OMMYA - Freund und Feind. Dennis Blesinger

OMMYA - Freund und Feind - Dennis Blesinger


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nicht einsah, selbst zu arbeiten und die stattdessen andere Welten überfiel und ausplünder­te. Da sie deutlich magischer waren als andere Völker, standen ihnen Mittel zur Verfügung, die eine Gegen­wehr sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich mach­te.

      Das Gefährlichste an ihnen war die Fähigkeit, andere Lebewesen zu bezirzen, so dass man alles tun wollte, diesen Wesen zu helfen, alles tat, um ihnen zu gefallen. Es ging stellenweise so weit, dass man sich bereitwillig opferte und gegen seine eigenen Verbündeten wandte, nur um diesem Drang nachzugeben. Darüber hinaus waren die Elfen, auch wenn sie von außen her nicht den Eindruck machten, extrem zäh. Nach dem, was die Pixies berichtet hatten, war nicht einmal sicher, ob man einen Elfen wirklich dauerhaft töten konnte. René hatte mehrere schlaflose Nächte damit verbracht, sich vorzustellen, was passieren würde, wenn Elfen in diese Welt gelangten und die richtigen Leute unter ihren Einfluss brachten.

      »Glaubst du, dass … es welche von ihnen waren?«, fragte Jochen schließlich. Der Grund für die Nichtnennung des Namens lag darin begraben, dass Elfen die Fä­higkeit hatten, zu spüren, wenn man von ihnen redete. Je häufiger das Wort Elfe in einer Welt fiel, desto mehr fühlten sie eine Verbindung zu dieser Welt, oder, wie René es ausdrückte, zu ihrem nächsten Raubzug. Aus diesem Grund hatten sie sich angewöhnt, von 'den an­deren', 'du weißt schon wer' oder auch 'die blöden Mistviecher' zu reden. René blickte auf und überlegte kurz. Dann schüttelte er mit dem Kopf.

      »Nein. Das passt nicht.«

      »Was genau?«

      »Alles. Warum sollten sie verschwinden, wenn sie schon hier sind? Außerdem passt die Gewalt nicht. Das ist nicht ihr Stil.« Jochen nickte. Körperliche Gewalt stand, so merkwürdig es klang, sehr weit unten auf der Liste der Vorgehensweisen der Elfen. Keine Frage, sie waren dazu imstande und setzten sie auch regelmäßig ein, wenn es darum ging, die Bevölkerung der jeweiligen Welt zu versklaven, aber um Fuß in einer neuen Welt zu fassen, standen ihnen andere, weitaus effekti­vere Möglichkeiten zur Verfügung. Als allererstes hätten sie versucht, die Belegschaft von OMMYA unter ihre Kontrolle zu bringen. René blickte sich aufmerksam in der näheren Umgebung des Tores um, schüttelte dann erneut den Kopf. Dann strich er mit dem Finger über den Boden und betrachtete seine Fingerspitze.

      »Was ist das?«

      »Feenstaub. Das Zeug wirkt zwar nicht besonders lange, aber man kann es noch ein paar Stunden lang sehen.«

      Jochen schnaubte. »Ich glaube, es gibt keine zwei Quadratmeter hier, in denen das Zeug nicht liegt.

      »Ich weiß«, meinte René. »Aber das meinte ich nicht. Es ist kein frischer Staub.« Er blickte Jochen an. »Keine Pixies. Bleiben noch Trolle, Oger, Goblins und Orks.«

      »Sicher?«

      »Nein. Nicht wirklich.«

      »Christopher meinte, die … Individuen hatten menschliche Größe.«

      »Na super«, kommentierte René. »Dann bleiben Orks, Goblins und kleine Oger. Und die Anderen können wir auch nicht hundertprozentig ausschließen.« René stand auf und wischte sich den Staub von der Hose. Dann ging er vorsichtig zurück, um so wenig Spuren wie möglich zu verwischen. Sein Telefon klingelte.

      »Was ist?«, fragte er ungehalten.

      »Wir haben ein Problem«, erklang Sahras Stimme aus dem Lautsprecher.

      »Ach nee.«

      »Kommt mal hoch. Beide.«

      René steckte das Telefon ein und bedeutete Jochen, ihm zu folgen. Den fragenden Blick seines Kollegen beantwortete er mit einem stummen Schulterzucken. Als sie schließlich die Zentrale betraten, hatten sich alle ranghöheren Mitarbeiter bereits eingefunden und standen in einem lockeren Halbkreis um den großen Bild­schirm herum, der die Zentrale dominierte. Sophia war ebenfalls anwesend, und auch, wie René registrierte, Honk. Er fühlte sich noch nicht bereit dafür, wusste aber, dass ein intensives Gespräch mit dem Wachmann bevorstand. Wäre er auf seinem Posten gewesen, wäre es der Gruppe höchstwahrscheinlich nicht gelungen, die Zentrale zu verlassen. Honk konnte nicht nur Schläge austeilen, die einen normalen Menschen zu Kleinholz verarbeiten würden, es war praktisch unmöglich, ihn außer Gefecht zu setzen. Allerdings war auf dem Ge­sicht des Wachmannes allzu deutlich das schlechte Ge­wissen zu erkennen, als René ihm einen kurzen Blick zu­warf.

