Der Schreibzeitplan: Zeitmanagement für Schreibende. Christian Wymann

Der Schreibzeitplan: Zeitmanagement für Schreibende - Christian Wymann


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gemacht hat.

      Christian Wymann

      Bern, im Juli 2014

      [9] Schrittweise zum eigenen Schreibzeitplan

      Sie halten dieses Buch in den Händen, weil Sie möglicherweise mit Ihrer Schreibsituation oder Ihren Schreibgewohnheiten unzufrieden sind und wissen wollen, was Sie ändern könnten. Es kann sein, dass Sie mehrere Schreibaufgaben parallel zu erledigen haben, aber nicht wissen, wie Sie das anstellen sollen. Vielleicht denken Sie ständig über eine schriftliche Arbeit nach, meinen aber, keine Zeit dafür zu finden oder wissen nicht, wenn Sie die Zeit haben, wie Sie beginnen sollen. Möglicherweise haben Sie bereits versucht, einem Zeitplan zu folgen, haben sich jedoch nicht lange daran gehalten und ihn bald wieder vergessen. Oder Sie fragen sich, ob Sie überhaupt über Schreibgewohnheiten verfügen.

      Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, die Herausforderungen und Fragen zu klären, die mit dem Schreiben verbunden sind. Es kann Ihnen helfen, sich Ihrer (negativen) Schreibgewohnheiten bewusst zu werden und sie mithilfe eines Schreibzeitplans zu verändern. Denn der Schreibzeitplan ist ein Planungsinstrument, das Ihnen sagt, wann Sie wie lange mit welchem Ziel an welcher Aufgabe arbeiten. Er soll Sie dabei unterstützen, sich neue Schreibgewohnheiten anzueignen, indem Sie sich regelmäßig im Schreiben üben.

      Vom Aufschieber zum Zeitplaner

      Auch meine eigenen Schreibgewohnheiten waren früher nicht produktiv und zielgerichtet. Ich konnte sie jedoch mithilfe von Schreibzeitplänen erfolgreich verändern.

      Während meiner Schulzeit am Gymnasium hatte ich kein Interesse am Lesen und Schreiben. Ich schrieb mittelmäßige Aufsätze und las nur, was ich lesen musste. Erst gegen Ende des Gymnasiums änderte sich meine Einstellung dazu. Im Studium wurde ich zum Bücherwurm. Doch das wissenschaftliche Schreiben, obwohl es mich faszinierte, blieb harte Arbeit, die mir nur in seltenen Fällen Freude bereitete. Wissenschaftlich zu schreiben, musste ich mir vor allem selbst beibringen, weil es dazu keine Kurse an der Hochschule gab. Bei jeder Hausarbeit stand ich vor der gleichen Frage: Wie sollte ich die Arbeit daran beginnen? Es lief immer [10] wieder darauf hinaus, dass ich Schreibaufgaben hinausschob, obwohl ich letztlich nie eine Abgabefrist verpasste. Schreiben war eine Qual, und Freizeit und Schlaf litten darunter. Das Aufschieben hatte Schreibexzesse mitten in der Nacht zur Folge, selbst noch bei der Fertigstellung der Abschlussarbeit.

      In den ersten Jahren des Doktorats schrieb ich zwar immer wieder kurze Texte, doch vor der eigentlichen Schreibarbeit drückte ich mich emeut. Zu dieser Zeit kam ich mit einem Schreibberater in Kontakt, der ein Zeitplanmodell vermittelte und mit Kursen unterstützte. Erst einmal nahm ich nicht an seinen Kursen teil, weil ich glaubte, noch nichts schreiben zu können und deshalb auch keinen Zeitplan zu benötigen. Erst nach der Lektüre des Buches (Silvia 2007), mit dem der Berater arbeitete, begann die Veränderung: Allmählich eignete ich mir Schreibgewohnheiten an, auch wenn sie dem Zeitplanmodell nicht in allen Punkten folgten. Noch immer erlag ich inneren Widerständen und Ausreden. In der Endphase meiner Doktorarbeit war meine Schreibroutine jedoch so weit gediehen, dass ich werktags jeden Morgen spätestens um acht Uhr am Schreibtisch saß und den ganzen Morgen mit Schreiben verbrachte. Ich hatte zwar den idealen Schreibzeitplan noch nicht verwirklicht, war aber mit dem Tempo und täglichen Resultat meiner Arbeit zufrieden. Inzwischen, einige Jahre nach meinem Doktorat, weiß ich gut, wie ich Schreibgewohnheiten aufbauen und aufrechterhalten kann. Ich habe einen effizienten Schreibzeitplan für mich erstellt, der mich meinem Ideal nahekommen lässt.

      Falls es Ihnen also ähnlich geht wie mir während meines Studiums, dann verlieren Sie nicht den Mut. Nehmen Sie dieses Buch als Inspiration und Motivation. Es kann Ihnen helfen, sich über Ihre Gewohnheiten klar zu werden und sie zu verändern.

