Milly Darrell. Мэри Элизабет Брэддон
»Dann« wenn der Sturm vorüber ist, werde ich das Vergnügen haben, Sie nach Thornleigh zu fahren, wenn Sie mir die Ehre erweisen wollen.«
Milly sah ein wenig verlegen über dieses Anerbieten ans und machte einige Entschuldigungen über die Mühe, die Dies verursachen würde.«
»Ich glaube wirklich, wir können recht gut nach Hause gehen, nicht wahr, Mary, sagte sie und ich stimmte ihr darin bei.
»Es wäre Ihnen unmöglich, bevor es finster wird, nach Thornleigh zurückzukehren,« entgegnete der Gentleman. »Es würde mich beleidigen, wenn Sie die Benutzung meines Korbwagens ablehnten und darauf bestanden, nasse Füße zu bekommen. Wahrscheinlich sind Ihre Füße jetzt schon naß.«
Wir überzeugten ihn von der Dicke unserer Schuhe und gaben unsere Shawls der Mrs. Milly, die sie zum Trocknen in die Küche trug und den Befehl zum Anspannen des Korbwagens in den Stall zu bringen versprach.
Ich hatte jetzt Zeit, unsern neuen Bekannten näher anzusehen. Es war mir nicht schwer, in ihm das Original des Porträts, das Augusta Darrell in so seltsamer Weise betrachtet hatte, wieder zu erkennen. Er war viel älter als zur Zeit, wo das Porträt gemalt wurde — wenigstens zehn Jahre, wie ich glaubte. Auf dem Gemälde sah er wenig über zwanzig aus und jetzt hätte ich ihn für einen hohen Dreißiger gehalten.
Er war noch immer hübsch; aber das kräftige Gesicht hatte eine Art von rauhem Aussehen, dicke Brauen überschatteten die schwarzen Augen und ein starker, wildaussehender Bart umgab den Mund, konnte aber nicht ganz den halb cynischen, halb melancholischen Ausdruck desselben verbergen, der in den Winkeln der vollen festen Lippen sich ausprägte. Er sah wie ein Mann aus, dessen vergangenes Leben entweder eine traurige oder sündhafte Geschichte aufzuweisen hatte.
Wie ich ihn so betrachtete, rief ich mir die letzte bittere Unterredung mit seiner Mutter zurück und konnte mir denken, wie hart und grausam ein solcher Mann unter dem Einfluß einer unverzeihlichen Beleidigung sein mochte. Gleich Mrs. Darrell war ich geneigt, mich mehr auf die Seite der unglücklichen Liebenden als auf die der Mutter zu stellen, welche das Glück ihres Sohnes ihrem Geschlechtsstolz geopfert hatte.
Wir beobachteten alle Drei ein kurzes Schweigen, während Milly und ich am Fenster standen und Mr. Egerton am Kamin lehnte, mit einem zerstreuten Ausdruck in seinem Antlitz den Regen beobachtend. Endlich ermunterte er sich und trat an das Fenster, wo wir standen.
»Es sieht jetzt zwar sehr trostlos aus,« sagte er, »aber ich werde Sie im Handumdrehen nach Thornleigh bringen und so dürfen Sie nicht ängstlich sein. Nicht wahr, Sie wohnen im Herrnhause zu Thornleigh?«
»Ja.« antwortete Milly. »Mein Name ist Darrell und diese junge Dame ist Miß Crofton, meine sehr theure Freundin.«
Er verbeugte sich.
»Ich hatte mir’s gedacht — nämlich, daß Ihr Name Darrell ist. Als ich noch ein junger Bursche war, hatte ich die Ehre, Mr. Darrell recht wohl zu kennen und ich habe eine unbestimmte Erinnerung an ein kleines Kind in weißem Kleide, das, wie ich glaube, Sie gewesen sein müssen. Ich bin erst eine Woche hier, sonst würde ich mir das Vergnügen gemacht haben, meinen Besuch bei Ihrem Vater abzustatten.«
»Papa ist in Paris,« antwortete Milly, »mit meiner Stiefmutter.«
»Ah, er hat wieder geheirathet, wie ich höre — eine der vielen Veränderungen, die sich zugetragen haben, seit ich nicht mehr in Yorkshire gewesen bin.«
»Sind Sie für immer zurückgekehrt?«
»Das weiß ich selbst nicht,« antwortete er mit sorglosem Lächeln. »Ich bin selten lange desselben Sinnes; aber ich habe es herzlich satt, mich noch länger in der Welt herumstoßen zu lassen und ich kann das Leben hier kaum leerer und langweiliger finden, als ich es in Plätzen gefunden habe, welche die Leute unterhaltend nennen.«
»Ich kann mir nicht denken, daß Jemand eines solchen Platzes, wie die Priorei überdrüssig werde,« sagte Milly.
