Robert Blum. Blum Hans

Robert Blum - Blum Hans


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Orchester

      Welche unendliche Zahl von Musikern und Instrumenten!

      Schade, daß durch das Gewühl man die Musik nicht mehr hört.

Die Stumme von Portici

      Glänzend brichst Du Dir Bahn in allen Ländern Europa’s

      Weil Du mit sprachlosem Mund, sprichst aus dem Herzen des Volks.

Mozart

      Würde Musik vom Unsinn auch ganz verdrängt von der Erde,

      Deine Werke allein geben ihr ewig Asyl.

Gleichniß

      Wie die Fische ewig dürsten,

      Bei beständ’gem Ueberfluß,

      Schlürfen Schmeichelei die Fürsten,

      Ohne Maß und Ueberdruß.

Schwere Wahl

      Allopathie! Homöopathie!

      Ich schwanke schon seit vielen Tagen

      Und bitte, Freundchen, sagen Sie,

      Mit welcher darf ich es wohl wagen?

      Das ist Geschmack, der wechselt ab,

      Und richtet sich nach Zeit und Mode;

      Merkt nur den Unterschied vorab

      Und wählt dann selber die Methode:

      Die Eine bringt uns in das Grab,

      Die Andre aber blos zum Tode!

Der Reformator

      Thebaldus will die Welt verbessern;

      Was da besteht ist ihm zu schlecht,

      Er will ein neu Gesetz und Recht

      Um Glück und Wohlfahrt zu vergrößern;

      Doch eine Plag’, die – wenn auch klein —

      Doch alle bessern Menschen fliehen,

      Die will er nicht der Welt entziehen;

      Er ist es selbst mit seinem Schrein!

Lehre

      Meidet das starke Getränk, es schadet den Nerven, dem Geiste!

      So spricht der Weise und wahr. Merkt den erhabenen Spruch!

      Wasser hat furchtbare Kraft; es treibet das Schwungrad der Mühle,

      Brüder, das ist uns zu stark, darum – so rath ich – trinkt Wein.

Glück und Unglück

      Feindlich getrennt, im Thun und Wirken unendlich verschieden,

      Wandelt Ihr dennoch vereint, Hand stets in Hand durch die Welt.

      Nützlich seid Ihr uns Beide, die Tiefen des Lebens zu kennen:

      Lehrt uns das Glück den Genuß, lehrt uns das Unglück den Werth.

Stolz und Hochmuth

      Stolz, wenn er würdig ist, hält uns in ehrerbietiger Ferne

      Hochmuth stößt uns zurück, füllt mit Verachtung die Brust.

Liebe und Treue

      Liebe hält mit zärtlichen Armen das Leben umschlungen,

      Treue kettet sich fest, sei es auch an – den Tod.

Tugend und Scham

      Unzertrennliche Genien durchwandeln sie liebend das Leben

      Diese voll Anmuth und Reiz, jene voll Würde und Kraft.

      Fällt die Scham, sie reißet die Tugend mit sich zu Grabe;

      Sinket die Tugend, die Scham hält sie mit kräftigem Arm.

      Bald aber drängte die Begeisterung zu dramatischem Schaffen, die er dem Studium der Ringelhardt’schen Theaterbibliothek dankte, jede andere Dichtung zurück; glaubte er sich doch zum Theaterdichter ganz besonders vorbereitet durch die tiefen Blicke, die er als Theaterdiener hinter die Coulissen, in die Mache der Bühnentechnik gethan zu haben meinte. Pilzartig schossen die Lust-, Schau- und Trauerspiele unter seiner Feder in’s Kraut. Die wenigen „Literaten“, die ihn ihrer Freundschaft würdigten, Dr. Rave, Köhler, der Schauspieler Porth, der mit ihm viele Jahre später noch von Dresden aus treu correspondirte, natürlich auch Ringelhardt selbst, wurden von ihm unablässig mit der unheilverkündenden Bitte heimgesucht, wieder ein neues Drama von ihm zu lesen. Diejenigen, welche diese Freundschaftsprobe bestanden, sind ihm für’s Leben treu geblieben. Sie haben ihm auch als gute Freunde offen und stets von Neuem erklärt, daß seine Dramen nichts taugten. Er soll eine ungemessene Zahl seiner dramatischen Schöpfungen in’s Feuer geworfen haben, nachdem ihnen so das Todesurtheil gesprochen worden. Wären doch alle unberufenen dramatischen Dichter so reich an Selbsterkenntniß!

