Bevor Er Sieht . Блейк Пирс
will.“
„Da gibt es nichts zu erzählen“, wehrte Mackenzie ab.
Colby lächelte und verdrehte die Augen. „Wenn du meinst.“
„Nein, wirklich. Er ist nicht mein Typ.“
„Vielleicht bist du auch nicht sein Typ“, spekulierte Colby. „Vielleicht will er dich einfach nur nackt sehen. Ich frage mich…was für ein Typ bist du eigentlich? Ich wette auf tief und psychologisch.“
„Wie kommst du darauf?“, wollte Mackenzie wissen.
„Wegen deiner Interessen und deiner Neigung, in allen Profiling-Kursen und Übungsszenarien hervorzustechen.“
„Ich glaube, das ist ein häufiger Irrglaube über jeden, der sich für Profiling interessiert“, erwiderte Mackenzie. „Wenn du einen Beweis brauchst, kann ich dir mindestens drei ältere Männer der Staatspolizei Nebraskas nennen.“
Danach unterhielten sie sich über banale Dinge – ihren Unterricht, ihre Ausbilder und so weiter. Doch die ganze Zeit über schmorte Mackenzie innerlich. Die Gerüchte, die Colby erwähnt hatte, waren genau der Grund, warum sie sich möglichst unauffällig verhielt. Sie hatte sich nicht bemüht, Freunde zu finden – eine Entscheidung, durch die sie eigentlich mehr als genug Zeit gehabt hatte, ihre Wohnung fertig einzurichten.
Und alles nur wegen Ellington…dem Mann, der nach Nebraska gekommen und ihre Welt verändert hatte. Es hörte sich wie ein Klischee an, aber genau das war geschehen. Und die Tatsache, dass sie ihn immer noch nicht aus dem Kopf bekam, war etwas erschreckend.
Sogar als sie sich mit Colby nett unterhielt und sie zusammen aßen, fragte sich Mackenzie, was Ellington wohl gerade tat. Sie fragte sich auch, was sie jetzt tun würde, wenn er bei ihrem Versuch, den Vogelscheuchen-Mörder zu fassen, nicht nach Nebraska gekommen wäre. Das war keine schöne Vorstellung, wahrscheinlich würde sie immer noch diese qualvoll geraden Straßen entlangfahren, die entweder vom Himmel, den Feldern oder Mais umgeben waren. Außerdem würde sie vermutlich mit einem chauvinistischen Idioten ein Team bilden, der einfach nur eine jüngere und dickköpfigere Version Porters, ihres ehemaligen Teampartners war.
Sie vermisste Nebraska nicht. Sie vermisste nicht die Routine ihres Jobs, den sie dort ausgeübt hatte, und sie vermisste definitiv nicht die dort vorherrschende Geisteshaltung. Was sie jedoch vermisste war das Wissen, dass sie dazu passte. Sogar mehr noch, in Nebraska hatte sie zu den hochrangigsten Mitarbeitern in der Polizeiwache gehört. Hier in Quantico war das anders. Hier hatte sie eine riesige Konkurrenz und sie musste darum kämpfen, ganz oben zu bleiben.
Glücklicherweise war sie für diese Herausforderung mehr als bereit und war froh, den Vogelscheuchen-Mörder und ihr Leben vor dessen Festnahme hinter sich zu lassen.
Wenn sie nur noch diese Alpträume verhindern könnte.
KAPITEL ZWEI
Der nächste Morgen begann schon früh mit Waffentraining, einer Disziplin, in der Mackenzie recht begabt war. Sie hatte schon immer gut schießen können, aber mit der richtigen Anleitung und einer Klasse, in der zweiundzwanzig weitere ehrgeizige Anwärter mit ihr konkurrierten, war sie unheimlich gut geworden. Sie zog immer noch die Sig Sauer vor, die sie in Nebraska verwendet hatte, und hatte sich gefreut, dass die Standartwaffe des FBI eine Glock war, die sich nicht zu sehr von ihr unterschied.
Sie starrte auf das Papierziel am Ende des Schießkorridors. Ein langer Streifen Papier hing von einer mechanischen Stange fast zwanzig Meter von ihr entfernt. Sie zielte, feuerte dreimal schnell hintereinander ab und legte ihre Waffe nieder. Das Vibrieren der Schüsse vibrierte in ihren Händen nach, ein Gefühl, dass sie mittlerweile genoss.
Als das grüne Lichte am Ende des Korridors aufleuchtete, drückte sie einen Knopf auf dem Steuerkasten, um sie das Papierziel zu sich heran zu holen, das den Torso eines Menschen darstellte. Zwei Schüsse hatten den oberen Bereich der Brust getroffen, während der dritte die linke Schulter gestreift hatte. Die Schüsse waren ganz in Ordnung (jedoch nicht perfekt) und obwohl sie mit den über die Brust verstreuten Schüssen nicht zufrieden war, wusste sie, dass das Ergebnis nun viel besser war als bei ihrem ersten Schießtraining.
