Ein Gericht für Diebe . Морган Райс
es in die Bäume.
„Ich zeige es dir doch“, antwortete sie, als sie von denen in der Nähe wegtrat. „Wenn du hier bist, um Magie zu lernen, können wir das mit Wälzern und sanften Wörtern tun, aber du bist hier um unsterblich zu werden. Dafür ist Schmerz der beste Lehrer, den es gibt.“
Kate biss die Zähne zusammen und machte weiter. Zumindest gab es einen Sinn für den Schmerz, nicht wie im Haus der Herrenlosen. Sie ging wieder in den Wald, hielt sich im Schatten, lernte, sich zu bewegen, ohne dabei den kleinsten Zweig oder das kleinste Blatt zu stören, während sie sich auf eine neue Reihe beschworener Feinde stürzte.
Dennoch starb sie.
Jedes Mal wenn sie Erfolg hatte, erschien ein neuer Feind oder eine neue Bedrohung. Jede war härter als die Letzte. Als Kate lernte menschliche Augen zu vermeiden, zauberte Siobhan Hunde herbei, deren Haut im Rauch zu glänzen schien, bei jedem Schritt, den sie machten. Als Kate lernte an der Abwehr eines Gegnerschwerts vorbeizugleiten, trug der nächste Feind eine Rüstung, sodass sie nur zwischen die Lücken der Platten schlagen konnte.
Wann immer sie aufhörte, schien es das Siobhan da war, mit Ratschlägen oder Hinweisen, Ermutigung oder einfach nur um sich lustig zu machen, damit Kate angespornt wurde, es besser zu machen. Sie war jetzt schneller und stärker, aber es schien, als wenn das noch nicht genug war für die Frau, die den Brunnen kontrollierte. Sie hatte das Gefühl, dass Siobhan sie auf etwas vorbereitete, aber die andere Frau wollte nicht sagen was oder jegliche Fragen beantworten, die nicht darauf abzielten, was Kate als Nächstes tun würde.
“Du musst lernen deine Talente zu nutzen, mit denen du geboren worden bist”, sagte Siobhan. “Lerne die Absicht eines Feindes zu sehen, ehe sie zuschlagen. Lerne die Stellen deiner Feinde herauszufinden, ehe sie dich finden können.”
“Wie soll ich das üben, wenn ich gegen Illusionen ankämpfe?”, fragte Kate.
“Ich lenke sie, also werde ich dir erlauben auf einen Bruchteil meiner Gedanken zu schauen”, sagte Siobhan. “Sei vorsichtig. Es gibt Orte, an denen du nicht nachschauen solltest.”
Das weckte Kates Interesse. Sie war bereits die Mauer hochgekommen, die die andere Frau vor sich hielt, damit Kate ihre Gedanken nicht lesen konnte. Jetzt sollte sie nachschauen dürfen? Als sie Siobhans Mauer sich senken spürte, tauchte Kate so weit ein, wie die neuen Grenzen sie ließen.
Es war nicht weit, aber es war dennoch weit genug, um ein Gefühl für den fremden Geist zu bekommen, der so weit von einer normalen Person entfernt war, als Kate je gesehen hatte. Kate wich vor der bloßen Fremdartigkeit zurück und zog sich zurück. Sie tat es gerade rechzeitig ehe ein vergänglicher Feind ihr ein Schwert durch ihren Hals stieß.
“Ich habe dir doch gesagt, du sollst vorsichtig sein”, sagte Siobhan, während Kate würgte. “Versuchs noch einmal.”
Da war ein weiterer Schwertmann vor Kate. Sie konzentrierte sich und dieses Mal erwischte sie den Moment, als Siobhan ihm sagte anzugreifen. Sie duckte sich und streckte ihn nieder.
“Besser”, sagte Siobhan. Es war schon fast ein Lob, als sie kam, aber das Lob stoppte nicht die ständigen Tests. Es bedeute nur noch mehr Feinde, mehr Arbeit, mehr Training. Siobhan forderte Kate, bis sie selbst mit der neuen Stärke die sie hatte, fühlte, dass sie vor Erschöpfung zusammenbrechen würde.
“Habe ich nicht genug gelernt?”, fragte Kate. “Habe ich nicht genug getan?”
Sie sah Siobhan ohne Belustigung lächeln. “Glaubst du, dass du bereit bist, Lehrling? Bist du wirklich so ungeduldig?”
Kate schüttelte ihren Kopf. “Es ist nur –“
“Du glaubst, du hast genug für einen Tag gelernt. Du glaubst, dass du weißt, was kommt oder was gebraucht wird.” Siobhan spreizte ihre Hände. “Vielleicht hast du recht. Vielleicht beherrscht du jetzt, was ich will das du lernst.”
Kate konnte ein wenig Gereiztheit darin erkennen. Siobhan hatte nicht die Geduld als Lehrerin, die Thomas bei ihr gezeigt hatte.
