Das Vermächtnis des Erfinders. Jens I. Wagner

Das Vermächtnis des Erfinders - Jens I. Wagner


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deutete auf den Kreis mit den rätselhaften Zeilen in der Zeitungsanzeige. „Seine Welt haben wir schon mal gefunden. Verstehst du, Timmi? Geh in meine Welt. Damit ist diese Ausstellung gemeint. Und irgendwo hier muss die an der Spitze versteckte Schatzkarte zu finden sein.“

      „Aber was für eine Spitze ist gemeint?“, fragte Marvin aufgeregt. „Ich habe aber schon alles abgesucht und nichts gefunden.“

      Kurz wirkte er niedergeschlagen.

      „Dann habe ich die Museumsbesucher gezeichnet“, fuhr er umso begeisterter fort.

      „Warum denn das?“, fragte ich.

      „Weil wir bestimmt nicht die einzigen Schatzsucher sind“, antwortete er und seine Augen wurden immer größer. „Wenn die anderen die Schatzkarte vor uns finden, werden sie sie vielleicht stehlen. So haben wir schon mal Phantombilder von den Dieben.“

      „Okay, wenn du meinst“, sagte ich und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Dieser war vollgestopft mit allerlei teils abenteuerlich anmutenden Apparaten, Skulpturen und sogar einer lebensgroßen Nachbildung des Erfinders James Eckles. Im Zentrum stand eine seltsame Maschine mit einer Leuchtschrift. Die wollte ich mir auf jeden Fall aus der Nähe ansehen.

      Doch dann kam alles anders.

      Auf einmal ertönte eine laute Alarmsirene und ließ uns gehörig zusammenschrecken. Vor sämtlichen Fenstern wurden augenblicklich metallische Jalousien heruntergefahren. Selbst vor der Glaskuppel im Dach verschloss sich eine schwere Metallplatte, wodurch jegliches Tageslicht innerhalb weniger Sekunden ausgeschlossen wurde. Jetzt sah man rein gar nichts mehr.

      Dann verstummte der Alarm und es wurde gespenstisch still. Vereinzelte Rufe nervöser Besucher hallten durch die Räume. Hier und da vernahmen wir Schritte.

      „Die Diebe sind schon hier“, flüsterte Marvin.

      Wir blieben eng beieinander und regten uns nicht. Als endlich eine Notbeleuchtung anging und wir wieder etwas erkennen konnten, murmelte Marvin: „Irgendwas ist anders.“

      Was hatte sich außer der Beleuchtung verändert?

       Brauchst du einen Tipp?

      KAPITEL 03

      Die fünf Verdächtigen

      Marvin hatte den ganzen Morgen in diesem Raum verbracht und bemerkte gleich, dass die Flagge vom Stab der lebensgroßen Figur des Erfinders verschwunden war. Das war also mit an der Spitze versteckt gemeint. Auf der Flagge musste sich die gesuchte Schatzkarte befinden.

      Die Museumsangestellten beruhigten die Anwesenden, aber keiner durfte das Gebäude verlassen. Alle sollten sich in der Eingangshalle versammeln. Wir beäugten die anderen Besucher misstrauisch, da einer von ihnen ein Dieb sein musste.

      „Ich bitte Sie alle vielmals um Entschuldigung,“ sagte einer der Museumsmitarbeiter. „Mein Name ist Herr Wim. Ich bin hier für die Sicherheit zuständig. Der Alarm wurde wohl ausgelöst, weil ein Diadem von seinem Platz entfernt wurde. Es wurde allerdings nicht gestohlen, wir haben es an anderer Stelle wiedergefunden. Trotzdem ist das eine ernste Sache. Hat jemand von Ihnen etwas beobachtet? Wir sind für jeden Hinweis dankbar.“

      „Hat keiner gemerkt, dass die Flagge gestohlen wurde?“, flüsterte Lilli.

      „Dann sollten wir es ihnen sagen“, meinte Marvin.

      „Nein, nein, nein“, zischte Lilli.

