Kuba. Jakub Blaszczykowski
die Entstehung dieses Buches war dann aber unser folgendes Treffen. An einem Juniabend 2013 drehte Kuba einen Werbefilm für einen internationalen Kunden. Jurek Brzęczek und ich erwarten ihn vor dem Warschauer Marriott-Hotel. Wir reden über Kubas Pläne für die Zukunft und die Verletzung von Łukasz Piszczek. Danach essen wir an einem der berühmtesten Orte der Hauptstadt gemeinsam zu Abend. An diesem Abend entsteht die Idee zu dem Buch. Kuba sagt, dass die Idee von Jurek stamme, er aber den Koautor „festlege“. Und ich? Aber das ist eine andere Geschichte. Damals beschlossen wir auch, während des Schreibens die Selbstzensur auszuschalten. Sowohl bei den Fragen, als auch bei den Antworten sollte es keine Einschränkungen geben. Ehrlichkeit und Vertrauen sollten unsere Wegweiser sein.
Die Gespräche mit Kuba verliefen, wie vorhersehbar, sehr unterschiedlich. Viele waren nicht gerade einfach. Besonders am Anfang sagte Błaszczykowski oft, dass er sich nicht erinnere. Man mag das Verdrängung nennen, in jedem Fall trennte er in seiner Lebensgeschichte konsequent, was vor und was nach jenem Tag passierte, an dem er in einem Augenblick seine geliebte Mutter und seinen Vater verlor, der für Jahre ins Gefängnis kam. Heute, nach monatelanger Zusammenarbeit, weiß ich, dass ein Journalist manchmal ein Leben lang auf solche Begegnungen mit solchen Helden wartet.
Was wir nicht ahnen konnten, war, dass im Leben des dreißigjährigen Fußballers ein neues Kapitel aufgeschlagen werden sollte, mit Ereignissen, die die Abläufe veränderten und auch ihn selbst in eine neue Rolle zwangen. Die Rede ist vom Spiel des BVB gegen den FC Augsburg am 25. Januar 2014, in dem Błaszczykowski seine bis dato ernsthafteste Verletzung erlitt: einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie. Danach spielte er 2014 nur drei offizielle Matches. Nicht ein Mal stand er für die Nationalmannschaft auf dem Rasen und wurde auch noch die Kapitänsbinde los. Derweil rutschte Borussia Dortmund nach der Herbstrunde auf den vorletzten Platz der Bundesligatabelle ab und musste im Frühjahr 2015 gar um den Klassenerhalt kämpfen.
Für viele Spieler, selbst die allergrößten, ist eine solche Verletzung existenzbedrohend. Trotzdem, oder gerade deshalb, erhielt ich kurz nach dem Unfall die SMS: „Ich werde kämpfen, ich gebe nicht auf! Wir können auch unser Buch schreiben, jetzt haben wir mehr Zeit“. Nach einer Woche bekam ich die nächste, diesmal von Agata, Kubas Frau: „Die Operation ist überstanden, alles gut verlaufen.“ In diesen für ihn schweren Zeiten hörte ich nicht ein einziges Mal: Verschieben wir das Schreiben auf später. Dafür möchte ich ihm an dieser Stelle danken.
Ich lernte Kubas engste Freunde und Bekannte kennen. Die charismatische Felicja Brzęczek, seine Großmutter, deren innere Stärke ein eigenes Kapitel verdient hätte. Ich traf die Menschen, mit denen Błaszczykowski beruflich verbunden ist. Spieler und Trainer ... Sie sind es, die mit ihren Worten, ihrer Emotion und ihrer Sprache, in der sie über Kuba reden, sein Porträt in diesem Buch zeichnen: das Porträt des Freundes, Ehemannes, Vaters, Fußballers und nicht zuletzt des Menschen. Wir unterhielten uns stundenlang über Fußball, das Leben, den Erfolg, Kubas Träume, aber auch über die Dämonen, die ihn bis heute nicht immer ruhig schlafen lassen. Eine seiner letzten SMS lautet: „Mit dem Bein ist alles in Ordnung, die Hauptsache ist, dass nichts wehtut! Die Zeit der Vorsicht ist vorbei, jetzt gilt es, zu kämpfen!“ Er schoss zwei Tore in Trainingsspielen. Einen Elfmeter und ein Tor aus dem Spiel heraus. Darauf hatte er über ein Jahr gewartet.
PS. Noch bis vor Kurzem kannte ich mich in der Fußballwelt nicht allzu gut aus. Die Intrigen hinter den Kulissen, das Ranking der begehrtesten Spielerfrauen (der wahren und der von den Boulevardmedien gekürten) ... Ein wenig habe ich während der Arbeit an dem Buch über diese Welt erfahren. Mein Eindruck ist, dass es schwer sein mag, ein Fußballstar zu sein, deutlich schwerer aber ist es noch, auf dem Platz und im Leben ein normaler Typ zu bleiben.
