Wie die Swissair die UBS rettete. Bernhard Weissberg
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Dieses Buch ist nach den aktuellen Rechtschreibregeln verfasst. Quellenzitate werden jedoch in originaler Schreibweise wiedergegeben. Hinzufügungen sind in [eckigen Klammern] eingeschlossen, Auslassungen mit […] gekennzeichnet.
Lektorat: Rachel Camina, Hier und Jetzt
Gestaltung und Satz: Simone Farner, Naima Schalcher, Zürich
Bildbearbeitung: Benjamin Roffler, Hier und Jetzt
Druck und Bindung: Kösel GmbH, Altusried-Krugzell
ISBN Druckausgabe 978-3-03919-494-0
ISBN E-Book 978-3-03919-956-3
E-Book-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
© 2019 Hier und Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte GmbH, Baden, Schweiz
Inhalt
In der Krise wird alles anders Kaspar Villigers Sicht
Die Analogie zur Weltwirtschaftskrise 1929 Barry Eichengreens Sicht
Wie die Swissair half, die UBS zu retten
Vorwort
Am 16. Oktober 2008 wacht die Schweiz auf und erschrickt: Die grösste Schweizer Bank, die UBS, muss vom Staat gerettet werden. Das melden die Medien. Grund sei die «Verschlechterung der Märkte» und die «zunehmende Verunsicherung», wie CEO Marcel Rohner an einer Telefonkonferenz frühmorgens an jenem Tag sagt. Man habe nun gemeinsam mit der Schweizerischen Nationalbank eine Lösung gefunden.
Rohners bügelfreie Aussagen sind in Wahrheit ein unschönes Geständnis: Die Bank mit Hauptsitz an der Zürcher Bahnhofstrasse steht vor der Zahlungsunfähigkeit. Verschiedene Divisionen haben sich unabhängig voneinander mit Hypothekenpapieren in den USA ins Elend spekuliert. Weil der Bank nun das dringend benötigte Kapital fehlt, muss sie der Bund retten. Offiziell nennt sich das «Stabilisierung» – es klingt etwas gnädiger.
Die Öffentlichkeit jedoch lässt sich nicht täuschen: «UBS auf Betteltour» schreibt der am gleichen Tag erscheinende Blick am Abend, «Staat muss UBS retten» titelt der Blick am nächsten Tag. Nur die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) bleibt rücksichtsvoll gegenüber der Finanzwirtschaft. Sie vermeidet es, die Marke UBS im Titel überhaupt zu nennen, und überschreibt ihre Darstellung der Ereignisse mehr als sachlich: «Staatliches Hilfspaket für den Finanzplatz».
Damit endet schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahrzehnts der Versuch von Schweizer Managern, ihre Firma an die Weltspitze zu katapultieren. «Wir möchten in der Weltliga der Finanzindustrie an vorderster Front mitspielen», kündigt 1997 der neue CEO Marcel Ospel vollmundig an, als er seinen Basler Bankverein (SBV) mit der Bankgesellschaft (SBG) aus Zürich zur UBS zusammenschliesst. Und Ospel kauft deshalb kräftig zu, vor allem in den USA: den Asset Manager GAM im Jahr 1999, den Vermögensverwalter PaineWebber im Jahr 2000, vier Jahre später die Kapitalmarktdivision von Charles Schwab.
Ebenfalls im Jahr 1997 beschliessen die Führungsgremien einer anderen Schweizer Firma, der Swissair, eine Strategie namens «Hunter»: Die Schweizer Airline-Manager wollen auch zukaufen, in ihrem Fall viele kleine und mittlere Fluggesellschaften, um in der Europaliga, also gegen British Airways und Lufthansa, mithalten zu können. Geplanter langfristiger Effekt: Die Swissair soll ein attraktiver Partner für eine der grossen US-Airlines werden. Zusammen würde man eine weltweit führende Allianz bilden.
Zwei Mal innerhalb von zehn Jahren enden diese Weltmachtspläne im Desaster: bei der Swissair 2001 im Grounding, und auch die UBS steht sieben Jahre später vor dem Abgrund. Beide Male lässt ein Grossereignis in den USA die schwelende Krise ausbrechen. Beide Male müssen die Chefs an der Spitze gehen. Und beide Male ist die Nachfolge-Crew