Ritus Der Schwerter . Морган Райс
neu zu sein. Es war perfekt. Und er schwor, dass er nie wieder auch nur einen einzigen Augenblick mit ihr als selbstverständlich hinnehmen würde.
„Gwendolyn“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Thorgrin“, flüsterte sie zurück.
Sie hielten einander lange fest, und dann küssten sie sich. Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuss, und keiner von ihnen wollte aufhören.
„Du lebst“, sagte sie. „Und du bist hier. Ich kann nicht glauben, dass du hier bist!“
Mycoples schnaubte und Gwen blickte über Thors Schulter als Mycoples einmal mit den Flügeln schlug. Furcht huschte über Gwens Gesicht.
„Hab keine Angst.“, sagte Thor. „Ihr Name ist Mycoples. Sie ist meine Freundin. Und sie wird auch deine Freundin sein. Lass sie mich dir vorstellen.“
Thor nahm Gwendolyn bei der Hand und führte sie langsam über das Dach. Er konnte ihre Angst spüren, während sie sich dem Drachen näherten. Er konnte es verstehen. Immerhin war sie ein echter Drachen, und so nah war Gwen noch nie zuvor in ihrem Leben einem Drachen gekommen.
Mycoples sah Gwendolyn mit ihren riesigen rot glühenden Augen an. Sie schnaubte sanft, wackelte mit den Flügeln und legten den Kopf in den Nacken. Thor konnte so etwas wie Neid spüren, und vielleicht Neugier.
„Mycoples, das ist Gwendolyn.“
Mycoples wandte stolz den Kopf ab. Doch dann drehte sie sich plötzlich wieder um und blickte Gwendolyn direkt in die Augen, gerade so, als ob sie bis auf den Grund ihrer Seele sehen konnte. Sie lehnte sich vor, so wie, dass ihr Gesicht fast das von Gwendolyn berührte.
Gwen keuchte vor Überraschung und Ehrfurcht. Sie hob zitternd ihre Hand, legte sie sanft auf Mycoples lange Nase und berührte ihre purpurnen Schuppen.
Wenige angespannte Augenblicke später zwinkerte Mycoples endlich, senkte ihre Nase und rieb sie an Gwens Bauch als Zeichen der Zuneigung. Sie rieb ihre Nase immer weiter an Gwens Bauch, gerade so, als wäre sie darauf fixiert, und Thor konnte nicht verstehen warum.
Dann wandte Mycoples genauso schnell den Blick ab und sah zum Horizont.
„Sie ist wunderschön“, flüsterte Gwen.
Sie wandte sich um und sah Thor an.
„Ich hatte die Hoffnung auf deine Rückkehr schon aufgegeben.“, sagte sie. „Ich habe nicht mehr damit gerechnet.“
„Ich auch nicht“, sagte Thor. „Nur der Gedanke an dich hat mich am Leben gehalten. Hat mir einen Grund gegeben, weiterzuleben und zurückzukehren.“
Sie umarmten sich wieder und hielten einander fest, während der kalte Winterwind sie umwehte.
Gwendolyn senkte den Blick, sah das Schwert des Schicksals an Thors Hüfte hängen und riss die Augen auf. Sie keuchte.
„Du hast das Schwert zurück gebracht.“, sagte sie und sah ihn ungläubig an. „Du bist der, der es führt!“
Thor nickte.
„Doch wie…“, begann sie und war überwältigt.
„Ich weiß nicht wie“, sagte Thor, „ich konnte es einfach.“
Ihre Augen weiteten sich hoffnungsvoll, als ihr etwas anderes einfiel.
„Dann haben wird den Schild wieder.“, sagte sie voller Hoffnung.
Thor nickte wieder.
„Andronicus ist in der Falle.“, sagte er. „Wir haben bereits King’s Court und Silesia befreit.“
Freude und Erleichterung huschten über Gwendolyns Gesicht.
„Du hast unsere Städte befreit“, bemerkte sie.
„Zum größten Teil war es Mycoples. Und das Schwert. Ich war einfach nur da.“
Gwen strahlte.
„Und unsere Leute? Sind sie sicher? Hat irgendwer überlebt?“
Thor nickte.
„Fast alle sind am Leben und es geht ihnen gut.“
Sie strahlte und sah auf einmal wieder wie das junge Mädchen aus, das sie war.
