Fettie macht 'ne Arschbombe. Martin Arz
Martin Arz
Fettie macht ’ne Arschbombe
April 2021
Cover und grafische Gestaltung von Hirschkäfer Design/Coriander P.
© auf alle Texte und alle Fotos: Martin Arz
© Hirschkäfer Verlag, München 2021
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen.
E-Book-ISBN 978-3-940839-78-7
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Inhalt
Heu-schrecken im Knuspermantel
Kaffeefahrt ins Reich der Mitte
So, hab ich mir gedacht oder Fettie macht ’ne Arschbombe oder Senioren in Glitzerkleidern
Samos und die skandinavischen Seekühe
Den Haag, Niederlande, 2019
Mein »Wer wird Millionär?«-Tagebuch
Die Max Pfeffer-Reihe von Martin Arz
Die Max Pfeffer-Reihe von Martin Arz
Heißa Safari!
Kenia, 1998
Ein Nilpferd steht mitten in einer üppig grünen Wiese und guckt vor sich hin. So weit das Auge reicht – üppig grüne Savanne und mittendrin ein einsames Nilpferd. Das ist an und für sich nichts Ungewöhnliches mitten in einem afrikanischen Nationalpark. Doch dieses Nilpferd ist augenscheinlich mutterseelenallein. Kein anderes Tier weit und breit. Zugegeben, die Savanne links vom Nilpferd ist üppiger grün als der Rest. Joe, unser Guide, bringt den großen Jeep zum Stehen und wir dürfen aussteigen. Keine gefährlichen Raubtiere in Sicht. Wohl wissend, dass die meisten tödlichen Wildunfälle nicht mit Löwen passieren, sondern just eben mit Nilpferden, die erstaunlich schnell rennen können und über gewaltige Hauer verfügen, pirschen wir uns mit staksigen vorsichtigen Schritten etwas näher heran. Carlo bringt die Kamera in Anschlag, und ich werfe mich in Pose, denn das gibt ein sensationelles Foto: Ich vor einem einsamen Nilpferd mit nichts als Landschaft ringsum. Doch schneller als wir den Auslöser drücken können, macht es »platsch«, und es gibt nur noch nichts als Landschaft ringsum. Das üppige Grün links von dem monströsen Tier entpuppt sich als komplett zugewachsener See, in den das Hippo eben eingetaucht ist. Es bleibt verschwunden unter dem dichten Teppich aus Wasserpflanzen. Ein klein wenig enttäuscht steigen wir wieder ein. Nun soll es zum Camp gehen, denn wir sind eben erst angekommen, haben die erste Safarifahrt mit Gepäck auf dem Weg zum Camp absolviert.
Rückblende: Ein paar Wochen vorher fragte mich Carlo: »Hast du nicht mal Lust auf eine Safari? Ich habe nächsten Monat drei Tage Nairobi.«
Ähnliche Fragen war ich damals gewöhnt, denn damals führte ich das verwöhnte Luxusleben eines Lufthansa-Angehörigen. Carlo, Purser bei Lufthansa, also Kabinenchef von Beruf – und nicht »Perser«, wie einmal die Bild-Zeitung in einem Artikel über ihn schrieb –, hatte mich als Lebenspartner eingetragen, und so konnte ich die Vorzüge des spottbillig In-der-Weltgeschichte-Herumfliegens genießen.
Wollen wir mal ein wenig Neid generieren und Einblicke in das Luxusleben des Lufthansa-Angehörigen werfen, denn das lief dann in der Regel so:
Carlo: »Du, nächsten Monat habe ich einen Tag in Rom frei …«
Ich: »Koffer ist schon gepackt.«
Ich war noch nie zuvor in Rom gewesen. Und schon bummelten wir an einem milden Dezembertag durch die Ewige Stadt, Carlo verdiente sogar noch Geld dabei. Natürlich musste man sich aufgrund der meist sehr begrenzten Zeit mit dem Sightseeing beeilen. Doch das haben wir schnell perfektioniert. In Rom benötigten wir für Forum Romanum über die komplette Altstadt bis zu Spanischen Treppe keine zwölf Stunden, wir waren sogar noch im Petersdom sowie in den Vatikanischen Museen und haben im Caffè Greco einen Espresso zu Schockerpreisen getrunken. Im Eiltempo eroberte ich auf diese Weise Barcelona, Stockholm, Amsterdam, Budapest, San Francisco, Tel Aviv, Kapstadt, Jerusalem, New York und Bangkok. Ich gewöhnte mich so sehr an das schnelle Stadt-Checken, dass ich mich heute nach einem Tag Mega-Metropole in der Regel bereits zu langweilen beginne, weil nach acht Stunden schon alles besichtigt ist, auch wenn die Füße wunde, blutende Klumpen sind.
Als Lufthansa-Angehöriger, der gerne mal mitflog, wenn der Lufthansa-Angestellte »on duty« war, also auf Arbeit, gewöhnte ich mich leider auch schnell an Fünfsternehotels und Luxusherbergen mit üppigstem Frühstücksbuffet. Zahlen musste ich ohnehin nur mein Ticket, das mich teilweise nur 10 oder 20 Prozent vom regulären Preis kostete. Natürlich sind auch 300 Mark (damals gab es noch diese Währung, heute wären das rund 150 Euro) viel Geld, doch für einen Flug mit Businessclass-Upgrade nach Bangkok und drei Nächte im Kempinski (damals noch in der Sukhumvit Soi 11 – später abgebrannt und nie wieder aufgebaut) oder im Central Plaza (tolle Poollandschaft!) zahlt man das gerne. Da ich aber auch dieses Geld und noch ein bisschen mehr verdienen musste, konnte ich leider nicht so oft mit, wie ich wollte. Allein diese Einschränkung hätte sicher eine Runde Mitleid verdient. Mehr noch, denn nicht immer war mir das Glück hold. Gut, nach Kapstadt gings sogar First Class, aber mir steckt noch heute der Vierzehn-Stunden-Flug nach San Francisco in den Knochen, den ich in der Küche stehend verbringen musste. Nur für Start und Landung durfte ich in der Schlafkabine der Piloten sitzen. Den Rest der Zeit lümmelte ich in der Galley (so nennen wir Flieger die Küche) für die First herum. Musste Champagner schlürfen, Obstbrände verkosten, Kaviar testen, Krabben schlabbern und Pralinés knabbern. Denn die Stewardessen der First ließen alles, was sie den Gästen servieren sollten, von mir vorkosten. Hartes Schicksal. Vierzehn Stunden später landete ich sturzbesoffen, mit dicker Plauze und in selbige hineingestandenen Beinen in San Fran (sprich: Säänfrään, so nennt man heute San Francisco, nur Gestrige sagen noch Frisco).
Im Laufe der Jahre wurde ich wählerisch und flog z. B. nur noch nach Thailand mit, wenn es einwöchige Umläufe gab, d. h. die Crew eine Woche frei hatte. Dann konnten wir mal für ein paar Tage nach Phuket ins traumhafte Marina Cottage. Oder eben nach Kenia, wenn eine Safari winkte.
Fast die ganze Crew hat Angehörige dabei; Brüder, Schwestern, Väter (aber keine Mütter), Lebensgefährten jeden Geschlechts. Alle wollen