Ein Lied für Waisen . Морган Райс

Ein Lied für Waisen  - Морган Райс


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sie in diesem Fall wenigstens nicht erstochen werden würde.

      „Nein“, erwiderte Kate. „Ich kenne den Fluch der Macht nicht.“

      “Es ist ganz einfach”, sagte Siobhan. „Wenn du die Macht hast, dann wird alles, was du tust, die Welt beeinflussen. Wenn du die Macht hast und sehen kannst, was kommt, dann bleibt sogar die Wahl nicht zu reagieren, eine Wahl. Du bist für die Welt verantwortlich, weil du darin bist und ich bin schon eine lange Zeit darin.“

      „Wie lange?“, fragte Kate.

      Siobhan schüttelte ihren Kopf. „Das ist die Art der Frage, dessen Antwort einen Preis hat und du hast nicht einmal den Preis für deine Ausbildung gezahlt, Lehrling.“

      „Der Gefallen ist deiner“, sagte Kate. Sie fürchtete sich immer noch und nichts was Siobhan gesagt hatte, machte es einfacher.

      “Es ist ganz einfach”, sagte Siobhan. „Jemand muss sterben.“

      Sie ließ es so banal klingen, als wenn sie Kate befahl, den Boden zu wischen oder Wasser zum Baden zu holen. Sie drehte eine Hand herum und das Wasser des Brunnens glitzerte und zeigte eine junge Frau, die durch einen Garten ging. Sie trug reiche Stoffe, aber keines der Abzeichen eines adligen Hauses. Die Frau eines Händlers? Oder die Tochter von jemandem, der anders zu Geld gekommen war? Sie sah sympathisch genug aus, mit einem Lächeln wie bei einem ungehörten Witz, der die Welt zu erfreuen schien.

      „Wer ist das?“, fragte Kate.

      „Ihr Name ist Gertrude Illiard“, sagte Siobhan. „Sie lebt in Ashton auf dem Familienanwesen ihres Vaters, dem Händler Savis Illiard.“

      Kate wartete auf mehr als das, aber es kam nichts mehr. Siobhan gab keine weitere Erklärung, kein Hinweis, warum die junge Frau sterben sollte.

      “Hat sie ein Verbrechen begangen?”, fragte Kate. „Etwas Schreckliches?“

      Siobhan zog eine Augenbraue hoch. „Musst du so was wissen, wenn du töten willst? Ich glaube, nicht.“

      Kate konnte spüren, wie ihre Wut dabei wuchs. Wie konnte Siobhan sie so etwas fragen? Wie konnte sie fordern, dass Kate ihre Hände in Blut wusch ohne den kleinsten Grund oder eine Erklärung dafür abzugeben?

      “Ich bin aber kein Mörder, den du überall hinschicken kannst”, sagte Kate.

      „Wirklich?“, Siobhan stand auf und hüpfte vom Rand des Brunnens in einer Bewegung, die seltsam kindlich war, als wenn sie von einer Schaukel sprang oder vom Rand eines Wagens wie ein Bengel, der ohne zu bezahlen durch die Stadt gefahren war. „Du hast doch schon so oft getötet.“

      „Das war anders“, insistierte Kate.

      „Jeder Moment im Leben ist ein Ding von einzigartiger Schönheit“, stimmte Siobhan zu. „Aber dann ist jeder Moment ein dumpfes Ding, genauso wie all die anderen auch. Du hast viele Menschen getötet Kate. Warum ist das so anders?”

      “Sie hatten es verdient”, antwortete Kate.

      „Oh, sie hatten es verdient“, sagte Siobhan und Kate konnte den Spott in ihrer Stimme hören, auch wenn die Schutzmauer, die die andere Frau immer an Ort und Stelle hielt, bedeutete, dass Kate nichts von den Gedanken dahinter sehen konnte. „Die Nonnen hatten es verdient, für all das, was sie dir angetan hatten und der Sklaventreiber für das, was er deiner Schwester angetan hat?“

      “Ja”, sagte Kate. Sie war sich dessen zumindest sicher.

      „Und der Junge, den du auf der Straße getötet hast, weil er hinter dir her war?“, machte Siobhan weiter. Kate fragte sich, woher die andere Frau das wusste. „Und die Soldaten am Strand …wie rechtfertigst du das Kate? Weil sie in dein zu Hause einmarschiert sind oder war es einfach deswegen, weil du auf Befehl dort warst und du, sobald der Kampf begonnen hatte, keine Zeit mehr hattest, dich zu fragen warum?“

      Kate machte einen Schritt von Siobhan zurück, hauptsächlich, weil wenn Kate sie schlug, nahm sie an, dass das Konsequenzen haben würde, mit denen zu schwer umzugehen war.