      Was der Schreibzeitplan bietet

      Wie andere Tätigkeiten, erfordert Schreiben Konzentration, Geduld und Disziplin. Kaum jemand bringt diese Eigenschaften von Natur aus mit, sondern eignet sie sich allmählich an. Wer am Anfang des Studiums noch nicht über sie verfügt, wird sie idealerweise im Laufe der Zeit erwerben. Der Schreibzeitplan bietet eine Möglichkeit, diese drei Eigenschaften systematisch zu trainieren, während zugleich die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten im Schreiben wissenschaftlicher Texte durch regelmäßige Übung ausgebaut werden. Dies ist der Schlüssel: regelmäßig üben. Genau [11] dazu dient der Schreibzeitplan, der in diesem Buch vorgestellt wird.

      Ich werde Sie schrittweise zu Ihrem eigenen Schreibzeitplan hinführen und Ihnen dabei sowohl unterschiedliche Möglichkeiten als auch Herausforderungen aufzeigen. Es geht dabei um folgende zehn Schritte:

      1. Die Motivation bestimmen und sich selbst verpflichten;

      2. definieren, wie viel Zeit Sie brauchen;

      3. eine Liste der Schreibaufgaben erstellen und deren Prioritäten bestimmen;

      4. kleine Aufgaben und Ziele definieren;

      5. die Aufgaben und Ziele kurz- bis langfristig planen;

      6. den Schreibfortschritt kontrollieren;

      7. die Schreibumgebung gestalten;

      8. die Tücken während der Schreibsitzung kennen und meistern;

      9. Rituale und Belohnungen nutzen;

      10. und den gängigen Einwänden, nicht zu schreiben, trotzen.

      Folgen Sie den einzelnen Schritten, verfügen Sie am Ende Ihrer Lektüre über die wichtigsten Informationen für die Erstellung Ihres Schreibzeitplans. Das heißt noch nicht automatisch, dass Sie nicht in alte Muster zurückfallen können. Der Schreibzeitplan bietet aber ein Gerüst dafür, Ihre Schreibgewohnheiten zu erkennen und nach Ihren Bedürfnissen zu verändern. Die eigentliche Arbeit – sich zur geplanten Stunde hinzusetzen und für die Dauer der Sitzung eine Aufgabe zu bearbeiten – liegt bei Ihnen.

      Betrachten Sie Ihren Schreibzeitplan bitte nicht gleich als gescheitert, wenn Sie auf Schwierigkeiten und Hindernisse treffen. Diese Art von Herausforderungen gehört zu jedem Schreibprozess. Die Reibungen, die dabei entstehen, helfen Ihnen zu erkennen, woran Sie arbeiten können. Diese sind Zeichen dafür, dass Sie sich mit Ihren Schreibgewohnheiten auseinandersetzen. Würde der Aufbau eines Schreibzeitplans ohne Probleme verlaufen, gäbe es vermutlich überhaupt keinen Grund, ihn zu erstellen. Erlauben Sie sich also, im Prozess geduldig und entspannt zu bleiben, während Sie sich Ihrem Schreibzeitplan nähern.

      Ihr Schreibzeitplan funktioniert nur, wenn Sie ihm so genau wie möglich folgen. Geben Sie nicht zu früh auf, wenn Ihnen das nicht auf Anhieb gelingt. Experimentieren Sie. Ihr Schreibzeitplan muss auf Ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten zugeschnitten sein. Was für eine andere Person funktionieren mag, könnte für Sie zur Qual werden. Versuchen Sie also nicht, die Gewohnheiten Ihrer [12] Kommilitonlnnen oder der Personen, die in diesem Buch vorgestellt werden, nachzuahmen. Versuchen Sie Ihren eigenen Weg zu gehen. Solange Sie realistisch bleiben, werden Sie Ihren Schreibrhythmus finden.

      Geben Sie sich ausreichend Zeit, bis Sie sich neue Schreibgewohnheiten angeeignet haben. Dieser Prozess braucht Übung und Geduld und gelingt nicht von heute auf morgen.

      Die zehn Schritte zu Ihrem Schreibzeitplan sind außerdem kein linearer Prozess, an dessen Abschluss ein über Jahre funktionierender Plan steht. Die meisten der zehn Schritte werden Sie wiederholt durchlaufen. Es gehört mit zum Schreibzeitplan, dass Sie ihn immer wieder überprüfen und anpassen. Ihre vielfältigen Verpflichtungen neben dem Studium, dem Doktorat oder der Arbeit verändern sich. Ihre Ansprüche und Bedürfnisse beim Schreiben und Ihre Schreibaufgaben verändern sich ebenso. Deshalb muss sich auch Ihr Schreibzeitplan mit wandeln, sonst kann er zu einem Hindernis statt zu einer Unterstützung werden.

      Praktisch statt theoretisch

      Ich halte dieses Buch absichtlich praktisch. Ich verzichte auf Theorien, Modelle und Forschungsresultate der Psychologie und anderer Fächer, die etwas zu Selbst- und Zeitmanagement, Konzentration oder Planung sagen.


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