Jurek Brzęczek (Kubas Onkel, ehemaliger Kapitän der polnischen Nationalmannschaft, Trainer von Lechia Danzig):
Ich weiß, dass Menschen, die Bücher über Sportler lesen, darin nach Skandalen suchen. Unser Leben, meins und Kubas, war kein Zuckerschlecken, wir wurden nicht ausstaffiert, keiner hat uns zur Schule oder zum Training gefahren oder das Frühstück ans Bett gebracht usw. Für mich sind Menschen interessant, die es trotz dem, was sie durchgemacht haben, bis an die Spitze geschafft haben.
Eldo (polnischer Rapper):
Błaszczykowski ist sich bewusst, dass er zu jenen Fußballern gehört, die einen enormen Einfluss auf junge Spieler in Polen haben. Und er weiß, dass das, was er über sein Leben erzählt, manche von ihnen dazu bringen wird, ihre gelebte Leidenschaft mit anderen Augen zu sehen. Man kann der bescheidenste Mensch der Welt sein, aber in dem Moment, in dem du dich in einem Stadion voller Fans siehst, die ein Trikot mit deinem Namen auf dem Rücken tragen und wo zigtausend deinen Namen skandieren, geht dir auf, was Sache ist, selbst wenn du nicht abhebst. Dir wird klar, dass die Kinder auf den Höfen in Truskolasy, in Warschau und in Poznań nach einem Tor „Błaszczykowski“ schreien.
Toll, dass Kuba dem Buch zugestimmt hat und es die Lebensgeschichte eines Menschen und nicht nur eine Ansammlung von Sprüchen und Anekdoten einer Fußballerkarriere wird.
Ich finde es nicht problematisch, dass du keine Sportjournalistin bist. Skeptikern empfehle ich, ins Archiv zu gehen und die Klatschspalten in Zeitungen aus den 1930er Jahren zu lesen, als auch die Sportler in den Salons verkehrten. Sport wird immer auch Teil des Lebens von künstlerisch interessierten Menschen sein.
Mats Hummels (Spieler beim BVB, Verteidiger, Weltmeister 2014):
Anfangs war ich verwundert, dass jemand ein Buch über einen so jungen Spieler schreibt. Auf der anderen Seite hat Kuba so viel Lebens- und Sporterfahrung, dass es sich lohnt, darüber zu schreiben. Auf jeden Fall ist er ein Mensch mit einer Geschichte. Gut, dass du keine Sportjournalistin bist, denn die sind vor allem auf den Sport fixiert, weniger auf den Menschen und seine Persönlichkeit.
Sebastian Kehl (Spieler und Kapitän beim BVB, Verteidiger. Vor der Saison 2014/15 übergab er die Kapitänsbinde an Mats Hummels. Nach der Saison beendete er seine Spielerkarriere):
Viele Leute kennen seine Geschichte nicht, und wenn sich Kuba jetzt entschieden hat, darüber zu reden, dann ist er mutiger als andere Spieler. Wir haben gehört, was er durchgemacht hat. Die Boulevardpresse hat manchmal darüber geschrieben, aber niemand von uns mit hat ihm darüber gesprochen. Wir schätzen ihn und wollten ihm nicht zu nahe treten. Viele Dinge, die er heute macht, sind die Konsequenz aus dem, was früher in seinem Leben passiert ist. Ich denke, Kuba brauchte Zeit, um mit der Vergangenheit fertigzuwerden. Dass er sich jetzt entschlossen hat, darüber zu sprechen, zeigt seinen starken Charakter.
Jürgen Klopp (Trainer des BVB von 2008 bis 2015):
Ich werde oft gefragt, wann ich endlich ein Buch schreibe. Dann antworte ich: Ich? Was soll ich denn über mich schreiben? Oder vielleicht doch! Ich könnte über die Hinrunde 2014/15 beim BVB schreiben. Wie das ist, wenn du alles versuchst, was in deiner Kraft steht, aber auf dem Platz klappt nichts davon. Das Leben von Kuba ist eine erzählenswerte Geschichte. Das Buch werde ich bestimmt lesen, denn Kuba hat nie über diese tragische Zeit in seinem Leben gesprochen. Er hat auch nie signalisiert, dass er darüber reden möchte.
Pfarrer Prof. Jerzy Kostorz
(Hochschulseelsorger in Oppeln und ein Freund der Familie):
Es wird oft gesagt, dass man über jemanden, dessen Karriere noch nicht beendet ist, oder sogar über jemanden, der noch lebt, kein Buch schreiben sollte. Ich kann mich dem nicht anschließen. Kubas Biografie kann vielen Menschen den Glauben an das, was sie im Leben tun, zurückgeben. Hier können sie sehen, dass es kein Ereignis im Leben gibt, nach dem man nicht wieder aufstehen könnte. Ich bewundere dich, dass du dich dazu entschlossen hast. Die Gefahr besteht, der Sensationslust nachzugeben, oder aber Kuba ein Denkmal zu setzen. Man muss die Mitte finden. Es soll die wahre Geschichte eines dreißigjährigen Lebens sein.
Franciszek Smuda (polnischer Nationaltrainer von 2009 bis 2012):
Wissen Sie, in diesem Buch sollte die Wahrheit stehen. Die ganze.
MD |
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