Gewalt im Spiegel alttestamentlicher Texte. Группа авторов
Norbert Clemens Baumgart
Martin Nitsche (Hg.)
Gewalt im Spiegel
alttestamentlicher Texte
ERFURTER THEOLOGISCHE SCHRIFTEN
im Auftrag
der Katholisch-Theologischen Fakultät
der Universität Erfurt
herausgegeben
von Josef Römelt und Josef Pilvousek
BAND 43
Norbert Clemens Baumgart
Martin Nitsche (Hg.)
Gewalt im Spiegel
alttestamentlicher Texte
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar
1. Auflage 2012
© 2012 Echter Verlag, Würzburg
Satz
Matthias Kraus, Erfurt
Druck und Bindung
Difo-Druck, Bamberg
ISBN
978-3-429-03568-6 (Print)
978-3-429-04682-8 (PDF)
978-3-429-06081-7 (ePub)
INHALT
Norbert Clemens Baumgart
Ulrich Berges / Bernd Obermayer
ZU JOSUA BEI JESUS SIRACH. DER ERSTE VERS IM LOB AUF DEN SOHN NUNS (SIR 46,1–8)
Thomas R. Elßner
ANDERE, FREMDE, FEINDE IM BUCH ESRA/NEHEMIA
Maria Häusl
GERECHTIGKEIT UND GEWALT. PSALM 137 IN KANONISCHER LEKTÜRE
Ruth Scoralick
VORWORT
Der vorliegende Sammelband geht auf eine Tagung der „Alttestamentlichen Arbeitsgemeinschaft“ (ATAG) zurück, die vom 23.-24. September 2011 in Neudietendorf (Landkreis Gotha) stattfand.
Entstanden ist die ATAG aus der Notwendigkeit, die Alttestamentlerinnen und Alttestamentler (beider Konfessionen) in der DDR zu vernetzen. Die Schwierigkeiten, die die Theologie in der DDR an den staatlichen und kirchlichen Ausbildungseinrichtungen hatte, nicht zuletzt in der Beschaffung aktueller Fachliteratur, aber auch durch Reisebeschränkungen und Ähnliches, machten eine enge Vernetzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unumgänglich. Die Vorteile regionaler Vernetzung, der ökumenische Charakter und die Erweiterung des Kreises um einige geographisch angrenzende Fakultäten und Institute haben dazu geführt, dass auch nach 1990 regelmäßig Tagungen durchgeführt werden. In den letzten Jahren wurden vermehrt auch Kolleginnen und Kollegen verwandter Wissenschaften eingeladen. Die Tagung in Neudietendorf wurde vom Lehrstuhl für Exegese und Theologie des Alten Testaments an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt vorbereitet.
Die Frage nach der problematischen Gewaltthematik in biblischen Texten ist sicher keine exegetische Modeerscheinung,1 auch kein Thema, das auf einer Tagung oder in einem Forschungsprojekt zufriedenstellend behandelt werden könnte. Vielmehr sind jene biblischen Texte, die sich sehr verschiedener Gewaltmotive bedienen, eine bleibende und unauflösbare Herausforderung für jede Art der biblischen Exegese und Theologie. Die folgenden Beiträge gehen je für sich von einem Text oder einem Textbereich des Alten Testaments aus, den sie vor dem Hintergrund des Titels zu diesem Band „Gewalt im Spiegel alttestamentlicher Texte“ auslegen.
Ausgehend vom Gesangstext der tanzenden Frauen in 1Sam 18,7 untersucht Norbert Clemens Baumgart das Echo der dort besungenen Gewalt in der Textwelt des ersten Samuelbuches. Es entsteht davon ausgehend ein eigenes Portrait der Wende im Verhältnis zwischen David und Saul, wobei deutlich wird, dass der Gesang der Frauen nicht ohne Folgen im Handeln der beiden Männer bleibt.
Der Beitrag von Ulrich Berges und Bernd Obermayer nimmt nach der Einführung mit einer Verortung des Themas der göttlichen Gewalt in der alttestamentlichen Theologie (Berges) die göttliche Gewalt gegen Kinder im Jesajabuch (Obermayer) und im Buch der Klagelieder (Berges) in den Fokus. Beide Textbereiche werden auch dahingehend untersucht, inwieweit in ihnen Betroffenheit und Empathie mit den Opfern der Gewalt erzeugt werden.
Thomas R. Elßner arbeitet in seinem Beitrag ein Stück innerbiblischer Rezeptionsgeschichte auf. Er fragt am Beispiel des deuterokanonischen Buches Jesus Sirach, genauer Sir 46,1 in seiner hebräischen und griechischen Fassung, wo Josua als tapferer Kriegsheld gepriesen wird, nach der Aufnahme der Josua-Traditionen aus den Büchern Exodus, Numeri, Deuteronomium und Josua.
Maria Häusl wendet sich einer vielschichtigen Opfergruppe zu: „Andere, Fremde und Feinde“ werden durch die aggressive Abgrenzungsrhetorik der Bücher Esra und Nehemia zu Opfern einer sich abschottenden Gesellschaft. Dies drückt sich etwa im Exogamieverbot oder in der Scheidungsforderung für bereits eingegangene exogame Verbindungen aus.
Ruth Scoralick führt zunächst eine Analyse von Ps 137 mitsamt den verstörenden Seligpreisungen an seinem Ende, die unter anderem Gewalt gegen Kinder nennen, durch. Im Anschluss bietet ihr Beitrag eine kanonische Lektüre des berühmten Liedes. Diese ermöglicht eine erweiterte Sicht auf einen Text, der dabei als selbstreflexives Moment im Psalter wahrgenommen und profiliert wird.
Die Herausgeber danken herzlich den Autorinnen und Autoren der Beiträge sowie Marlen Bunzel, Sarah Fischer und Rebekka Maria Neugebauer (studentische Mitarbeiterinnen des alttestamentlichen Lehrstuhls in Erfurt) für ihre Hilfe beim Korrekturlesen dieses Bandes. Matthias Kraus hat dankenswerter Weise den Drucksatz erstellt.
Erfurt, im Juni 2012
Norbert Clemens Baumgart und Martin Nitsche
1 Zur Gewaltthematik in biblischen Texten vgl. auch die Einführung zum Beitrag von Ulrich Berges und Bernd Obermayer in diesem Band.
WENN MÄNNER SCHLAGEN UND FRAUEN DAVON SINGEN.
ZU FIGURENKONSTELLATIONEN IN 1SAM RUND UM EIN LIED ÜBER GEWALTTATEN1