„Kendrick erwartet dich in Silesia.“, sagte Thor. „Genauso wie Godfrey, Reece, Srog und viele, viele andere. Sie sind frei und gesund und die Stadt ist frei.“
Gwendolyn sprang Thor in die Arme und hielt ihn fest. Er konnte die Welle der Erleichterung spüren, die sie durchfuhr.
„Ich hatte befürchtet, dass alle zerstört und für immer verloren wäre.“, weinte sie.
Thor schüttelte den Kopf.
„Der Ring hat überlebt.“, sagte er. „Andronicus ist auf der Flucht. Wir werden zurückkehren und ihn ein für alle Mal auslöschen. Und dann werden wir anfangen, alles wieder aufzubauen.“
Gwendolyn drehte sich plötzlich um und starrte in den Himmel. Sie wickelte ihren Mantel enger um ihre Schultern und ihr Blick war voller Sorgen.
„Ich weiß nicht, ob ich wieder zurückkehren kann.“, sagte sie zögerlich. „Als du fort warst ist mir etwas zugestoßen.“
Thor griff sanft ihre Schultern, drehte sie zu sich um und sah sie an.
„Ich weiß, was dir zugestoßen ist.“, sagte er. „Deine Mutter hat es mir gesagt. Du hast keinen Grund dich zu schämen.“, sagte er.
Gwen sah ihn an und in ihrem Blick lag Überraschung und Verwunderung.
„Du weißt es?“ fragte sie erschrocken.
Thor nickte.
„Es ist bedeutungslos.“, sagte er. „Ich liebe dich genauso wie zuvor. Sogar noch mehr. Unsere Liebe – das ist, was zählt. Sie ist unzerstörbar. Ich werde Rache für dich üben und Andronicus selbst töten. Doch unsere Liebe – sie wird niemals sterben.“
Wieder fiel Gwen Thor in die Arme und ihre Tränen liefen ihm über den Nacken. Er konnte spüren, wie erleichtert sie war.
„Ich liebe dich“, flüsterte Gwen ihm ins Ohr.
„Und ich liebe dich auch.“, antwortete er.
Thor stand da, hielt sie fest und sein Herz schlug wild vor Anspannung. Er wollte jetzt, in diesem Augenblick um ihre Hand anhalten. Doch er hatte das Gefühl, dass er es nicht tun konnte, bevor er ihr gesagt hatte, wer sein Vater war.
Der Gedanke daran füllte ihn mit Scham. Hier stand er und hatte gerade eben geschworen, den Mann zu töten, den sie beide am Meisten hassten. Und mit den nächsten Worten sollte er verkündigen, dass Andronicus sein Vater war?
Thor war sich sicher, dass Gwendolyn ihn für immer hassen würde. Und er konnte nicht riskieren, sie zu verlieren. Nicht nach allem, was geschehen war. Er liebte sie zu sehr.
Darum griff er mit zitternden Händen unter sein Hemd und zog die Halskette hervor, die er unter den Schätzen des Drachen gefunden hatte, mit der goldenen Kette und dem glänzenden goldenen Herzen, das mit Diamanten und Rubinen besetzt war. Er hielt sie ans Licht und Gwen keuchte bei ihrem Anblick. Thor trat hinter sie und legte sie ihr um den Hals.
„Ein kleiner Beweis meiner Liebe und Zuneigung“, sagte er.
Es lag wunderschön auf ihrer Brust. Das Gold schimmerte im Licht und die Steine glitzerten.
Der Ring brannte im Säckchen um seinen Hals, und Thor schwor, dass er ihn ihr zur rechten Zeit geben würde. Wenn er den Mut aufbringen konnte, ihr die Wahrheit zu sagen. Doch jetzt war nicht die Zeit dazu, so sehr er es auch gehofft hatte.
„Du siehst, der Weg zurück steht dir frei“, sagte Thor und strich ihr mit der Hand über die Wange. „Du musst zurückkehren. Dein Volk braucht dich. Sie brauchen einen Anführer. Der Ring ist nichts ohne einen Anführer. Sie warten auf deine Führung. Andronicus hält immer noch den halben Ring besetzt und unsere Städte müssen wieder aufgebaut werden.“
Er sah ihr in die Augen und konnte sehen, dass sie überlegte.
„Sag