»Steinerne Mauern machen noch kein Gefängniß, noch eiserne Gitter einen Käfig. — An uns selbst liegt es, wenn wir so oder so sind. Können Sie sich nicht einen Mann denken, der seiner selbst und seiner Gedanken vollkommen überdrüssig wird? Vielleicht nicht. Das Lieben eines jungen Mädchens scheint ganz Sonnenschein zu sein. Was sollten auch solche glückliche Wesen von jener öden Vergeudung von Jahren wissen, die jenseits des dreißigsten Geburtstags eines Mannes liegen, wenn seine Jugend keine glückliche war? Ah, dort klärt sich der Himmel auf; der Regen wird sogleich vorüber sein.«
Der Regen hörte in der That auf, wie er prophezeit hatte. Der kleine Korbwagen wurde von einem Manne, der halb Stallknecht, halb Gärtner zu sein schien, an die Thüre gebracht und Mr. Egerton fuhr uns nach Hause. Sein Pferd war sehr gut und die Fahrt dauerte nur eine Viertelstunde, während welcher unser neuer Bekannte sich mit uns Beiden sehr lebhaft unterhielt.
Ich konnte nicht vergesse, daß ihn Mr. Darrell einen schlechten Menschen genannt hatte, aber trotzdem vermochte ich mich nicht dahin zu bringen, ohne ein gewisses Interesse an ihn zu denken.
Natürlich war Mr. Egerton diesen Abend der Gegenstand aller unserer Gespräche und wir waren beide geneigt, ihn wegen seines zerstörten Lebensglücks zu bedauern und des Benehmen seiner Mutter, so wenig wir die Einzelheiten kannten, zu verdammen. Unser Leben war so ruhig, daß dieser kleine Vorfall fast ein Ereigniß in demselben bildete, auf das unsere Unterhaltung immer wieder zurückkam .
VII. Kapitel.
Eine kleine Freierei.
Drei Wochen lang hatten wir nichts weiter von — Mr. Egerton gehört, als wir nach Ablauf dieser Zeit eines Tags eine Einladung erhielten, im Pfarrhanse zu speisen. Die erste Person, die wir erblickten, als wir das lange, niedrige, altmodische Wohnzimmer betreten, war der Gebieter der Priorei, der in seiner beliebten Stellung am Kamin lehnte. Der Pfarrer befand sich bei unserer Ankunft nicht im Zimmer und Angus Egerton sprach mit Mrs. Collingwood, die auf einem niedrigen Stuhl am Feuer saß.
Mr. Egerton hat mir von Ihrem Abenteuer im Walde erzählt, Milly,« sagte Mrs. Collingwood, während sie sich erhob, um uns zu empfangen. »Ich hoffe, Sie werden sich dies zur Warnung dienen lassen, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Das Cumber-Holz ist ein zu gefährlicher Platz für zwei junge Damen wie Sie und Miß Crofton.«
»Der sicherste Platz in der Welt,« rief Angus Egerton. »Ich werde stets bei der Hand sein, um den Damen zu Hilfe zu kommen und ich kann nur die rechtzeitige Erscheinung eines wüthenden Stiers wünschen, um mich durch etwas Neues in der Rettungsbranche auszuzeichnen. Ich höre, daß Sie eine sehr geschickte Künstlerin sind, Miß Darrell und daß Sie einigen unserer Eichen und Buchen die Ehre angethan hoben, sie unsterblich zu machen.«
Ich brauche nicht all das lustige leere Geplauder dieses Abends zu wiederholen. Es war aber ein sehr angenehmer Abend. Angus Egerton hatte von dem freundlichen alten Pfarrer seinen ersten Unterricht in den classischen Sprachen erhalten und wurde, wie mir die Mädchen sagten, fast wie ein Sohn des Hauses betrachtet. Er hatte seinen alten Platz nach seiner Rückkehr wieder eingenommen und er schien wirklich diese Freunde zu lieben, die er bereit gefunden hatte, ihn mit Wärme willkommen zu heißen trotz aller ungünstigen Gerüchte, die während der Jahre seiner Abwesenheit ihren Weg nach Thornleigh gefunden hatten.
Er war offenbar ein sehr gebildeter Mann und schien überall gewesen zu sein und Alles gesehen zu haben, was die Welt Sehenswerthes enthält. Er hatte auch, trotz seines wandernden Lebens, einen guten Theil gelesen und die Frucht dieser Lectüre trat zuweilen auf eine angenehme Weise in seiner Unterhaltung hervor.
Es waren keine andern Gäste zugegen, ausgenommen ein alter Landedelmann, der nur von seiner Landwirthschaft sprach. Milly saß neben Angus Egerton und von meinem Platze auf der andern Seite des Tisches konnte ich wahrnehmen, wie sehr sie seine Unterhaltung interessierte.
Nach dem Essen gaben die jüngeren Damen, wie gewöhnlich, etwas Musik zum Besten. Milly sang mit ihrer lieblichen Stimme eine englische Ballade und Angus Egerton stand am Piano, auf sie niederblickend, während sie sang.
Verliebte