      René richtete seine Aufmerksamkeit auf den Bildschirm. Normalerweise waren darauf die Meldungen zu sehen, die regelmäßig hereinkamen, jetzt jedoch war darauf das Bild der Überwachungskamera im Lager zu sehen, die den Abschnitt filmte, in dem sich die Tür be­fand, vor der er und Jochen eben noch gestanden hat­ten. Noch bevor René oder Jochen eine Frage stellen konnten, zeigte Sahra auf den Bildschirm. Das eingefro­rene Bild erwachte zum Leben, wenn auch der einzige Unterschied der Zeitstempel war, der jetzt weiterlief. Sahra hielt das Bild kurz an und zoomte den Ausschnitt heran. Man musste schon genau hinschauen, um es zu sehen, aber in der Vergrößerung war deutlich zu erken­nen, dass die Tür nicht geschlossen war. Sie stand nur ein winziges Stück offen, aber genug, um es mit dem bloßen Auge zu erkennen, wenn man wusste, wonach man Ausschau halten musste.

      »Das ist fünf Minuten, bevor die Gruppe hier eingedrungen ist«, erklärte Sahra. Kaum hatte sie den Satz beendet, erlosch das Licht auf dem Bildschirm. Nur die Zeitanzeige deutete darauf hin, dass sie nach wie vor einen Film sahen und nicht auf einen toten Bildschirm starrten. Dann jedoch erklangen Geräusche. Ein Schar­ren war zu hören, sowie das leise Knarren, als sich die Tür langsam aber sicher öffnete. René glaubte, ein Flüs­tern zu hören, war sich aber nicht sicher. Dann entfern­ten sich die Geräusche und schließlich hörten sie das charakteristische Zischen und anschließendes Poltern der Tür, die vom Lager in die Zentrale führte. Sahra hielt das Bild an.

      »André geht die Bilder durch, um zu sehen, seit wann genau sie offen stand«, erklärte sie. René blickte angespannt auf den Bildschirm.

      »Und bevor du jetzt was sagst«, meinte Jochen von der Seite, an René gewandt, »es ist nicht deine Schuld.« Der Blick, mit dem René antwortete, zeigte deutlich, was er von dieser Aussage hielt.

      »Wahrscheinlich sind fünfundzwanzig Leute an der Tür vorbeigelaufen, ohne zu bemerken, dass sie offen stand. Wenn ich nicht gewusst hätte, wonach ich suche, hätte ich das nicht einmal auf dem Film erkannt.« Sahra wusste, ebenso wie Jochen und alle anderen hier, wie sehr Renés Pflichtbewusstsein manchmal übertriebene Formen annahm. Sicher, er war streng genommen verantwortlich für die Geschehnisse bei OMMYA, aber kei­ner außer ihm selbst erwartete, dass er alles voraussehen konnte.

      »Der Alarm hätte ausgelöst werden müssen, sobald die Tür geöffnet wurde.« René blickte fragend in die Runde. »Dafür ist er da, oder?« Ein humorloses Lachen erklang von Christopher.

      »Ja«, meinte er. »Hat großartig funktioniert.«

      »Fehlfunktion?«

      Sahra schüttelte mit dem Kopf. »Glaube ich nicht«, entgegnete sie. »Aber ich werde die Protokolle durchgehen.«

      »Ich hab eine Idee.« René ging zu dem nächsten Mitarbeiter, der sich nach einer kurzen Unterhaltung in Richtung Lager entfernte. Fragende Blicke wurden durch den Raum geworfen. René schaltete den Bildschirm auf Echtzeit. Schweigend warteten sie, bis der Mitarbeiter auf dem Monitor erschien. Keine Sekunde, nachdem er die Tür geöffnet hatte, erklang der Alarm, der darauf hindeutete, dass einer der Übergänge mani­puliert worden war. René tippte etwas auf der Konsole vor sich ein, und der Alarm verstummte.

      »Funktioniert einwandfrei. Jetzt.« Er ließ seinen Blick über die versammelten Personen wandern. Dann wandte er sich erneut der Konsole zu und tippte eine Zeitlang darauf herum. Kaum, dass der Mitarbeiter wieder aus dem Lager erschienen war, erklang das Rumpeln der Schotts, die sich langsam schlossen. Als das letzte Don­nern abgeebbt war, erklang eine weibliche Stimme.

      SYSTEM GESICHERT

      »Was soll das denn jetzt?«, fragte Sophia, ehrlich verwirrt.

      »Die Anlage befindet sich im gesicherten Modus«, antwortete René, ohne die Ärztin dabei anzugucken. »Und solange nicht


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