Erzählungen. Ханс Фаллада

Erzählungen - Ханс Фаллада


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Stube war düster und leer. Eine späte Fliege erhob sich mit einem Schwung, summte, und alles war still. Wrede zog den Ring aus der Tasche, verborgen in die hohle Hand betrachtete er ihn. Er war breit und schwer, aus einem rötlichen alten Dukatengold, mit tausend feinen Hammerschlägen genetzt, für einen Menschen gearbeitet, der noch glaubt, daß die Dinge einen Sinn in sich tragen.

      Aus der Hosentasche riß Wrede einen Bindfaden. Er knüpfte ihn um den Ring, band das andere Ende des Fadens an einen Westenknopf, steckte den Ring wieder in die Tasche. Er stand auf, ging hin und her. Als Utesch eintrat, saß er schon wieder.

      Die Nachtluft hatte den Tischlermeister noch betrunkener gemacht. Er kam kaum auf seinen Stuhl, er sprach nicht mehr, er lallte nur noch. Wrede goss ein.

      »Es ist sternenklar, Meister. Ob es Frost gibt?«

      Und das Echo: »Ob es Frost gibt?«

      »Trinken wir«, sprach Wrede.

      »Trinken wir«, sagte der andere und rührte sich nicht.

      Da griff Wrede in die Tasche. Auf den Rand des Tisches legte er den Ring, weit davon sichtbar seine Hände. »Trinken wir, Meister«, wiederholte er und stieß sein Glas um. Es klirrte gegen die Flasche. Der trübe Blick suchte nach der Ursache des Geräuschs. Er wurde schrecklich wach. Er sah das kleine blitzende Rund drüben, jenes unverkennbare, das ihm allein Gewähr für Treue war. Der Meister machte aus aller Trunkenheit heraus einen Tigersatz um den Tisch. Alles stürzte zusammen. An der Schnur glitt der Ring zurück hinter das Jackett. Nichts war da.

      »Was kommt Sie an, Utesch?« schrie Wrede. »Sind Sie ganz betrunken geworden?«

      »Der Ring«, flüsterte der andere leise, »es war der Ring.«

      »Was für ein Ring? Was reden Sie von einem Ring? Wo soll er sein?«

      Der andere stand vor ihm. Noch hielt die Wirkung des Schreckens an. Klar drang der Blick in Wrede. »Der Ring! Dort auf der Tischkante lag er. Sie haben ihn. Ich sage, Sie haben ihn.« Er griff Wrede an die Brust. Der stieß ihn stark zurück. »Sie schwatzen. Wie sollte ich Ihren dämlichen Ring haben?«

      Aus dem Fallen richtete der andere sich auf. Stammelnd wieder sagte er: »Sie haben ihn! Jeder hat ihn. Alle haben den Ring. Nur sie hat ihn nicht.« Er stand grübelnd. Plötzlich schrie er noch einmal: »Nun weiß ich es: Sie hat ihn nicht.«

      Utesch sprang gegen die Tür, riß sie auf, war fort in die Nacht. Über den Dorfplatz brüllte Wrede in Angst: »Meister, kommen Sie. Sie sollen den Ring haben.«

      Alles blieb still. Niemand kam. Niemand hörte.

       7

      In dem Zimmer ist es dunkel und still, nichts rührt sich, kein Mondlicht fällt durch die zerbrochenen Scheiben, denn der Mond ist noch nicht aufgegangen. Etwas Dunkleres lehnt sich gegen die Hausmauer, lauscht in das Zimmer, lange, zieht sich plötzlich zurück.

      Ein Geräusch wird hörbar, jemand kommt gelaufen. Er prallt gegen den Vorgartenzaun, tastet umher, findet das Gatter offen, eilt den Gartensteig hinauf, rüttelt an der Haustür. Sie ist verschlossen, gibt nicht nach. Eine Weile steht Wrede still, überlegend. Dann nähert er sich dem Fenster, will dagegen klopfen, stößt gegen eine Scherbe, die klirrend herunterfällt. Er erschrickt, er steht lauschend, er lauscht gegen die Stube, in der sich nichts rührt. Eine zähe lange Stille scheint aus dieser Stube zu dringen, wie etwas Hartnäckiges, Böswilliges.

      Schließlich entschließt er sich. Er ruft leise: »Utesch!« Nichts. Und noch einmal: »Meister Utesch!« Nein, nichts. Nur von Augenblick zu Augenblick ein Windstoß in dem raschelnden Herbstgebüsch.

      Er ruft noch einmal angstvoll: »Martha! Martha Utesch!« und bricht in die Knie, als eine Hand sich auf seine Schulter legt, eine Stimme flüstert: »Still! Still doch! Hören Sie nicht?«

      So, die Knie in der kühlen Gartenerde, unter der Hand des Geheimnisvollen, lauscht er, und nun meint er, weit drinnen im Haus etwas stöhnen zu hören, kurz stöhnen zu hören.

      Plötzlich versteht er. »Der Hobel! Utesch ist in der Werkstatt?«

      Der andere: »Er macht ja wohl ihren Sarg.« Und mit einer schrecklichen Neugierde: »Er hat sie ja wohl umgebracht, Herr Inspektor?«

      Wrede steht wieder. »Hören Sie zu, Hinz. Laufen Sie, was Sie können, zum Wachtmeister. Ich werde hier Posten stehen, daß Utesch nicht ausreißt.«

      Der andere zögert.

      »Laufen Sie!«

      Hinz verschwindet; ist fort, untergetaucht in der Schwärze.

      Langsam nähert sich Wrede dem Fenster. Er befühlt es. Ein Flügel steht offen, er neigt sich in die Stube, ein Streichholz flammt auf.

      Er sieht ..., er sieht ..., dort liegt etwas Weißes, allein, ausgestreckt, etwas, das nicht mehr greifen kann, das schlaff geworden ist, doch zugreifen möchte, o du guter Gott! Eine Hand! Eine Hand allein!

      Und dort das Dunkle, Verhüllte, unter den Rändern eines Tuches sind schwere zähe Teiche hervorgequollen ... Das Streichholz erlischt.

      Wrede greift in die Tasche, in die Schwärze des Zimmers wirft er den Ring, er hört ihn klirren, klingen mit dem weichen hellen Klang, den nur Gold hat.

      Da stürzt Wrede fort in die Nacht, in die Stille der Felder, wo nur der Laut des Windes ist oder einmal das Rascheln eines Tieres. Keine Menschen. Hier aber ist Stille, lange Stille.

      Und jetzt kommen die Lichter, die Leute und die Polizei.

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