Malik Mantikor: Ein Lichtermeer wird leuchten. I. Tame

Malik Mantikor: Ein Lichtermeer wird leuchten - I. Tame


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Gesicht und lässt es sich nicht nehmen, ihn höchstpersönlich zu bedienen.

      Kaum zu glauben, aber ich werde wohl Vater, lallt Fynn in Gedanken.

      Trink den Saft, erwidert der Mantikor ernst. Du musst schnell wieder klar im Kopf werden!

      Folgsam nimmt er ein paar große Schlucke, doch trotzdem kann er die Eile nicht verstehen. Sie scheint zufrieden … ob Malik wohl gleich kommt?

      Trau' ihr nicht, raunt die tiefe Stimme zurück. Die Befruchtung war erfolgreich. Sie ist schwanger; ich weiß es. Jetzt hat sie alles was sie wollte.

      Fynn blinzelt in Karess' Richtung. So langsam kann er wieder seinen Blick fokussieren.

      „Lässt du Malik jetzt holen?“, fragt er unschuldig?

      „Hmm“ Karess zieht nachdenklich die Augenbrauen hoch. „Eigentlich sitzt er ja noch seine Strafe ab.“

      Fynn zieht eine Schnute. „Ich hab' doch alles getan was du wolltest. Und du hast versprochen, ihn nach der Zeugung freizulassen.“

      Karess steht auf und schlendert einige Meter zu einem kleinen Buffet. Sie nimmt einen Teller und pickt wählerisch mit einer silbernen Gabel in den Schüsseln herum. Dabei kehrt sie Fynn den Rücken zu.

      „Da hast du natürlich Recht!“, lenkt sie versöhnlich ein. „Seine Versprechen sollte man immer ...“

      FYNN!! LAUF!! brüllt sein Mantikor. JETZT! SOFORT! RENN LOS UND SPRING ÜBER DIE BRÜSTUNG!

      Im gleichen Moment hat Fynn wieder die schreckliche Szene vor Augen als sich der unschuldige Diener auf Karess' Befehl in den Tod stürzte.

      Nein … jammert er entsetzt. Ich will noch nicht sterben.

       DU WIRST NICHT STERBEN! ICH BIN BEI DIR! DU MUSST DICH JETZT RETTEN, FYNN. SIE WIRD DICH SONST GLEICH TÖTEN! LAAAUUUUFFF!!

      Während Karess noch vor sich hin plappert, springt Fynn auf und sprintet los. Die geschätzten drei Meter hat er im Nu überwunden. Der Mantikor lässt nicht zu, dass sein Mensch an der Brüstung zögert. Mit einem eleganten Hechtsprung überwindet Fynn die Brüstung und breitet die Arme aus wie … Yassin. Ja, genau! Malik hatte Yassin auch fliegen lassen. Dann wird er jetzt auch nicht abstürzen. Voller Vertrauen schließt Fynn die Augen und übergibt sich der Führung seines Mantikors.

      Karess dreht sich einige Sekunden später um. Sie realisiert nicht, was gerade geschah. Fynn ist weg. Er wird doch wohl nicht kommentarlos reingegangen sein! Oder ist ihm von der Pille schlecht geworden? Nein! Mit einem so plötzlichen Fluchtversuch rechnet sie anscheinend nicht.

      „Wo ist er?“, keift sie die beiden anwesenden Diener an.

      Gleichzeitig heben sie die Hand und deuten Richtung Meer.

      „WAAS?“ Karess kann nicht nachvollziehen was in Fynn gefahren ist. Hat er sich etwa umgebracht? Gerade, als sie mit dem Gedanken spielte ihm mit ihrem kleinen Dolch die Kehle durchzuschneiden? Doch sofort waren ihre Gedanken wieder zu der kurzen sexuellen Eskapade gewandert. Fynn Lichtermeer war einfach zu schön, um ihn abzuschlachten. Wie gerne hätte sie versucht, ihn zu manipulieren und zu ihrem Sex-Sklaven zu machen. Und jetzt das?? Er springt in den Tod? Einfach so?

      Karess runzelt die Stirn. Da stimmt doch was nicht!

      Sie hastet an die Brüstung und fährt mit Adleraugen die Kulisse vor sich ab. Wo soll er denn sein? Da ist nichts zu sehen. Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Sie schreit einmal wütend auf.

      Ich muss zu Malik! Sofort! Entschlossen dreht sie sich auf dem Absatz um und rennt los.

      Atemlos und den Körper vollgepumpt mit Adrenalin quetscht sich Fynn in eine Felsspalte. Die spitzen Steine zerkratzen ihn und hinterlassen blutige Striemen. Als er weit über sich ein zorniges Kreischen vernimmt, meldet sich sein Mantikor.

