Der ewige Mensch. Brust Alfred

Der ewige Mensch - Brust Alfred


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ist nichts, Tamara. Es ist nichts.

STEILZACK:

      Man darf nicht, aber man muß! Aber dann gibt es Gesetze.

CORDATUS:

      Ja – Gesetze muß es geben, damit die Unschuldigen gestraft werden und die Sünder sich freuen können. Das alles ist ganz außerordentlich wichtig, sage ich dir.

STEILZACK:

      Aber hier – hier ist doch jemand erschlagen worden! Verstehst du: mit einem Beile erschlagen!

CORDATUS:

      Ich verstehe dich recht: eine Kraft hat etwas zerstört. Ein Leben hatte sich erfüllt, und da mußte auch die Form zerbrochen werden. Und da traf die Form im Niedergang ihrer Tage eine Kraft in den Stunden eines Aufgangs.

STEILZACK:

      Und ich sah, wie die Kraft das Beil dieser Form mitten in die Stirn hieb.

CORDATUS:

      Du sahst drei Menschen. Und es geschah große Bewegung. Da kamst du zu mir!

STEILZACK:

      Nach den Gesetzen der Menschen muß jetzt auch diese Kraft getötet werden.

CORDATUS:

      Das ist nicht immer nötig, aber vielleicht.

STEILZACK:

      So sage mir, soll ich hingehn und anklagen?

CORDATUS:

      Du sollst lieben.

STEILZACK (laut):

      Freund, es ist dein Vater, der erschlagen worden ist!

CORDATUS(erhebt sich steil, nimmt seine ganze Kraft zusammen und spricht ihm ins Gesicht):

      Du sollst lieben!

TAMARA(die wieder wandert und wiegt):

      Ich hab ein Tier im Bauch. Schneid mir doch das Tier aus dem Bauch!

CORDATUS:

      Es ist nichts, Tamara. Es ist nichts.

STEILZACK:

      Und ich sah den Mörder und weiß sein Gesicht. Und dann sah ich die liebliche Schwester ahnungslos in der wundersüßen Wildnis hier! Soll ich anklagen, Cordatus?!

CORDATUS:

      Du sollst lieben! Oder geh von mir. Geh von mir, wenn du nicht lieben kannst!

STEILZACK:

      Weshalb denn mußte ich das alles sehn?

CORDATUS:

      Das ist Schicksal. Jeder Blick, den wir tun, ist Schicksal und hat Bedeutung.

SAAT(tritt auf und blickt sich fremd um)STEILZACK (in schmerzvoller Bewegung):

      Cordatus!!

SAAT (ängstlich):

      Ich heiße Saat, wissen Sie. Und Sie sind ein gerechter Mensch, wird gesagt.

CORDATUS:

      Wenn du Gerechtigkeit willst, so gehe zu den Richtern. Denn ich bin ungerecht.

SAAT (flehentlich):

      Ich möchte Sie, ich möchte dich gern allein sprechen, Cordatus! Ich möchte dich gern allein sprechen.

CORDATUS:

      Wenn du Schicksal hast, von dem du nicht zu allen sprechen kannst, so schweige lieber. Denn man soll ein Ding zu allen Menschen sagen können oder schweigen.

SAAT:

      Ich bitte dich um eine Ausnahme.

CORDATUS:

      Bist du so schwach, daß du nicht schweigen kannst?

SAAT:

      Ich bin schwach.

CORDATUS:

      Frage mich!

SAAT:

      Gibt – gibt es Schuld?

CORDATUS:

      Es muß Schuld geben.

STEILZACK (wendet sich ab)CORDATUS:

      Steilzack!

STEILZACK:

      Ich höre, Herr!

CORDATUS:

      Ist es dieser?

STEILZACK:

      Er ist es!

SAAT (versteht nicht)CORDATUS (sanft zu Saat):

      Bleibe bei uns. Und laßt uns jetzt hinausgehn auf den Berg. Da ist viel Licht. Und da sind alle Dinge ganz anders.

(Er geht voran. Saat und Steilzack sehen einander ungewiß an und folgen ihm langsam)TAMARA (laut hinterher):

      Ich hab ein Tier im Bauch. Schneid mir doch das Tier aus dem Bauch, Herr!

SAAT (blickt sich verstört um)CORDATUS:

      Es ist nichts, Tamara. Es ist nichts.

Die Stadt. Ein freier Platz. Im Hintergrunde eine Reihe HäuserSAAT(steht im Vordergrunde, die Hände in den Taschen und blickt zu Boden)WACHTLER(kommt. Ein altes Männchen mit listigen Augen voller Neugierde. Er bleibt dicht bei Saat stehn und betrachtet ihn mit großer Aufmerksamkeit):

      Ehemmhemm!!

SAAT (sieht sich schnell um)WACHTLER:

      So macht man sich bemerkbar. Ja – sehn Sie, Herr.

SAAT(wendet sich ihm voll zu und blickt ihn fragend an)WACHTLER:

      Ich heiße Wachtler. Sie sind ganz fremd in der Stadt, wie ich sehe.

SAAT:

      Wie können Sie das wissen? Die Stadt ist doch sehr groß.

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