ist, deshalb beginnt dieser Band mit einem ausführlichen Interview zum Werdegang von Stuart Hall. Von seiner Kindheit und Jugend in Jamaika bis zu seiner Zeit an der Open University und zur Entwicklung seiner Fragen nach Ethnizität und Identität umfasst diese Erzählung seine persönliche, politische und theoretische Entwicklung und liefert den Kontext für die folgenden Aufsätze. Diese sind chronologisch geordnet und zeigen so noch einmal eine theoretisch-politische Entwicklung. Zum Beispiel werden in dem Text über »Neue Zeiten« einige gesellschaftspolitische Veränderungen als Herausforderung für eine neue Politik und Theoriebildung herausgearbeitet, die in dem Text über »Postmoderne und Artikulation« eher heruntergespielt werden. Das letzte Interview diskutiert die Internationalisierung der Cultural Studies, ihren Erfolg in den USA, in Australien und Asien. Das hier artikulierte Misstrauen gegen eine überaus erfolgreiche Institutionalisierung, die dazu führt, dass die Cultural Studies ihre politische Interventionsfähigkeit verlieren, mag auch für Aspekte der Verbreitung angebracht sein, die heute im deutschsprachigen Raum stattfindet.

      Ich hoffe, dass dieser Band wie die beiden anderen dazu beitragen wird, den politisch orientierten Strang der Cultural Studies zu stärken, und dass vor allem das Lesen ebenso viel Spaß macht wie es Spaß gemacht hat, die Texte zu übersetzen.

      Nora Räthzel, Umea, September 1999

      Anmerkungen


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