Der Aufstand Der Tapferen. Морган Райс

Der Aufstand Der Tapferen - Морган Райс


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einzelnen, roten Auge. Ihre Pranken waren so groß wie die eines Bären, mit langen, spitzen Krallen, und ihr Fell war glatt und schwarz wie die Nacht.

      Als er sie so nah sah, wusste Alec, dass er ein toter Mann war.

      Alec stürmte mit letzter Kraft voran, seine Hände schwitzten selbst in der Eiseskälte schwitzten seine Hände, sein Atem gefror in dicken weißen Wolken vor ihm. Die Wilvox waren kaum mehr als zehn Meter entfernt und der gierige Blick in ihren Augen, der Sabber, der ihnen aus den Mäulern lief, sagte ihm, dass sie ihn in Stücke reißen würden. Er sah keinen Ausweg. Er warf Marco einen Blick zu in der Hoffnung, dass er einen Plan hatte, doch er sah genauso verzweifelt aus. Auch er wusste nicht, was sie tun sollten.

      Alec schloss die Augen und tat etwas, was er noch nie zuvor getan hatte: er betete. Sein Leben lief vor seinen Augen ab, und es veränderte ihn – es ließ ihn erkennen, wie sehr er das Leben liebte und mehr denn je wollte er weiterleben.

      Bitte Gott, rette mich. Nach allem, was ich für meinen Bruder getan habe, bitte lass mich nicht hier sterben. Nicht an diesem Ort, nicht durch diese Kreaturen. Ich würde alles dafür tun.

      Als Alec die Augen öffnete, hob er den Blick und bemerkte diesmal einen Baum, der ein wenig anders war als die anderen. Seine Äste waren knorriger und hingen tiefer hinab, gerade tief genug, um einen im Sprung zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, ob die Wilvox klettern konnten, doch er hatte keine andere Wahl.

      „Der Ast!“, schrie Alec Marco wild gestikulierend zu.

      Gemeinsam rannten sie zu dem Baum und als die Wilvox näher kamen, nur wenige Meter entfernt, sprangen sie und zogen sich an dem Ast hoch.

      Alecs Hände rutschten auf dem verschneiten Ast, doch es gelang ihm, sich festzuhalten und er zog sich hoch zum nächsten Ast hoch, der ein paar Meter über dem Boden war. Von dort sprang er sofort zum nächsten Ast, immer höher. So schnell war er noch nie in seinem Leben geklettert.

      Die Wilvox erreichten den Baum, sprangen hoch und hieben nach ihren Beinen. Alec spürte ihren heißen Atem an seinen Fersen einen Augenblick bevor er sprang und ihre Kiefer verfehlten ihn um Zentimeter.

      Die Jungen kletterten weiter, angetrieben durch das Adrenalin, bis sie gut fünf Meter über dem Boden waren und so sicher, wie sie sein konnten.

      Alec hielt schließlich inne und klammerte sich mit aller Kraft an dem Ast fest. Schweiß brannte ihm in den Augen, während er langsam wieder zu Atem kam. Er sah nach unten und betete, dass die Wilvox nicht klettern konnten.

      Zu seiner Erleichterung waren sie immer noch am Boden; knurrend und schnappend sprangen sie am Baum hoch, doch offensichtlich unfähig zu klettern. Sie kratzten wütend an der Rinde des Baums, doch ohne Erfolg.

      Die beiden Jungen saßen auf dem Ast und als sie begriffen, dass sie in Sicherheit waren, seufzten beide erleichtert. Marco lachte und Alec sah ihn überrascht an. Es war ein verrücktes Lachen, ein Lachen der Erleichterung, das Lachen eines Mannes, dem es unerwartet gelungen war, dem Tod zu entkommen.

      Als Alec erkannte, wie knapp es gewesen war, konnte auch er ein Lachen nicht unterdrücken. Er wusste, dass sie noch nicht in Sicherheit waren; er wusste, dass sie nicht vom Baum herunter konnten solange die Wilvox da unten waren und dass sie womöglich trotz allem hier sterben würden, doch zumindest für den Augenblick waren sie sicher.

      „Sieht so aus, als wäre ich dir was schuldig“, sagte Marco.

      Alec schüttelte den Kopf.

      „Du solltest mir noch nicht danken“, erwiderte Alec.

      Die Wilvox knurrten wütend und Alec blickte mit zitternden Händen nach oben. Er wollte noch weiter von den Biestern weg und fragte sich, wie hoch sie klettern konnten, und ob es einen Ausweg aus der Situation gab.

