Belarus (2004). Johannes W. Schottmann
saß zurückgelehnt im Sessel und las in Wilmas Illustrierten. Sie schaute kurz auf. Was er die ganze Zeit getrieben habe?
Sein Erbe begutachtet, erwiderte er. Anscheinend habe Walter versucht, seine Memoiren zu schreiben. Hätte er dem alten Herrn nicht zugetraut.
Und du hast dich in Wilmas Herz-Schmerz-Blättchen vertieft? Er schaute ihr über die Schulter.
Helga blickte mit schrägem Lächeln auf. Solche Sachen bekomme sie sonst nur beim Frauenarzt in die Finger - da könne sie sich die Gelegenheit doch nicht entgehen lassen. Sie legte die Illustrierte beiseite und erhob sich, um auf die Toilette zu gehen. Michael ließ sich auf die Couch fallen und nahm eine der Zeitschriften in die Hand. Volltreffer: Halbgott in Weiß, betrogen von der Ehefrau - Trost von einer schmachtenden Krankenschwester. Und am Ende? - sicherlich eine O-Bein-Geschichte. Michael ließ die Illustrierte fallen, stand auf und ging hinüber in die Küche. Aus dem Kühlschrank holte er sich das letzte Bier. Er ging zurück, setzte sich wieder und nippte an der Flasche. Dann fiel ihm auf, dass Helga längst zurück sein müsste.
Er rief nach ihr. Als sie nicht antwortete, stand er eilig auf. Schon im Flur sah er, dass im Arbeitszimmer Licht brannte. Er stürmte hinein.
Was suchst du hier?! fragte er aufgebracht.
Helga blickte auf: Mensch, Michael - daraus kannst du was machen!
Schneidend rief er: Ich möchte nicht, dass du in meinen Sachen herum wühlst!
Helga, die ein Blatt in der Hand hielt, las vor: …wir sind eben in unsere Zeit hinein geboren und in ihr aufgewachsen...
Michael wurde lauter: Verstehst du kein Deutsch?! - ich möchte das nicht!
Helga: Nur noch das - ...so wie auch mein Herr Sohn in seine Zeit hinein geboren ist. Das würde ich ihm gern noch einmal unter die Nase reiben...
Leg die Seiten hin! Sofort! Michael brüllte so heftig, dass Helga zusammenzuckte.
Sie versuchte sich zu verteidigen, sie bringe doch nichts durcheinander, aber Michael war außer sich und brüllte weiter: Sie solle - verflucht nochmal - ihre klebrigen Finger da raus halten!
Helga erstarrte. Einen Moment lang sah ihn erschrocken an. Dann ließ sie die Zettel, die sie in der Hand hielt, einfach fallen und stürzte aus dem Zimmer. Sie rannte über den Flur und schrie, von ihm werde sie sich nicht noch einmal anbrüllen lassen! Nie wieder!
Zweimal hörte Michael Türen klappen. Er hob die Blätter auf, die Helga fallen gelassen hatte und legte sie sorgfältig zu den anderen auf den Schreibtisch.
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