Die Schmiede Des Muts . Морган Райс
er. „Ich will dich zuerst leiden sehen. Ich will, dass du zuerst siehst was aus deinem geliebten Land geworden ist. Deine Söhne sind tot. Deine Kommandanten sind tot. Anvin und Durge und all deine Männer am südlichen Tor sind tot. Millionen von Pandesier sind in unser Land eingefallen.“
Duncans Herz sank bei den Worten des Jungen ab. Ein Teil von ihm fragte sich, ob dies ein Trick war, aber er fühlte dennoch, dass all dies stimmte. Er fühlte wie er mit jedem weiteren Wort tiefer in den Boden sank.
„All deine Männer sind eingesperrt und Ur wird vom Meer aus bombardiert. So, du siehst nun, du hast kläglich versagt. Escalon ist schlimmer dran, als je zuvor und dem Einzigen, dem du die Schuld daran geben kannst, bist du selbst.“
Duncan zitterte vor Wut.
„Und wie lange wird es dauern“, fragte Duncan, „bis der große Unterdrücker sich dir zuwendet? Denkst du wirklich, dass du frei sein wirst, dass du Pandesias Zorn entkommst? Dass sie dir erlauben werden König zu sein? Und zu regieren, so wie es dein Vater einst tat?“
Enis lächelte resolut.
„Ich weiß, dass sie das tun werden“, sagt er.
Er lehnte sich näher zu ihm, so nah, dass Duncan seinen schlechten Atem riechen konnte.
„Ich habe ihnen einen Handel vorgeschlagen. Einen sehr speziellen Handel, um meine Macht zu sichern, einen Handel, der zu groß war, um ihn abzulehnen.“
Duncan traute sich nicht zu fragen, was es war, doch Enis lächelte bereits breit und lehnte sich näher zu ihm.
„Deine Tochter“, flüsterte er.
Duncans Augen öffneten sich weit.
„Dachtest du wirklich du könntest ihren Aufenthaltsort vor mir geheim halten?“ presste Enis hervor. „Gerade in diesem Moment wird sie von Pandesiern umzingelt. Und dieses Geschenk wird meine Macht sichern.”
Duncans Fesseln klirrten, ihr Echo hallte von den Wänden wieder, als er mit aller Macht versuchte sich zu befreien und anzugreifen. Er wurde von einer Verzweiflung erfüllt, die größer war als er ertragen konnte.
„Warum bist du gekommen?“ fragte Duncan, er fühlte sich viel älter und seine Stimme brach. „Was willst du von mir?“
Enis grinste. Er war lange still, dann seufzte er.
„Ich glaube, dass mein Vater etwas von dir wollte“, sagte er langsam. „Er hätte dich nicht rufen lassen und dir diesen Handel vorgeschlagen, aber er hat es getan. Er hat dir einen großen Sieg mit den Pandesiern versprochen – und im Gegenzug, hätte er etwas verlangt. Was? Was ist es? Welches Geheimnis versteckte er?“
Duncan starrte zurück, resolut, es interessierte ihn nicht mehr.
„Dein Vater hat sich etwas gewünscht“, sagte er und mit seinen Worten rieb er Salz in die Wunde. „Etwas Ehrenvolles und Heiliges. Etwas, bei dem er nur mir vertraute. Nicht seinem eigenen Sohn. Und ich weiß nun warum.”
Enis grinste höhnisch und wurde rot.
„Wenn meine Männer für etwas gestorben sind“, fuhr Duncan weiter fort, „dann war es für Ehre und Vertrauen – etwas, was ich nie brechen würde. Und deswegen, wirst du es nie erfahren.“
Enis Gesicht verdunkelte sich und Duncan genoss es ihn wütend zu sehen.
„Du würdest immer noch das Geheimnis meines toten Vaters hüten, der Mann der dich und all deine Männer verraten hat?“
„Du hast mich verraten“, korrigierte ihn Duncan, „nicht er. Er war ein guter Mann, der einmal einen Fehler gemacht hat. Du auf der anderen Seite bist nichts. Du bist nur ein Schatten deines Vaters.“
Enis machte ein böses Gesicht. Er richtete sich langsam zu seiner vollen Größe auf, lehnte sich nach vorne und spie neben Duncan aus.
„Du wirst mir sagen, was er wollte“, beharrte er. „Was – oder wen er – versuchte zu verstecken. Wenn du dies tust, könnte ich gnädig sein und dich einfach freilassen. Wenn nicht, werde ich dich nicht nur persönlich zum Galgen begleiten, sondern ich werde auch dafür sorgen, dass du den grausamsten vorstellbaren Tod stirbst. Es ist deine Wahl und es gibt kein Zurück. Denk gut nach, Duncan.“
Enis drehte sich um und wollte gehen, aber Duncan stieß hervor.