      Plötzlich erstarrte er. Als er aufblickte, zuckte er zusammen, erfasst von einer Angst, wie er sie noch nie erlebt hatte. Von dort oben, aus den Ästen über ihm, blickte die hässlichste Kreatur auf ihn herab, die er je gesehen hatte. Mehr als zwei Meter lang, mit dem Körper einer Schlange und zwölf krallenbewehrten Beinen und einem Kopf wie dem eines Aals starrte sie ihn aus schmalen mattgelben Augen an. Nur ein paar Meter über ihm zischte sie und riss das Maul auf. Alec erschrak darüber, wie weit sie es öffnen konnte – sie konnte ihn glatt im Ganzen verschlucken! Das rasseln ihres Schwanzes verriet ihm, dass sie im Begriff war anzugreifen und beide zu töten.

      Als sich ihr Maul in Richtung von Alecs Hals senkt, reagierte er instinktiv. Er schrie auf und wich zurück, wobei er seinen Halt verlor und an nichts anderes denken konnte, als ihren tödlichen Fangzähnen und dem sicheren Tod zu entkommen.

      Er dachte nicht einmal an das, was unter ihnen lauerte. Als er spürte, wie er vom Baum stürzte, erkannte er zu spät, dass er vom Regen in die Traufe flüchtete. Er blickte in die Tiefe und sah die sabbernden Wilvox, die ihre Mäuler aufrissen und wusste, dass er nichts tun konnte, als sich für den Aufprall zu wappnen.

      Er hatte einen sicheren Tod gegen den anderen ausgetauscht.

      Kapitel Drei

      Als Kyra langsam durch die Tore von Argos zurückkam, lagen die Blicke der Männer ihres Vaters auf ihr und die Scham brannte. Sie hatte ihre Beziehung zu Theos falsch verstanden. Dumm wie sie war hatte sie geglaubt, dass sie ihn kontrollieren konnte – doch stattdessen hatte er sie vor all diesen Männern verschmäht. Alle hatten gesehen, dass sie schwach war und keine Macht über den Drachen hatte. Sie war nur ein Krieger wie jeder andere auch – nicht einmal ein Krieger, sondern nur ein Mädchen, das ihr Volk in einen Krieg gestürzt hatte, den sie ohne den Drachen nicht gewinnen konnten.

      Kyra trat durch die Tore von Argos, spürte die Blicke und die unbehagliche Stille. Was sie jetzt wohl von ihr dachten? Sie wusste nicht einmal, was sie selbst denken sollte. War Theos nicht wegen ihr gekommen? Hatte er die Schlacht aus eigenem Antrieb geschlagen? Hatte sie etwa doch keine besonderen Kräfte?

      Kyra war erleichtert, als die Männer ihre Aufmerksamkeit endlich von ihr abwandten und sich wieder damit beschäftigten, Waffen zu sammeln und sich für den kommenden Krieg vorzubereiten. Sie eilten umher, sammelten die Reichtümer ein, die die Männer des Lords zurückgelassen hatten, füllten Karren, führten Pferde weg und das Klirren von Stahl war überall zu hören, als sie Berge von Schilden und Rüstungen sammelten. Da es immer noch schneite und es langsam dunkel wurde, hatten sie keine Zeit zu verlieren.

      „Kyra“, hörte sie eine bekannte Stimme.

      Sie drehte sich um und war froh, Anvins lächelndes Gesicht zu sehen. Er sah sie mit Respekt an, mit der aufmunternden Güte und Wärme der Vaterfigur, die er immer für sie gewesen war. Er legte liebevoll einen Arm um ihre Schulter, lächelte breit unter seinem Bart und hielt ihr ein glänzendes neues Schwert hin, dessen Schneide mit pandesischen Symbolen graviert war.

      „Der beste Stahl, den ich seit Jahren in Händen gehalten habe“, bemerkte er mit breitem Grinsen. „Dank dir haben wir genug Waffen, um einen Krieg zu beginnen. Du hast uns stärker gemacht.“

      Kyra fand Trost in seinen Worten, so wie immer; doch es gelang ihr nicht, dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit und Verwirrung abzulegen, weil sie der Drache abgewiesen hatte. Sie zuckte mit den Schultern.

      „Ich war das nicht“, antwortete sie. „Das war Theos Werk.“

      „Aber Theos ist für dich zurückgekommen“, antwortete er.

      Kyra blickte zum grauen Himmel hoch und fragte sich, ob er Recht hatte.

      „Ich bin mir nicht sicher.“

      Beide betrachteten schweigend den Himmel und die Stille wurde nur vom Pfeifen des Windes gestört.

      „Dein Vater wartet auf dich“, sagte Anvin schließlich mit ernster Stimme.

      Kyra folgte Anvin. Schnee und Eis knirschten unter ihren Stiefeln, als sie durch den Hof und das Gewimmel der Männer gingen. Sie gingen an Dutzenden der Männer ihres Vaters vorbei, als sie durch die Straßen von Argos gingen, Männer überall, seit langer Zeit endlich wieder einmal entspannt. Sie sah sie lachen, trinken und miteinander Scherzen, während sie Waffen und Vorräte einsammelten. Sie waren wie Kinder am Tag der Heiligen.

      Dutzende


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