       Hab' keine Angst. Alles ist gut. Noch eine Minute und ich bringe dich endgültig in Sicherheit.

      Fynn atmet erleichtert auf. Ein glückliches Lächeln verwandelt seine angespannte Miene.

      Auf die Möglichkeit, dass Malik nun vielleicht von der Hohen Rätin gepeinigt wird, weist der Mantikor Fynn lieber nicht hin.

      Kapitel 3

      „Du hast mich an dich gebunden??“ Vorwurfsvoll baut sich Yassin vor Packh auf. „Du hast mich von dir abhängig gemacht! Malik sagt, dass ich nie wieder in meine Dimension kann … nie wieder meine Eltern ...“

      Ihm versagt die Stimme. Tränen schießen ihm in die Augen.

      Wie versprochen, steht Packh am nächsten Morgen in der Gaststube, um Yassin abzuholen. Gemeinsam wollen sie Valerie besuchen. Als sein Liebhaber jedoch die Treppe herunter getrampelt kommt, schwant ihm, dass irgendetwas nicht stimmt. Nun hebt er beschwichtigend die Hände und geht langsam auf Yassin zu.

      „Malik übertreibt … wie immer“, redet er leise auf seinen neuen Gefährten ein. „Beruhige dich, bitte … ja?“ Jetzt steht er direkt vor seiner neuen Liebe und schließt ihn in die Arme.

      „Das ist doch nur so, wenn wir uns trennen sollten. Doch das werden wir nicht. Ich geh' überall hin wo du auch hingehst. Und wenn du deine Familie vermisst und bei ihr sein willst, gehe ich natürlich mit dir. Ich lass' dich nicht alleine … niemals“, bekräftigt er eindringlich.

      Yassin hebt überrascht den Kopf. „Wirklich? Das würdest du tun?“

      „Na klar!“, grinst Packh und wischt kurz mit dem Daumenballen über Yassins feuchte Wimpern. „Ich hab' doch nur dich und ich wäre doch ganz schön bescheuert, wenn ich dich einfach so gehen ließe!“

      Stürmisch drückt ihm Yassin einen Kuss auf die Lippen.

      „Ich hab' auch nur dich!“, flüstert er Packh zu. Doch anscheinend war sein Flüstern nicht leise genug, denn Fuxx erscheint mit zwei frisch zubereiteten Milchkaffees und stellt sie neben den beiden auf den nächsten Tisch.

      „Und du hast Fynn!“, bemerkt er dabei nachdrücklich. Ertappt schiebt Yassin den lachenden Mantikor von sich. Er ist es nicht gewohnt, beim Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit angesprochen zu werden. Eigentlich ist er es nicht gewohnt, in der Öffentlichkeit überhaupt Zärtlichkeiten auszutauschen.

      „Natürlich!“, stottert er verlegen. Wie konnte er nur seinen besten Freund vergessen! Vielleicht gibt’s schon Neuigkeiten von Malik.

      „Hat Malik schon gefrühstückt?“, fragt er den geschäftig herum wuselnden Fuxx, der für sie beide den Frühstückstisch deckt. Dabei schüttelt der Kleine ernst den Kopf.

      „Nein, ich vermute, dass er bei Karess ist. Sein Zimmer war heute morgen leer.“

      „Vielleicht hat er ja Glück gehabt und die Hohe Rätin hat ihn endlich zu Fynn gelassen!“ Yassin reißt freudig die Augen auf. „Könnte doch sein!“

      Packh und Fuxx wechseln einen vielsagenden Blick.

      „Schon möglich“, lenkt Packh schließlich ein. „Doch bei Karess musst du mit allem rechnen!“

      Er fummelt ein zerdrücktes Päckchen Zigaretten aus der Brusttasche seines Hemdes und bietet Yassin ganz selbstverständlich eine an. Mit leuchtendem Blick greift dieser danach.

      „Die Sucht hast du mir gleich mit auf den Weg gegeben“, wirft er Packh sanft vor, als dieser ihm Feuer gibt. Sein Gegenüber grinst süffisant.

      „Jetzt sag' bloß, es schmeckt dir nicht“, frotzelt er zurück.

      Yassin nimmt einen tiefen Lungenzug. Ach, schmeckt das gut. Doch seine Lunge sieht das wohl nicht ganz so locker wie er. Ein kleiner Hustenanfall schüttelt ihn gnadenlos.

      „Komm' mal her!“ Packh lacht gutmütig und legt beide Hände flach auf seine Brust. „Ich helfe dir!“

      Er


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