Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021. A. F. Morland

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es für ihn im Leben zu erreichen gab. Es war für ihn eine große Befriedigung, mit den schweren Lastwagen durch das Land zu fahren, und es war für ihn viele Jahre ein Glücksgefühl gewesen, hinter dem Volant zu sitzen.

      Doch seit sich die Überfälle auf Trucks häuften, hatte er Angst. Er war noch nie ein Held gewesen. Vermutlich hatte er deshalb auch Polen verlassen. Er hasste es, zu kämpfen. Er wollte seine Ruhe haben.

      Obwohl er groß und kräftig war, ging er Schlägereien stets aus dem Wege, und er ließ sich lieber beschimpfen, als einmal seinen Standpunkt mit der Faust zu vertreten.

      Als die Serie der Überfälle begann, überlegte sich Jozef Kalescu, was er zu seinem persönlichen Schutz beitragen konnte. Er spielte kurze Zeit sogar mit dem Gedanken, zu kündigen und einen anderen, ungefährlicheren Job anzunehmen. Aber damit wäre eine Geldeinbuße Hand in Hand gegangen, und das konnte sich Kalescu nicht leisten.

      Also kaufte er sich eine Gaspistole, und er betete jeden Tag zur heiligen Madonna, sie möge verhindern, dass man ihn überfiel. Eine Zeit lang erhörte ihn die Madonna.

      Dann aber ...

      Die Straße stieg an. Jozef Kalescu kuppelte, gab Zwischengas und schaltete herunter. Das Fahren war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Jeder Handgriff klappte mechanisch. Da brauchte Kalescu nicht mehr zu überlegen.

      Kalescu war vom Lärm des Brummers eingehüllt. Plötzlich ruckte die Lenkung, und dann drehte sich das Volant wild nach rechts.

      Kalescu fing es ab. Er schimpfte polnisch. Das tat er immer, wenn er sich ärgerte. Mühsam versuchte er das Fahrzeug wieder auf geraden Kurs zu bringen. Er schaffte es nicht. Mit dem rechten Vorderreifen musste etwas nicht in Ordnung sein.

      Ärgerlich war das. Mitten in der Nacht eine Panne. Das Reifenwechseln bei diesen Riesenmonstern stellte einen wahren Kraftakt dar. Zum Glück kam das nur ganz selten vor.

      Verdrossen steuerte Jozef Kalescu den Truck rechts an den Straßenrand. Er stellte den Motor ab und zog die Handbremse an. Dann stieg er aus, um sich den Schaden am rechten Vorderreifen anzusehen.

      Dass diese Panne mit einem Überfall zusammenhängen könnte, fiel ihm nicht ein. Zornig trat er gegen den platten Vorderreifen. Eine polnische Schimpfkanonade kam über seine Lippen.

      Widerwillig krempelte er seine Ärmel hoch. Als er darangehen wollte, das Werkzeug zu holen, vernahm er hinter sich ein Geräusch. Er wirbelte herum und erstarrte, denn vor ihm standen zwei „Greise“. Ein dritter gesellte sich im nächsten Moment zu ihnen!

      14

      Bount atmete tief durch. Die Rolle, die er übernommen hatte, verlangte ihm einiges ab. Sie war mächtig strapaziös. Hoffentlich führte sie demnächst auch zum Erfolg. Sein ganzer Körper war eine einzige Quelle des Schmerzes. Er biss die Zähne zusammen und erhob sich.

      Vier Schritte von ihm entfernt lag Richard Dodge. Mit unsicheren Schritten begab Bount sich zu dem Truck-Driver. „Bist du okay, Richard?“

      „Ich war schon mal besser in Form“, ächzte Dodge.

      „Ich auch.“

      Dodge erhob sich. Bount war ihm dabei behilflich. „Jetzt weiß ich, wie es ist, wenn man durch den Wolf gedreht wird“, sagte der Truck-Driver und grinste schief. Er tastete sein Gesicht ab. „Alle Verzierungen sind noch dran, das ist die Hauptsache.“

      „Du wirst dich beim Rasieren morgen früh gerade noch wiedererkennen.“

      „Das genügt schon“, sagte Dodge. Er löste sich von Bount, machte zwei schwankende Schritte und lehnte sich schwer atmend an einen Wagen. „Wir haben zwar verloren, Bruce, aber mit Anstand. Wir haben diesen Brüdern einiges aufzulösen gegeben, und das gibt mir Berge. So einfach, wie sie sich das vorgestellt hatten, haben wir es ihnen nicht gemacht.“

      „Natürlich nicht. Schließlich sind wir keine heurigen Hasen.“ Bount führte Dodge zu seinem Wagen. Der Truck-Driver wollte sich hinter das Steuer klemmen. „Hör mal, in deinem Zustand kannst du nicht fahren“, sagte Bount Reiniger.

