Wenn die Nacht stirbt und die Zeit still steht. Lisa Lamp
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Wenn die Nacht stirbt und die Zeit still steht
Kapitel 2: Auf die Freiheit und den Verlust
Kapitel 3: Auf der Lichtung der Göttin
Kapitel 4: Die Wahrheit besiegt die Lügner
Kapitel 5: Grausamkeiten im Brunnen der Göttin
Kapitel 6: Bezwinge deine Angst
Kapitel 8: Die andere Welt im Brunnen der Göttin
Kapitel 9: Letzter Atemzug, letztes Gefecht
Kapitel 10: Wenn die Nacht stirbt und der Tag anbricht
Epilog oder auch: Der Tag bricht an
Bonuskapitel: Kein Weihnachten für Hexen (Mels Sicht)
Wenn die Nacht stirbt und die Zeit still steht
Band 4
Lisa Lamp
Romantic Fantasy
Impressum
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Print-ISBN: 978-3-96752-142-9
E-Book-ISBN: 978-3-96752-642-4
Copyright (2021) XOXO Verlag
Covergestaltung: © Cover Up – Buchcoverdesign / Bianca Wagner (www.cover-up-books.de) unter Verwendung der Bilder von ©Shutterstock
Buchsatz: Grit Richter
Hergestellt in Bremen, Germany (EU)
XOXO Verlag
ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH
Gröpelinger Heerstr. 149
28237 Bremen
Für Papa und alle anderen,
die im Stillen Unglaubliches leisten
Prolog
1218 n. Chr.:
»Ich liebe dich«, flüsterte sie gegen seine Lippen und schlug sich die Hände vor den Mund, als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte. Ihre Wangen erröteten und sie klapperte nervös mit den Zähnen, als sie gespannt auf seine Antwort wartete. Doch sie kam nicht. Die Zeit verging, ohne dass er etwas sagte. Aber das war auch nicht mehr notwendig. Irgendetwas in seinen schwarzen Augen sagte Hestia, dass Rudolfus genauso fühlte, obwohl sie aus verschiedenen Welten stammten und es ihnen nie erlaubt sein würde, auf diese Weise zusammen zu sein, egal wie sehr sie es begehrten.
Während sie ihre bodenlangen Hängeärmel und ihre Schleppe aus Seide trug, die ihren Körper entlangflossen wie sanfte Wellen, konnte er sich gerade so seine Cotte aus Baumwolle leisten, obwohl er Tag für Tag härter arbeitete als jeder andere. Nicht umsonst hatte er die Schwielen an seinen Händen und die vielen gleichmäßig verteilten Muskeln, die ihn stark aussehen ließen. Aber das war Hestia egal. Sie liebte ihn. Mit allem, was sie hatte. Egal ob er ihr Diener war, für sie würde er immer ihr König sein. Sie wollte die Ewigkeit mit ihm verbringen und mit niemand anderem, weil er etwas besaß, dass niemand sonst je haben würde. Ihr Herz.
»Ich kann das gar nicht oft genug hören, Prinzessin«, sagte Rudolfus und lachte leise, als er sah, wie sich ihre Pupillen liebevoll weiteten und sie einen Laut der Freude von sich gab. Glücklich sprang sie in die Luft und fiel ihm um den Hals. Während er die Frau in seinen Armen betrachtete, fragte er sich, was sie erwartet hatte. Jeder Mann auf dieser Welt hatte Hestia, seine Hestia, begehrt. Sie angestarrt, wann immer sie nicht hingesehen hatte. Genau wie er. Die meisten Herrscher und Adeligen hatten nach ihr gelechzt und auf den Boden gesabbert, auf dem sie stand, oder es sogar gewagt, ihr einen Antrag zu machen. Er konnte es nicht ertragen, ihnen dabei zuzusehen, auch wenn er es verstehen konnte. Er hätte ihr am liebsten einen Ring an den Finger gesteckt, um sie als sein Eigentum zu kennzeichnen, sodass niemand sie ihm jemals wieder wegnehmen konnte. Sie war perfekt. Ihr schwarzes Haar, das über ihren Rücken fiel und sich an den Spitzen leicht lockte. Ihre grünen Augen, die im Licht der untergehenden Sonne funkelten, und ihre Haut, die schöner und reiner war als alles, was Rudolfus je zuvor gesehen hatte. Er sollte Angst haben, dass sie ihn nicht liebte oder sich nach einer besseren Partie umsah. Nicht umgekehrt. Er war derjenige, der Glück hatte.
Sanft nahm er ihre Hände von seinem Hals und legte sie sich auf die breite Brust, um sie tiefer küssen zu können. Endlich, nach all der Zeit, in der sie sich nicht berühren konnten und sich trotzdem täglich sehen mussten. Es war Rudolfus vorgekommen wie Folter. Sie so nah bei sich zu haben und doch so fern. Sie nicht berühren zu können, obwohl sie im gleichen Raum war.
Es war ihr erster Kuss in dieser Nacht, aber es würde nicht ihr letzter bleiben. Rudolfus war wie ausgehungert. Er wollte jeden Millimeter von dieser Frau berühren, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte. Er hätte es nicht ertragen, alleine und verschwitzt in seinem Feldbett aufzuwachen. Nicht schon wieder. Zu oft war ihm das passiert und jedes Mal wurde das Sehnen nach seiner großen Liebe schlimmer.
Hestia schmiegte ihren Körper an seinen und Rudolfus spürte ihre weiblichen Rundungen unter dem dünnen Stoff. Zärtlich fuhren seine Hände über ihren Rücken und seine Lippen berührten ihre für einen kurzen Moment. Viel zu kurz für Hestias Geschmack. Doch Rudolfus hatte nicht vor aufzuhören. Einen Wimpernschlag lang atmete er durch, bevor er seinen Mund wieder auf ihren presste und sich in dem Gefühl des Kusses verlor. Ihm wurde warm, sein Herz schlug bis zum Hals und er wusste, dass er jetzt verloren hatte. Seine Zweifel und die Angst waren wie weggewaschen. Er hatte seine mühsam errichteten Mauern fallen lassen und seine sorgsam zurechtgelegte Beherrschung aufgegeben, ohne es zu bemerken. Hestia hatte ihn in ihren Bann gezogen und es war für ihn nicht mehr von Bedeutung,