Robert Blum. Blum Hans

Robert Blum - Blum Hans


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uns mit derartigen Betrachtungen vertraut zu machen. Eugenie, wärst Du ein Weib wie tausend andere, selbst von der besten Sorte, ich würde Dir bei dieser Betrachtung sagen, tritt zurück! Oder ich würde gewaltsam mit Dir brechen oder mich bestreben, Dir unerträglich zu werden. Da mir aber ein gütiges Geschick in Dir nicht blos ein gutes und liebendes, sondern auch ein edles, denkendes und des höchsten Aufschwunges fähiges Weib so unverdient zuführte, so schließe ich Dich mit um so größerer Inbrunst an das Herz und rufe Dir zu: „Laß uns genießen das süße Glück der Stunde; aber laß uns vorbereitet sein, daß die nächste Stunde Alles zertrümmern kann! Laß uns gestählt sein für die Leiden, die da kommen; ja, ich sage fast mit Zuversicht, kommen werden und nie vergessen, daß die neidischen Götter Opfer verlangen, ehe sie der Menschheit ersehnte Güter gewähren. Die Liebe sei uns dann der leuchtende Sterne in dunkler Wetternacht, er schimmert ja durch Gitter und Mauern und verscheucht die Finsterniß. Liebe und Freiheit sei uns ein unzertrennliches Zwillingsgestirn, dem wir folgen, auf welche Bahnen es uns auch führen mag! Du kannst nicht glauben, wie glücklich es mich macht, zu wissen, daß diese Worte in Deinem Herzen wiederklingen, daß Du das starke Mädchen bist, welches sie nicht allein mitzufühlen, sondern auch darnach zu handeln vermag. Der Himmel weiß, warum ich unter allen Männern so bevorzugt bin, Dich gefunden, mir Deine Liebe errungen zu haben. Aber ich bin’s und daß ich’s bin, ist meine Seligkeit.“ “

      Diesem Briefe waren einige Geschenke beigefügt. Jenny dankte dafür und schrieb im schmerzlichen Bewußtsein ihrer Armuth: „Du beschenkst mich so reich und ich habe nichts, gar nichts, was ich Dir dagegen bringen kann, nicht einmal das, was man auch nur die bescheidenste Ausstattung eines Mädchens nennen kann.“ Darauf antwortete Robert am 13. Juli in einem langen Briefe, dem das nachstehende Gedicht beilag:

      „Du hättest nichts dem Bräutigam zu bieten

      An Werth und Schmuck? Das thut mir wahrlich leid;

      Man zieht solch’ inhaltleere Menschen-Nieten

      Nicht gern in unsrer materiellen Zeit.

      Und bringst Du mir nicht Heirathsgut und Schätze

      An Silber, Gold und Perlen reichlich ein,

      So sag’ ich nach modernem Zeitgesetze:

      Laß’ ab von mir mein Kind, es kann nicht sein!

      Ja, Silber will ich! Zwar nicht jenes weiße

      Und glänzende Metall, das aus dem Schooß

      Der Erde holt der Mensch in blut’gem Schweiße,

      Damit zu feilschen und zu prunken blos; —

      Ich will das Silber innig wahrer Liebe,

      Die sich als haltbar, ächt und rein bewährt,

      Die selbst der Schicksalswolken bange Trübe

      Mit mildem Glanz erhellet und verklärt.

      Und Gold will ich! Zwar nicht das vielverfluchte,

      Das in der Berge tiefen Gründen ruht;

      An das der Menschen Habgier, die verruchte,

      Die Seele setzt und Ehre, Recht und Blut; —

      Ich will das Gold der felsenfesten Treue,

      Das jeder Probe, auch der schärfsten, steht;

      Das Gold, das stets im Herzensschacht auf’s Neue —

      Wie viel man auch davon verbraucht – ersteht.

      Und Perlen will ich! Zwar nicht aus den Tiefen

      Des Meers, wo von Dämonen sie bewacht

      Den süßen Schlummer des Vergessens schliefen,

      Eh’ sie die frevle Gier an’s Licht gebracht.

      Ich will die Perlen heiliger Empfindung,

      Des Mitgefühls bei Andrer Schmerz und Lust,

      Das Sinnbild göttlich-menschlicher Verbindung,

      Wie’s thront im Tiefen einer edlen Brust.