      „Fahren kann ich immer“, widersprach Dodge.

      „Rutsch rüber. Ich bringe dich nach Hause.“

      Widerspruchslos gehorchte der Truck-Driver. Bount setzte sich hinter das Steuer und schob den Zündschlüssel ins Schloss.

      Es war nicht weit bis zu dem Haus, in dem Dodge wohnte. Der Truck-Driver bestand darauf, dass Bount noch mit nach oben kam. Dodges Wohnung war klein, aber ordentlich instand gehalten. Der Truck-Driver bereitete zwei Drinks. Einen brachte er Bount Reiniger.

      „Wir haben uns gut geschlagen, Bruce. Darauf möchte ich trinken. Und darauf, dass du eine echte Bereicherung für unsere Crew bist. Ich denke, wenn die Banditen dich überfallen, könnten sie zum ersten Mal Schwierigkeiten kriegen. Du bist besser als wir alle. Du hast Köpfchen und verstehst knallhart zu fighten. Damit hast du uns, und bestimmt auch den Gangstern, einiges voraus.“ Bount nippte nur an seinem Glas. Er hatte noch das Gelage mit Toby Rogers in Erinnerung, und die Nachwirkungen.

      „Und morgen“, sagte Richard Dodge grinsend, ;,lassen wir uns wieder in Jack Lunas Truck-Driver-Kaschemme blicken, damit die Brüder sehen, dass wir keine Angst vor ihnen haben.“

      15

      Jozef Kalescu hatte das Gefühl, ein Eissplitter würde ihm ins Herz fahren. Das, wovor er sich so sehr gefürchtet hatte, war eingetreten. Ein Überfall! Unzählige Male hatte er sich eine solche Situation vorzustellen versucht. Eine Menge Varianten hatte er im Geist durchgespielt. Auch Verhaltensmaßregeln hatte er sich zurechtgelegt. Doch nun, wo der Überfall wirklich passierte, hakte sein Verstand aus. Er drehte durch.

      Seine Hand zuckte zum Gürtel. Er riss die Gaspistole heraus. Schreiend warf er sich den Maskierten entgegen. Dem einen hieb er die Pistole auf den Kopf. Es war Charles Marcuse, der benommen auf die Knie sackte. Dem zweiten versetzte Kalescu einen Rammstoß, der den Mann drei Schritte zurückbeförderte, und in das Greisengesicht des dritten feuerte Kalescu die Gaspistole ab.

      Banninger warf sich zur Seite. Trotzdem bekam er etwas von der Gasladung ab. Ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle. Sofort war ein höllisches Brennen in seinen Augen, und seine Atemwege schienen verätzt zu sein. Er hustete und japste nach Luft.

      Kalescu stürmte an ihm vorbei und warf sich atemlos in die Büsche. Charles Marcuse federte wutentbrannt hoch. Er stemmte die Maschinenpistole in die Seite und ließ sie hämmern.

      Die Kugeln fetzten in den Busch und rissen Blätter und Zweige ab. Da Kalescu jedoch rechtzeitig einen Haken geschlagen hatte, kam er mit heiler Haut davon. In heller Panik jagte er über eine große Wiese auf einen Hang zu, hinter dem er sich Schutz und Sicherheit erhoffte.

      Marcuse sah ihn und feuerte ihm sofort wieder nach.

      „Hör auf!“, schrie Tiggers. „Warum ballerst du wie verrückt hinter ihm her? Lass ihn laufen!“

      „Der Hund hat mir eine Beule geschlagen!“, schrie Marcuse wütend zurück.

      „Na wenn schon.“

      „Niemand schlägt mir ungestraft eine Beule!“, schrie Charles Marcuse aufgebracht. „Niemand!“

      „Unsere Aufgabe ist es, uns um den Truck zu kümmern, nicht um den Fahrer.“

      „Macht ihr zwei das“, verlangte Marcuse. „Ich hole mir den Driver.“

      „Charles, so nimm doch Vernunft an. Eliot fällt für eine Weile aus.“

      „Interessiert mich nicht. Ich hole mir den Bastard.“

      „Das wird dem Boss nicht gefallen, Charles.“

      „Kümmere dich um deinen eigenen Kram!“, schnauzte Marcuse den Komplizen an. „Ich weiß, was ich tue, und ich will diesen Kerl haben. Was er getan hat, kriegt er


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