      Trotzdem habe ich noch eine sehr große Anzahl dramatischer Dichtungen aller Art, die Robert Blum selbst verfaßt hat, in seinem handschriftlichen Nachlaß vorgefunden. Schon ihre Titel verrathen zum Theil ihren Inhalt: „Der Vaterfluch oder die Schrecken des Fanatismus. Trauerspiel in fünf Aufzügen.“ „Das Opfer der Bruderliebe. Ein Bild seltener Seelengröße aus unsrer Zeit“ u. s. w. Auch eine große Zahl „Einlagen“ von seiner Hand, Prosa und Verse, die in beliebten Operetten, Possen u. s. w. als Neuheit eingeschaltet wurden (wie heute neue Couplets), habe ich vorgefunden, namentlich aus der Leipziger Zeit – noch aus den Tagen, da er schon deutschkatholischer Kirchenvater geworden war. Den größten Schrecken muß Robert Blum den Freunden, die er zu Kunstrichtern über seine dramatischen Werke berief, schon durch den Umfang seines „dramatischen Gedichtes“ Kosciuzko eingeflößt haben. Denn der erste Theil dieser Riesentragödie oder in Scene gesetzten Biographie würde schon mindestens zwei Theaterabende füllen und das ganze Stück hat drei solcher Theile aufzuweisen. Von allen Bühnenschöpfungen Blum’s ist nur eine einzige gedruckt worden, aber auch diese ist Buchdrama geblieben und niemals aufgeführt worden – „Die Befreiung von Candia“ (Leipzig, C. H. F. Hartmann, 1836). Das Stück behandelt eine Episode des griechischen Befreiungskampfes der zwanziger Jahre (1822) und ist geschrieben in der pathetischen Rhetorik der großen französischen Revolution und voll von beziehungsreichen Anspielungen auf das damalige Deutschland; im Munde freiheitsdürstender Neugriechen konnte diese der Censor nicht gut streichen, selbst nicht die bezeichnenden Schlußworte des Helden:

      Seid einig, Griechen! Wenn Ihr einig seid,

      Dann seid Ihr frei und keine Macht der Erde

      Vermag es, Euch die Freiheit zu entreißen.

      Ein einig Volk ist stark, unüberwindlich!

      Um dieses stille Schaffen im Zusammenhang darzustellen, sind wir dem Gange der Lebensschicksale Blum’s um Jahre vorangeeilt. Denn die letzten dieser Dichtungen sind schon auf Leipziger Boden erwachsen.

      Nach Leipzig war Ringelhardt mit dem Ende der Kölner Wintersaison von 1831 auf 1832 gezogen und hatte hier das Stadttheater übernommene: Blum sollte Mitte Juli als Theaterdiener folgen. Da wurden dem jungen Manne gleichzeitig zwei lohnendere Stellen angeboten: die eine in der Redaction einer Kölnischen Zeitung, die andere als Theater-Secretär bei einer wandernden Truppe der Rheinprovinz. Beide Angebote meldete er Ringelhardt nach Leipzig, und dieser antwortete am 24. Mai von Ostrau: „In Bezug einer Anstellung für Sie in Leipzig kann ich Ihnen vorläufig Folgendes berichten: … ich will Ihnen einen monatlichen Gehalt von fünfzehn Thaler zahlen, mit der Zusicherung, daß, wenn Sie sich in die Geschäfte eingearbeitet haben, ich die 200 Thaler“ (pro Jahr) „voll machen will. Sie arbeiten dafür alle Schreibereien im Bureau, die ich Ihnen übertrage, sei es das Schreiben von Briefen, seien es Copialien oder Rechnungen oder das Ausschreiben von Rollen (!). Sie übernehmen ferner (!) die Geschäfte bei der Casse und Controlle, die Ihnen übertragen werden, sowie andere Arbeiten des Theaters, die in das Fach einschlagen.“ Blum sagte zu. Darauf lief, nach einer längeren Abwesenheit Ringelhardt’s in Wien, von diesem ein zweiter Brief vom 25. Juni ein, in dem es hieß: „Ihr Engagement können Sie am 15. July hier antreten, weil ich mit Ihnen alle Casseneinrichtungen vorbereiten will und die Billets einrichten, sowie Bibliothek und Musikalien, die ich unter


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