      Und daß zum Reichthum Reichthum sich geselle,

      Biet’ ich Dir – karg zwar – gleiche Mitgift dar;

      Wir bergen für des Lebens Wechselfälle

      Die Güter auf der Laren Hochaltar. —

      Du hast und bringst mir reichlich diese Schätze!

      und wüßt’ ich nicht, Du brächtest sie mir ein,

      Dann nach dem ewigen Vernunftgesetze

      Sagt’ ich: laß ab, es kann, es darf nicht sein!“

      Am 19. Juli besuchte er einen Tag die Braut in Kappel. Da die Verlobung noch geheim bleiben sollte, so hatte das junge Paar vor Zeugen strenge gesellschaftliche Förmlichkeit zu beobachten. Diesen Besuch mußte Blum mit siebenundzwanzig Stunden Postfahrt erkaufen. „Jetzt geht’s an die Wühlerei!“ meldete er am 20. Juli nach seiner Rückkehr der Braut. „Gott sei Dank, nun ist doch die ärgste Wühlerei vorüber und man kann wieder athmen,“ schreibt er am 27. Es handelte sich um die Agitation für die Landtagswahlen, welche die Opposition wesentlich verstärkten. v. Dieskau schied zwar aus der Kammer aus. Aber außer Todt trat nun Braun ein (Advocat und Patrimonialrichter), in juristischen und staatswissenschaftlichen Fragen bald der Führer der Opposition, ja sogar bald der stehende Referent der zweiten Sächs. Kammer, 1848 März-Justizminister; außer ihnen ein dritter Voigtländer, Otto von Watzdorf, Vertreter der Ritterschaft, der schon auf dem letzten alten Ständetage von 1830 den überlebten Schrullen seiner Standesgenossen im Sinne moderner Staatsauffassung und Freiheit lebhaft opponirt hatte, ein Mann von eben so großer Unabhängigkeit, als Wohlhabenheit; dann Georgi von Mylau, ein angesehener Kaufherr, 1848 Minister, Vater des heutigen Oberbürgermeisters von Leipzig. Dippoldiswalde sandte den Advokaten Klinger (1848 Bürgermeister von Leipzig), die Oberlausitz den ersten liberalen Staatsbeamten, den Sachsen in der Kammer sah, Hensel.

      Mit welchem Maße von „Wühlerei“ Robert Blum an diesem Resultate betheiligt gewesen, erhellt, abgesehen von einer starken Correspondenz mit fast allen den Abgeordneten, die eben genannt wurden, auch aus der Aufnahme, die ihm kurz nachher in Plauen beschieden war. Er war dort, wie er Eugenie vom 27. Juli bis Ende August wiederholt meldet, schon seit Wochen erwartet worden, um Reden in Versammlungen zu halten. Endlich gegen Ende August konnte er sein Eintreffen in Plauen an den jungen Fabrikanten Böhler melden. Ueber den Verlauf dieser Reise berichtet er der Braut am 2. September: „Montag Nachmittag brachte ich in Altenburg damit zu, den dortigen höchst pomadig und schlaraffenartig gewordenen Gesellen derb den Text zu lesen und ihnen das Versprechen größerer Thätigkeit abzunehmen.“ In Plauen kommt er Dienstag früh nach durchfahrener Nacht an. Als er nach Böhler fragt, ist dieser in Frankfurt zur Messe, Blum’s Brief demselben sorgfältig couvertirt nachgesendet worden; v. Dieskau dagegen, der Blum Logis angeboten hatte und von dessen Ankunft nicht unterrichtet war, ist schon halb fünf Uhr früh aufs Land gefahren und kehrt erst Abends zurück. Bis sieben Uhr Morgens werden daher in der „Post“ fünf Tassen schlechten Kaffee’s getrunken und die Wochenblätter der letzten drei Monate, einschließlich der Annoncen gelesen, dann wird Mammen in seiner jungen Häuslichkeit besucht. In Mammens Gesellschaft wird der Tag bis zum späten Nachmittag verbracht. „Ich fand dabei sehr oft Gelegenheit, aus Mammens traulich schöner Häuslichkeit einen Blick hinüber zu werfen in eine Zukunft, die auch mir ein ähnliches Asyl verheißt. Als gegen Abend v. Dieskau zurückkehrte, machten wir, eingedenk unseres schönsten und rührendsten National-Characterzuges zuerst aus, daß wir den Abend zusammen – essen wollten; dabei sollten dann auch die brauchbarsten Leute zusammengerafft, die Angelegenheiten vorläufig besprochen und eine gemeinschaftliche Fahrt etc. nach Adorf etc. auf den nächsten Morgen verabredet werden.“ Da sich indessen noch am nämlichen Abend Blum beim Kegeln den Fuß verdrehte, mußte man nach Adorf und Mühldruff schicken, um Todt, Braun und Watzdorf nach Plauen zu bescheiden; da erfährt man, daß die drei Herren zusammen eine Parthie gemacht haben, von der sie erst Freitag zurückkehren wollen! Dennoch wurde noch am dritten Tage in Plauen großer Kriegsrath über die Taktik des Fortschritts in Sachsen gehalten und dann stieg Blum mit geschientem Bein wieder in die Post nach Leipzig. „Ist es möglich,


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