Kurtisanengespräche. Pietro Aretino

Kurtisanengespräche - Pietro Aretino


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einen Lärm machte, daß man ein leises Pochen gar nicht gehört haben würde. Man zog also den Vorhang noch nicht auf, sondern ging an die Tür, um dem Bakkalaureus zu öffnen. Denn der Bakkalaureus war der, der den großen Spektakel machte. Übrigens hatte er keine Ahnung davon, daß ich im Hause und ihm untreu war. Er kommt herein und sieht mich mit meinem Studenten liebäugeln. Das gibt ihm diesen vermaledeiten Klaps, der die Männer blind macht, und mit einer Wut wie der große Köter, der die kleine Hündin totbiß – du erinnerst dich der Geschichte, die der lustige Mönch erzählte! –, fährt er auf mich los, packt mich an den Haaren und schleift mich durch den Saal und die Treppe hinunter. Vergebens waren die Bitten, die alle für mich einlegten (nur mein Student nicht, denn der war sofort verduftet wie 'ne Rakete beim Feuerwerk). Mit unzähligen Puffen und Fußtritten schleppte er mich ins Kloster und verabfolgte mir da in Gegenwart sämtlicher Nonnen eine so gesalzene Tracht Prügel, wie die Mönche sie einem unter ihnen stehenden Klosterbruder zukommen lassen, der das Verbrechen begangen hat, in die Kirche zu spucken. Er verwichste mich mit den Riemen eines Notenpults, und zwar dermaßen, daß von meinem Gesäß ein spannendickes Stück Fleisch abgeschunden war, und was mich noch am meisten fuchste, das war, daß die Äbtissin dem Bakkalaureus recht gab. Acht Tage lag ich krank, salbte mich häufig und wusch mich mit Rosenwasser. Dann ließ ich meiner Mutter sagen, wenn sie mich noch mal lebend sehen wollte, so möchte sie schnell kommen. Und als sie mich so verändert fand, wie wenn ich gar nicht mehr ich selber wäre, da glaubte sie, ich sei vom Fasten und Frühaufstehen krank geworden, und verlangte mit aller Gewalt, ich sollte sofort nach Hause gebracht werden. Mönche und Nonnen konnten reden, soviel sie wollten, sie erklärte, sie ließe mich keinen Tag länger im Kloster. Als ich in unserem Hause ankam, da wollte mein Vater, der vor meiner Mutter mehr Angst hatte als ich vorm Gottseibeiuns, sofort zum Doktor laufen; aber man ließ ihn nicht, und das hatte seine guten Gründe. Ich konnte den Schaden, den mein Unterteil genommen hatte, nicht ewig verbergen, denn da hatte der Riemen getanzt, wie am Abend der heiligen Woche nach dem Gottesdienst die Straßenjungen auf den Altarstufen und vor den Kirchentüren ihre Stöcke klappern lassen. Ich sagte deshalb, ich hätte mich, um mein Fleisch abzutöten, auf eine Wergkratze gesetzt, und dabei wäre mir das passiert. Zu dieser mageren Ausrede zwinkerte meine Mutter mit dem Auge. Sie meinte, die Zähne der Kratze wären mir ja bis ans Herz eingedrungen und nicht bloß in den Popo – (möge der deinige gesund bleiben!) –, aber das beste war, den Mund zu halten, und das tat sie denn auch.

      Antonia: Ich fange allmählich an zu glauben, daß du recht hattest, wenn du bedenklich warst, deine Pippa Nonne werden zu lassen ... Und jetzt erinnere ich mich, meine gebenedeite, selige Mutter pflegte immer zu erzählen, in einem Kloster wäre 'ne Nonne, die täte alle drei Tage, als hätte sie alle möglichen Krankheiten von der Welt, so daß alle Ärzte kommen und ihr den Pinkerlich unter die Röcke schieben mußten.

      Nanna: Ich weiß ganz gut, wer das war, und habe dir bloß nicht von ihr erzählt, weil meine Geschichte sonst zu lang geworden wäre. – Da ich dich nun heute den ganzen Tag mit meinem Geschwätz hingehalten habe, so möchte ich, daß du auch den Abend zu mir kämest.

      Antonia: Ganz wie du wünschest!

      Nanna: Du kannst mir ein paar Kleinigkeiten zu machen helfen; morgen nach dem Frühstück gehen wir dann wieder in meinen Weinberg, setzen uns unter diesen selbigen Feigenbaum und machen uns an das Leben der Ehefrauen.

      Antonia: Ich stehe ganz zu Diensten.

      Nach diesem Gespräch ließen sie alle ihre Sachen im Weinberg liegen und machten sich auf den Weg nach Nannas Haus, ›Zur Sau‹ benannt. Sie kamen dort an, als eben die Nacht hereinbrach, und die kleine Pippa empfing Antonia mit vielen Liebkosungen. Und zur Essenszeit setzten sie sich zu Tische und aßen; dann saßen sie noch ein Weilchen zusammen, und endlich gingen sie zu Bett und schliefen.

      Ende des ersten Tages

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