Elf Wochen. Sie war schon seit elf Wochen hier und lernte immer noch dazu. Sie war mit den verteilten Schüssen unzufrieden, weil diese fatal sein könnten. Sie war darauf trainiert worden, nur zu schießen, um einen Verdächtigen festnehmen zu können und um ihm unter schlimmsten Umständen mit einem Schuss in die Brust oder den Kopf das Leben zu nehmen.
Ihre Instinkte verbesserten sich. Sie lächelte das Papierziel an, dann schaute sie auf das kleine Schaltkästchen vor ihr, wo eine Schachtel voller Munition auf sie wartete. Sie lud die Glock nach und ließ ein neues Ziel herunter. Diesmal stellte sie die Entfernung auf etwa zweiundzwanzig Meter ein.
Sie wartete, bis das rote Licht an der Schalttafel grün wurde, bevor sie sich umdrehte. Sie holte tief Luft, wirbelte herum und feuerte wieder dreimal ab.
Diesmal waren eine glatte Reihe von drei Eintrittslöchern knapp unterhalb der Schulter zu sehen.
Viel besser, dachte Mackenzie.
Zufrieden nahm sie ihre Schutzbrille und Ohrschützer ab. Dann räumte sie ihre Station auf und drückte auf einen anderen Knopf des Schaltboards, wodurch das Ziel mithilfe des elektrischen Zugsystems nach vorne gezogen wurde. Sie nahm das Papier ab, faltete es und steckte es in den kleinen Rucksack, den sie so ziemlich überall mit hinnahm.
Sie hatte ihre Freizeit dazu genutzt, um ihre Fähigkeiten, bei denen sie das Gefühl hatte, den anderen in ihrer Klasse nachzustehen, im Übungsbereich zu schulen. Sie war eine der ältesten unter den Auszubildenden und es hatten sich bereits Gerüchte verbreitet, dass sie persönlich aus einer miserablen und kleinen Polizeistation in Nebraska hierhergeholt worden war, kurz nachdem sie den Fall um den Vogelscheuchen-Mörder gelöst hatte. Im Moment befanden sich ihre Leistungen was die Handhabung von Waffen anging im mittleren Bereich ihrer Klasse, doch sie war entschlossen, am Ende ihrer Ausbildung die Beste zu sein.
Sie musste sich selbst beweisen. Aber das machte ihr nichts aus.
*
Nach ihrer morgendlichen Schießübung ging Mackenzie direkt zu ihrem letzten Kurs, den sie in einem Klassenverband absolvieren musste. Es war ein Psychologieunterricht, der von Samuel McClarren, einem sechzig Jahre alten früheren Agenten und Bestseller-Autoren, der bereits sechs New York Times Bestseller über das psychologische Profil einiger der grausamsten Serienkiller des vergangenen Jahrhunderts veröffentlicht hatte, gehalten wurde. Mackenzie hatte alles, was dieser Mann geschrieben hatte, gelesen und konnte seinen Vorträgen stundenlang zuhören. Es war mit Abstand ihr Lieblingskurs und auch obwohl sie von dem stellvertretenden Direktor aufgrund ihres Lebenslaufes und ihres beruflichen Werdeganges von der Teilnahme des Kurses befreit worden war, hatte sie begeistert die Chance ergriffen, seinen Unterricht zu besuchen.
Wie immer war sie eine der ersten in der Klasse und saß weit vorne. Als sie ihr Notizheft und einen Stift herausholte, kamen immer mehr ihrer Kollegen herein und schalteten ihre MacBooks an und Samuel McClarren betrat das Podium. Hinter Mackenzie warteten zweiundvierzig Auszubildende eifrig auf den Beginn des Vortrags, jeder einzelne von ihnen schien von seinen Worten fasziniert zu sein.
„Gestern haben wir uns, sehr zur Freude der Teilnehmer unter Ihnen mit einem schwachen Magen, bereits mit den psychologischen Windungen beschäftigt, von denen wir ausgehen, dass sie Ed Gein angetrieben haben,“, begann McClarren. „Und heute wird es nicht viel besser werden, da wir uns mit der oft unterschätzten und doch unwiderstehlich verqueren Denkweise des John Wayne Gacy auseinandersetzen werden. Sechsundzwanzig nachgewiesene Opfer, die entweder stranguliert oder mithilfe eines Stauschlauches erstickt wurden. Er verteilte die Opfer, nachdem er sie ermordet hatte, an verschiedenen Stellen zwischen den Brettern unter seinem Haus bis hin zum Des Plaines Fluss. Und natürlich, daran denken die meisten Menschen, wenn sie seinen Namen hören, das Clown Make-up. Der Fall Gacy strotzt nur so vor psychologischer Störungen.“
Der