Ulzanas Krieg. Karl H. Schlesier
angrenzte. In der Ferne konnten wir an der gegenüberliegenden Seite des Tals die Staubwolke sehen, die von den Indianerponys aufgewirbelt wurde, als sie bereits einen anderen Bergrücken erklommen.
Ich begriff, dass eine weitere Verfolgung durch die Truppen sinnlos war und uns ein langer Feldzug in Mexiko bevorstand, und meldete dem kommandierenden Offizier Captain Smith, dass ich mit meinen Scouts nach Fort Apache zurückkehren und dem General mit der Bitte um weitere Instruktionen erneut telegrafieren würde.
Sofort nach der Ankunft in Fort Apache ließ ich alle Chiricahua und Warm Springs Apachen in mein Lager bringen und zählte sie. Fünfunddreißig Männer, acht gekennzeichnete Jungen (alt genug, um Waffen zu tragen) und 101 Frauen und Kinder fehlten. Im Auftrag des Generals zog ich weitere einhundert Scouts ein. Die eine Hälfte davon waren Chricahuas, Warm Springs und White Mountains, die andere bestand aus den von Captain Pierce geschickten San Carlos, Tontos, Yumas und Mohaves. Mit einem Packtiertross mit Vorräten setzten wir uns wieder in Marsch. Die an dem Ausbruch beteiligten Häuptlinge waren Geronimo, Chihuahua, Nachite (Naiche), Mangus und der alte Nana.
Aussage von Lieutenant Britten Davis, Dritte Kavallerie, der vom Frühling 1884 bis zum Sommer 1885 für die Chiricahua- und Warm Springs-Apachen am Turkey Bach verantwortlich war.
VIER
Am frühen Nachmittag saßen drei Männer abseits des Lagers auf einem Grasflecken, der von Wolfsbeerensträuchern umgeben war.
„Ich frage mich, wo sie sind”, sagte Nana. „Ob sie umgekehrt sind oder noch weiter marschieren. Wenn sie frische Pferde bekommen haben, könnten sie immer noch kommen.”
Chihuahua sah den alten Mann nachdenklich an. „Sie könnten dem anderen Weg nach Süden folgen”, entgegnete er schließlich. „Er ist mit den Pferden leichter zu bewältigen als dieser.” Und nach einer Pause meinte er: „Sie werden die Truppen nicht aufteilen, um Naiche mit seinen Leute und uns zu jagen. Wenn sie weiterreiten, werden sie entweder hinter uns oder hinter den anderen her sein.”
Nana nickte und spielte mit einem Grashalm zwischen seinen Zähnen.
„Wir werden es heute Nacht oder morgen erfahren”, sagte Josanie. „Galeana ist dort hinten.” Er deutete mit seinem Kinn die Schlucht hinunter.
Galeana kam nach Einbruch der Dunkelheit angeritten, bevor der Mond über den östlichen Rand der Schlucht geklettert war. Ein Dutzend Feuer brannten. Schnell war er von Männern umringt. Sein Pferd, ein Rotbrauner, den sie einen Tag zuvor auf einer der Ranches südwestlich von Clifton erbeutet hatten, war scheu und noch nicht an Apachen und den aus einem einzelnen Lasso bestehenden Zaumzeug gewöhnt, der um seinen Unterkiefer gebunden war. Galeana hielt ihn fest, nachdem er abgestiegen war.
„Sie sind uns gefolgt”, sagte er. „Dieselbe Gruppe. Ihr Nachtlager ist an einer Quelle eine Strecke stromabwärts von der Stelle, wo wir letzte Nacht waren. Ich habe die Scouts gezählt. Zwölf, White Mountain Apachen. Der weiße Mann Gatewood ist bei ihnen. Sie lagern getrennt. Zwei Trupps aus dem Fort sind dort. Wir kennen den Offizier. Smith.”
Schweigen. Dann meinte Nana mit leisem Lachen: „Sie halten uns für gefährlicher als Geronimo und Naiche.”
„Gibt es eine Möglichkeit, ihre Pferde wegzutreiben?”, fragte Josanie.
„Nein. Sie lagern an einer schmalen Stelle, und sie haben Wachen aufgestellt. Ich kam nicht an ihnen vorbei. Ich habe es versucht. Ihre Pferde und Maultiere sind südlich des Camps.”
Die Männer standen schweigend da und dachten nach. Endlich sprach Nana: „Es gibt gute Plätze für einen Hinterhalt auf dem Blue. Einer befindet sich nur eine Meile unterhalb der Stelle, an der wir letzte Nacht unser Lager hatten.“
Einige Männer brummten zustimmend. „Ich kenne den Ort”, erwiderte Josanie, „Die Armeescouts nicht.”
„Ich möchte, dass du gehst”, sagte Chihuahua. „Halt sie auf. Treib sie zurück, wenn du kannst.”
„Hm, ja”, sagte Josanie. Und nach einer Pause: „Ich nehme sechs Männer. Mit ihm”, er wies mit dem Kinn auf Galeana, „und mit Zele, der noch dort unten ist, sind wir neun. Genug.” Er berührte den Arm seines Bruders.