      „Junge Dame, willst du dich dazu vielleicht äußern?“, fragte Herr Wim, während er zu uns herüberschritt, um sich schließlich vor Lilli aufzurichten. Er war ein älterer Mann mit grauen Haaren und Bart in einer dunkelblauen Uniform mit goldenen Knöpfen. Er stemmte beide Arme in die Hüften und musterte Lilli misstrauisch. Dabei wirkte er allerdings nicht furchteinflößend, sondern eher wie ein gemütlicher Bär.

      „Ich? Nein.“

      „Nun, wenn du etwas zu sagen hast, dann tue es jetzt. Die Polizei kommt gleich.“

      „Könnte nicht doch etwas gestohlen worden sein?“

      „Wieso fragst du? Nein, ich denke nicht.“

      „Wie ist das mit dem Alarm?“

      „Den kann man nur mit einer solchen Schlüsselkarte ausschalten“, sagte Herr Wim und zeigte uns stolz die rote Karte, die an einem Anhänger hing.

      „Schön“, sagte Lilli. „Aber das meinte ich nicht. Während der Alarm ausgelöst ist, könnte man doch auch einen zweiten Gegenstand klauen. Das würde ja keinen zweiten Alarm auslösen, richtig?“

      „Hmm, ja. Es gibt nur einen Alarm“, sagte er und kratzte sich am Bart. „Aber jedes Stück ist mit elektrischen Kontaktpunkten gesichert. Wir würden es merken, wenn ein Kontakt fehlt.“

      „Was wäre, wenn man nur einen bestimmten Teil eines Ausstellungsstücks klauen wollte?“

      „In Ordnung, das ginge vielleicht. Aber wer sollte das schon wollen?“, lächelte er.

      „Ja, wer sollte das schon wollen“, grinste Lilli.

      „Ja, genau“, lachte der Museumsangestellte, klatschte in die Hände und wandte sich wieder den anderen Besuchern zu. „Gut, wo waren wir? Also wie dem auch sei, ich bitte Sie noch um ein wenig Geduld. Die Polizei wird gleich eintreffen und Ihre Personalien aufnehmen. Da jedoch nichts gestohlen wurde, denke ich, Sie werden dann gehen können.“

      „Warum willst du es ihm nicht sagen?“, flüsterte ich.

      „Einer der Besucher hat die Flagge und darauf ist vermutlich die Schatzkarte“, sagte Lilli. „Sollten wir nicht rausfinden, wer der Dieb ist und was er oder sie damit vorhat?“

      „Du meinst eine Verfolgung?“, sagte Marvin und klatschte aufgeregt in die Hände.

      „Aber wer von denen ist unser Dieb?“, fragte ich.

      „Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, gab Lilli zu, als sie die Besucher beäugte.

      „Zeig doch nochmal deine Zeichnungen von den Anwesenden, Marvin. Vielleicht finden wir darauf einen Hinweis,“ schlug ich vor.

      Marvin hielt seinen Zeichenblock hoch. In den letzten Wochen und Monaten war er nur noch mit diesem Block und seinen Stiften zu sehen. Die Übung machte sich bemerkbar. Zwar zeichnete er meistens Tiere, weil er sie so liebte, aber Menschen schienen ihm auch zu liegen.

      „Wow, das ist gut, Marvin“, sagte ich.

      „Gut gemacht, Marvin“, stimmte Lilli zu.

      Er lächelte verlegen. Unauffällig verglichen wir die Zeichnungen mit den anwesenden Personen.

      „Hey, schaut mal hier!“, flüsterte Lilli und deutete auf eine der Abbildungen. „Vielleicht ist da die Flagge versteckt!“

      Was hatte Lilli entdeckt?

       Brauchst du einen Tipp?

      KAPITEL 04

      Der Dieb

      Marvins Zeichnungen entstanden allesamt, bevor der Alarm ausgelöst wurde. Zu dieser Zeit war der Mann mit Hut und Gehstock noch im Besitz einer gepunkteten Tasche. Betrachteten wir den älteren Herrn jetzt, so fiel auf,


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