Egmont. Johann Wolfgang von Goethe

Egmont - Johann Wolfgang von Goethe


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      Johann Wolfgang von Goethe

      Egmont

      Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

      Saga

       Egmont

      Coverbild/Illustration: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Philip_II_of_Spain_berating_William_the_Silent_Prince_of_Orange_by_Cornelis_Kruseman.jpg

      Copyright © 1788, 2021 SAGA Egmont

      Alle Rechte vorbehalten

      ISBN: 9788726957235

      1. E-Book-Ausgabe

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

      Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

      www.sagaegmont.com

      Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

      Personen:

       

       Margarete von Parma, Tochter Karls des Fünften,

       

       Regentin der Niederlande

       

       Graf Egmont, Prinz von Gaure

       

       Wilhelm von Oranien

       

       Herzog von Alba

       

       Ferdinand, sein natürlicher Sohn

       

       Machiavell, im Dienste der Regentin

       

       Richard, Egmonts Geheimschreiber

       

       Silva und Gomez, unter Alba dienend

       

       Klärchen, Egmonts Geliebte

       

       Ihre Mutter

       

       Brackenburg, ein Bürgerssohn

       

       Soest, Krämer, Bürger von Brüssel

       

       Jetter, Schneider, Bürger von Brüssel

       

       Zimmermann und Seifensieder , Bürger von Brüssel

       

       Buyck, Soldat unter Egmont

       

       Ruysum, Invalide und taub

       

       Vansen, ein Schreiber

       

       Volk, Gefolge, Wachen usw.

       Der Schauplatz ist in Brüssel

      Erster Aufzug

      Armbrustschießen. Soldaten und Bürger mit Armbrüsten

       Jetter, Bürger von Brüssel, Schneider, tritt vor und spannt die Armbrust. Soest, Bürger von Brüssel, Krämer.

      Soest. Nun schießt nur hin, daß es alle wird! Ihr nehmt mir's doch nicht! Drei Ringe schwarz, die habt Ihr Eure Tage nicht geschossen. Und so wär' ich für dies Jahr Meister.

      Jetter. Meister und König dazu. Wer mißgönnt's Euch? Ihr sollt dafür auch die Zeche doppelt bezahlen; Ihr sollt Eure Geschicklichkeit bezahlen, wie's 'recht ist.

       (Buyck, ein Holländer, Soldat unter Egmont.)

      Buyck. Jetter, den Schuß handl' ich Euch ab, teile den Gewinst, traktiere die Herren: ich bin so schon lange hier und für viele Höflichkeit Schuldner. Fehl ich, so ist's, als wenn Ihr geschossen hättet. -

      Soest. Ich sollte dreinreden: denn eigentlich verlier ich dabei. Doch, Buyck, nur immerhin.

      Buyck(schießt). Nun, Pritschmeister, Reverenz! – Eins! Zwei! Drei! Vier!

      Soest. Vier Ringe? Es sei!

      Alle. Vivat, Herr König, hoch! und abermal hoch!

      Buyck. Danke, ihr Herren. Wäre Meister zu viel! Danke für die Ehre.

      Jetter. Die habt Ihr Euch selbst zu danken.

       (Ruysum, ein Friesländer, Invalide und taub.)

      Ruysum. Daß ich euch sage!

      Soest. Wie ist's, Alter?

      Ruysum. Daß ich euch sage! – Er schießt wie sein Herr, er schießt wie Egmont.

      Buyck. Gegen ihn bin ich nur ein armer Schlucker. Mit der Büchse trifft er erst, wie keiner in der Welt. Nicht etwa, wenn er Glück oder gute Laune hat; nein! wie er anlegt, immer rein schwarz geschossen. Gelernt habe ich von ihm. Das wäre auch ein Kerl, der bei ihm diente und nichts von ihm lernte. – Nicht zu vergessen, meine Herren! Ein König nährt seine Leute; und so, auf des Königs Rechnung, Wein her!

      Jetter. Es ist unter uns ausgemacht, daß jeder -

      Buyck. Ich bin fremd und König, und achte eure Gesetze und Herkommen nicht.

      Jetter. Du bist ja ärger als der Spanier; der hat sie uns doch bisher lassen müssen.

      Ruysum. Was?

      Soest(laut). Er will uns gastieren; er will nicht haben, daß wir zusammenlegen und der König nur das Doppelte zahlt.

      Ruysum. Laßt ihn! doch ohne Präjudiz! Das ist auch seines Herrn Art, splendid zu sein und es laufen zu lassen, wo es gedeiht.

       (Sie bringen Wein.)

      Alle. Ihro Majestät Wohl! Hoch!

      Jetter(zu Buyck). Versteht sich: Eure Majestät.

      Buyck. Danke von Herzen, wenn's doch so sein soll.

      Soest. Wohl! Denn unserer spanischen Majestät Gesundheit trinkt nicht leicht ein Niederländer von Herzen.

      Ruysum. Wer?

      Soest(laut). Philipps des Zweiten, Königs in Spanien.

      Ruysum. Unser allergnädigster König und Herr! Gott geb' ihm langes Leben.

      Soest. Hattet Ihr seinen Herrn Vater, Karl den Fünften, nicht lieber?

      Ruysum. Gott tröst' ihn! Das war ein Herr! Er hatte die Hand über den ganzen Erdboden und war euch alles in allem; und wenn er euch begegnete, so grüßt' er euch wie ein Nachbar den andern; und wenn ihr erschrocken wart, wußt' er mit so guter Manier – ja, versteht mich – Er ging aus, ritt aus, wie's ihm einkam, gar mit wenig Leuten. Haben wir doch alle geweint, wie er seinem Sohn das Regiment hier abtrat – sagt' ich, versteht mich – der ist schon anders, der ist majestätischer.

      Jetter. Er ließ sich nicht sehen, da er hier war, als in Prunk und königlichem Staate.


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