Dann drehte er sich zu den Männern um und fragte: „Wer kommt mit mir?”
Einige nannten ihre Namen. „Es ist gut”, sagte Chihuahua. „Wir verlassen diesen Platz bei Tagesanbruch und ziehen zu jenem niedrigen Bergrücken auf der Ostseite. Wir überqueren ihn und warten dort auf euch. Wenn wir dort nicht bleiben können, gehen wir südlich der Bergbaustadt über den Fluss und folgen dem Whitewater Bach.”
So wurde es beschlossen. Josanie und sieben Männer ritten gegen Mitternacht unter einem glühenden Mond aus dem Lager. Sie legten die elf Meilen langsam zurück und ließen die Pferde den Weg selbst wählen. Sie hatten sich für den bevorstehenden Kampf entkleidet, jeder trug nur seine Mokassinstiefel und einen Lendenschurz aus Kaliko. Ihre Gesichter waren unterhalb der Augen mit einer weißen Linie bemalt. Die meisten hatten blaue Stirnbänder, aber drei von ihnen trugen über ihrem fließenden, schwarzen Haar lederne Kriegshauben. Diese Haube war mit Federn versehen und wurden unter dem Kinn zusammen gebunden. Manche Männer hatten zum Schutz Medizinschnüre diagonal über den Oberkörper gezogen. Sie enthielten godiyo, heilige Kraft. Jeder trug einen an seinem Patronengurt befestigten Medizinbeutel mit Hoddentin, geweihtem Pollen, und kleinen Medizinobjekten. Alle hatten Gewehre, die Hälfte davon waren Springfield Einschüsser Kaliber 45-70 Armeemuster, die anderen Henrys und Winchesters mit Hebelfunktion. Auf Josanies Oberschenkeln ruhte eine Sharps-Borchardt Kaliber 45-70. Nur Tsach trug zusätzlich einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen.
Als sie noch meilenweit entfernt waren, konnten sie bereits die Feuer des Soldatenbiwaks riechen. Galeana führte sie zu einer abgeschiedenen Stelle, wo Zeles Pferd hinter Felsblöcken verborgen war.
Sie stiegen ab und ließen ihre Tiere ohne Wächter zurück. Schweigend schritten sie stromabwärts, an drei alten Cottonwood-Bäumen vorbei und um eine Biegung herum. Dort erwartete sie Zele. Sie gingen weiter und nahmen ihre Positionen für den Hinterhalt ein. Das feindliche Camp befand sich hinter einer weiteren Biegung außer Sichtweite. Der Mond wanderte weiter, und die Nacht neigte sich dem Morgen entgegen.
Die Luft war kalt, aber die Männer beachteten es nicht. Josanie saß zwanzig Fuß über dem Talboden in einer Felsspalte. Unter ihm war die Schlucht ungefähr fünfzig Fuß breit und mit Kies, Sand und Geröll bedeckt, und ein seichter Bach schlängelte sich hindurch. Über einen Felsvorsprung hinweg konnte er in ein kleines ovales Tal jenseits der engen Windung des Canyons sehen. Unten im Tal erblickte er Tsach, Bish und Nitzin, und er wusste, dass die restlichen Männer am anderen Ufer des Bachs versteckt waren. Von dort würden sie jede Annäherung durch das Tal bemerken.
Ein Königsfischer ließ sich zehn Fuß entfernt flatternd auf einem Felsvorsprung nieder. Seine dunklen Perlenaugen blinzelten unter seiner schieferfarbenen Haube hervor. Er ließ seinen klagenden Ruf einmal erklingen und flog davon. Langsam wurde der Himmel golden, und die Strahlen der Sonne fielen auf den westlichen Rand der Schlucht.
Josanie presste sich an den Stein und spähte über den Sims dorthin, wo der Bach in einer Öffnung in der Felswand verschwand. Eine einsame, graue Zinne stand davor wie ein stiller Wachposten. Dahinter erschienen zwei Reiter, etwa einhundert Yards entfernt. Zwei weitere, dann drei und schließlich sechs. Sie kamen langsam heran, ihre Gewehre hatten sie griffbereit. Der achte Reiter war ein weißer Mann, die anderen waren Apachen. Zur Tarnung hatten sie ihre weiße Baumwollkleidung und die roten Stirnbänder mit Schmutz eingerieben. Sie ritten weiter. Die ersten beiden betrachteten die Spuren am Boden, die anderen suchten die Klippen und die herumliegenden Felsbrocken nach versteckten Gefahren ab.
Josanie hörte die Hufschläge, und als die ersten beiden Scouts die Lücke unter ihm erreichten, bemerkte er die Spitze einer Kavalleriekolonne am Taleingang: blaue Uniformen und gelbe Schals, die Männer in Zweierreihen, Abstand zu den Scouts haltend. Er blickte hinab und sah, dass Tsach seinen Bogen zur