„Du kannst meine Antwort schon jetzt haben, wenn du möchtest“, antwortete Duncan.
Enis drehte sich, mit einem befriedigten Ausdruck auf dem Gesicht, um.
„Ich wähle den Tod“, antwortete er und schaffte es zum ersten Mal zu lächeln. „Denn der Tod ist nichts im Vergleich zu Ehre.“
KAPITEL ZWEI
Diedre wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie in der Schmiede arbeitete. Sie setzte sich plötzlich auf, aufgeschreckt von einem donnernden Geräusch. Das Geräusch war anders, ein Geräusch, welches sie nervös machte und welches sogar noch lauter als all das Schlagen der Hämmer auf die Ambosse war. Auch alle Männer und Frauen um sie herum hielten inne, legten ihre unfertigen Waffen zur Seite und schauten verblüfft drein.
Es ertönte wieder. Es hörte sich an wie Donner, der vom Wind getragen wurde, so als ob die Substanz der Erde auseinandergerissen wurde.
Und dann wieder.
Dann begann Diedre zu verstehen, was es war: Eisenglocken, die geläutet wurden. Das Geräusch ertönte wieder und wieder und hallte durch die Stadt. Ihr Herz zog sich vor Angst zusammen. Es waren Glocken der Warnung, der Gefahr.
Glocken des Krieges.
In der Schmiede von Ur sprang einer nach dem anderen vom Tisch auf und rannte hinaus. Sie alle waren begierig zu sehen, was passierte. Diedre war eine der Ersten unter ihnen, begleitet von ihren Mädchen, von Marco und seinen Freunden. Sie liefen nach draußen und in die Straßen, die voll von besorgten Bürgern waren, die sich alle auf den Weg zum Kanal machten, um einen besseren Blick erhaschen zu können. Diedre suchte alles ab und erwartete ihre Stadt bereits von Schiffen und Soldaten überrannt zu sehen. Aber das war nicht der Fall.
Verwundert, rannte sie in Richtung des riesigen Wachturms, der am Rand des Meeres des Leidens stand, um so einen besseren Blick erhaschen zu können.
„Diedre!”
Sie drehte sich um und sah auch ihren Vater und seine Männer in Richtung des Wachturms laufen, auch sie waren begierig darauf einen Blick aufs offene Meer zu werfen. Alle vier Türme läuteten hektisch. Dies war noch nie passiert, es war so als ob der Tod selbst sich der Stadt annäherte.
Diedre rannte neben ihrem Vater entlang, sie bogen in verschiedenen Straßen ab und liefen einige Steintreppen hoch, bis sie endlich oben auf der Stadtmauer am Rand des Meeres ankamen. Sie blieb dort neben ihm stehen, verblüfft von dem Ausblick, der sich vor ihr ausbreitete.
Es war als ob der schlimmste Albtraum wahr geworden wäre. Es war ein Ausblick, von dem sie sich wünschte, sie hätte ihn in ihrem ganzen Leben nicht sehen müssen: Das ganze Meer bis zum Horizont war schwarz. Die schwarzen Schiffe Pandesias lagen so nah beieinander, dass sie das Wasser und – so schien es – die ganze Welt bedeckten. Am schlimmsten war, dass sie auf dem Weg in ihre Stadt waren.
Diedre stand wie erstarrt da und schaute auf den kommenden Tod. Es gab keine Möglichkeit, sich gegen eine Flotte dieser Größe zu verteidigen, nicht mit ihren kläglichen Ketten und nicht mit ihren Schwertern. Wenn die ersten Schiffe den Kanal erreichten, könnten sie sie vielleicht in einen Engpass führen und verlangsamen. Sie könnten hunderte, vielleicht sogar tausende von Soldaten umbringen.
Aber nicht die Millionen, die sie hier vor sich sah.
Diedre fühlte wie ihr Herz entzwei gerissen wurde, als sie sich zu ihrem Vater und seinen Soldaten umdrehte. Sie sah die gleiche Panik in ihren Gesichtern. Ihr Vater setzte vor seinen Männern ein mutiges Gesicht auf, aber sie kannte ihn. Sie konnte den Fatalismus in seinen Augen, das Licht aus ihnen verschwinden, sehen. Alle von ihnen schauten auf ihren Tod und auf den ihrer alten und großen Stadt.
Neben ihr blickten auch Marco und seine Freunde voller Schrecken