“Es tut mir leid”, sagte Kate.
“Das ist zu spät”, sagte Siobhan. “Ich will sehen, was du gelernt hast.” Sie klatschte in die Hände. “Ein Test. Komm mit.”
Kate wollte widersprechen, aber sie sah, dass es keinen Zweck hatte. Stattdessen folgte sie Siobhan zu einer Stelle, wo sich der Wald in eine grob kreisförmige Lichtung öffnete, gesäumt von Weißdorn und Brombeersträuchern, wilden Rosen und stechenden Nesseln. In der Mitte davon lag ein Schwert auf einem Baumstamm.
Nicht nur ein Schwert. Kate erkannte sofort das Schwert, dass Thomas und Will für sie gemacht hatten.
“Wie …”, begann sie.
Siobhan drehte ihren Kopf in die Richtung. “Dein Schwert war unfertig, so wie du. Ich habe es fertiggestellt, weil ich versuche dich zu verbessern.”
Das Schwert sah jetzt anders aus. Es hatte einen Griff mit dunklen Wirbeln und leichtem Holz, von dem Kate annahm, dass es perfekt in ihre Hand passte. Es hatte Zeichen am Griff, in einer ihr völlig unbekannten Sprache, während die Klinge jetzt mit einer bösartig aussehenden Kante glänzte.
“Wenn du glaubst, du bist bereit”, sagte Siobhan, “dann musst du einfach nur da reingehen und deine Waffe nehmen. Aber wenn du das machst, merke dir eins: die Gefahr ist echt da drin. Es ist kein Spiel.”
Wenn es eine andere Situation gewesen wäre, wäre Kate vielleicht einen Schritt zurückgetreten. Sie hätte Siobhan gesagt, dass sie kein Interesse hätte und hätte noch ein wenig länger gewartet. Zwei Dinge hielten sie davon ab. Das eine war das unerträgliche Lächeln, das Siobhans Gesicht nie zu verlassen schien. Es verspottete Kate, mit der Gewissheit, dass sie noch nicht gut genug war. Dass sie nie gut genug sein würde, um die Ziele zu erreichen, die Siobhan für sie gesetzt hatte. Es war ein Ausdruck, der sie zu lange an die Missachtung erinnerte, die die Nonnen ihr gezeigt hatten.
Im Angesicht dieses Lächelns konnte Kate ihre Wut aufsteigen fühlen. Sie wollte das Lächeln aus Siobhans Gesicht wischen. Sie wollte ihr zeigen, dass, was immer für eine Magie die Frau aus dem Wald auch besaß, Kate die Aufgaben annahm, die sie vorgab. Sie wollte ein wenig Zufriedenheit für all die geisterhaften Klingen, die in sie eingedrungen waren.
Der andere Grund war einfacher: Das Schwert gehörte ihr. Es war ein Geschenk von Will. Siobhan sollte nicht vorgeben, wann Kate es sich holen würde.
Kate lief los und hüpfte auf einen Ast, dann sprang sie über den Dornenring, der die Lichtung umgab. Wenn dies das Beste war, was sich Siobhan vorstellen konnte, dann würde sie ihr Schwert holen und genauso leicht zurückklettern, als wenn sie eine Landstraße entlang gehen würde. Sie ging in die Hocke, als sie landete und schaute auf das Schwert, das auf sie wartete.
Eine Person hielt es jetzt und Kate starrte darauf. Auf sich selbst.
Es war definitiv sie selbst bis ins letzte Detail. Dasselbe kurze rote Haar. Dieselbe drahtige Geschmeidigkeit. Diese Version von ihr jedoch trug andere Kleidung, war in grün und braun aus dem Wald gekleidet. Ihre Augen waren auch anders, Blattgrün von einer Ecke zur anderen und alles, außer menschlich. Während Kate sie ansah, zog die andere Version von ihr Wills Schwert zurück und schnitt damit durch die Luft, als wenn sie es testen würde.
“Du bist nicht ich”, sagte ihr anderes Ich, mit genau demselben Tonfall und genau derselben Stimme.
“Du bist einfach nur eine billige Kopie, nicht halb so gut.”
“Gib mir das Schwert”, forderte Kate.
Ihr anderes ich schüttelte ihren Kopf. “Ich denke, ich werde es behalten. Du verdienst es nicht. Du bist nur Abschaum aus dem Waisenhaus. Kein Wunder, dass die Dinge mit Will nicht funktioniert haben.”
Kate rannte auf sie zu, schwang ihr Übungsschwert mit aller Kraft und Wut, die sie aufbringen konnte, als wenn sie die Dinge mit der Stärke ihres Angriffs durchbrechen könnte. Stattdessen traf ihr Übungsschwert auf den Stahl des echten Schwertes.
Sie