      “Sogar jetzt”, sagte Siobhan, “nehme ich an, dass ich ein Dutzend Männer oder Frauen vor dir hinstellen könnte, die du freiwillig mit einem Schwert durchbohren würdest. Ich könnte dir einen Feind nach dem nächsten bringen und du würdest sie töten. Und was ist daran jetzt anders?“

      „Sie ist unschuldig“, sagte Kate.

      „Soweit du beurteilen kannst“, antwortete Siobhan. „Oder vielleicht habe ich dir nur nicht all die zahlreichen Morde erzählt, für die sie verantwortlich ist. All die Misere.“ Kate blinzelte und dann stand sie auf der anderen Seite des Brunnens. „Oder vielleicht habe ich dir auch nicht all das Gute erzählt, all die Leben, die sie gerettet hat.“

      „Du wirst mir nicht sagen, welches von beiden es ist, oder?“, fragte Kate.

      „Ich habe dir eine Aufgabe gegeben“, sagte Siobhan. „Ich erwarte, dass du sie ausführst. Deine Fragen und Skrupel zählen dabei nicht. Hier geht es um die Loyalität, die ein Lehrling seinem Lehrer schuldet.“

      Sie wollte wissen, ob Kate töten würde, nur weil sie es befohlen hatte.

      „Sie könnten die Frau auch selbst töten, oder?“, fragte Kate. „Ich habe gesehen, was Sie können, einfach so aus dem Nichts erscheinen. Eine Person töten, Sie haben die Macht das zu tun.“

      „Und wer sagt, dass ich es auch mache?“, fragte Siobhan. „Vielleicht ist der einfachste Weg für mich meinen Lehrling zu schicken.“

      “Oder vielleicht wollen Sie auch nur sehen, was ich tun werde”, riet Kate. „Das ist eine Art Test.“

      „Alles ist ein Test, Liebling“, sagte Siobhan. „Hast du das nicht schon gemerkt? Du wirst das tun.“

      Was würde passieren, wenn sie das täte? Würde Siobhan ihr überhaupt erlauben, einen Fremden zu töten? Vielleicht war dies das Spiel, das sie spielte. Vielleicht beabsichtigte sie Kate zu erlauben, bis hin zum Fast Mord zu gehen und würde den Test dann stoppen? Kate hoffte, dass das stimmte, aber dennoch gefiel es ihr nicht, so gesagt zu bekommen, was sie zu tun hatte.

      Das war nicht stark genug ausgedrückt, so wie Kate sich fühlte. Sie hasste es. Sie hasste Siobhans ständige Spielchen, ihr ständiger Drang, sie in irgendeine Art Werkzeug zum Benutzen zu verwandeln. Von Geistern durch den Wald gejagt zu werden, war ausreichend genug gewesen. Das hier war schlimmer.

      „Was wenn ich nein sage?“, sagte Kate.

      Siobhans Ausdruck verdunkelte sich.

      „Glaubst du das geht?“, fragte sie. „Du bist mein Lehrling, du hast es geschworen. Ich kann mir dir machen, was ich will.“

      Dann sprangen Pflanzen um Kate herum aus dem Boden, scharfe Dornen verwandelten sie in Waffen. Sie berührten sie nicht, aber die Bedrohung war offensichtlich. Es schien, dass Siobhan noch nicht fertig war. Sie zeigte wieder auf den Brunnen und die Szene veränderte sich.

      „Ich könnte dich nehmen und dich einen der Vergnügungsgärten von Südissettia ausliefern“, sagte Siobhan. „Dort gibt es einen König, der vielleicht geneigt ist, im Austausch für das Geschenk zu kooperieren.“

      Kate bekam einen kurzen Blick auf Mädchen in Seide gekleidet, die um einen Mann der doppelt so alt war, herumliefen.

      “Ich könnte dich nehmen und dich in die Sklavenlinien der nahen Kolonien bringen”, fuhr Siobhan fort, und gestikulierte, sodass die Szene lange Reihen von Arbeitern zeigte, die mit Spitzhacken und Schaufeln in einer offenen Mine arbeiteten. „Vielleicht werde ich dir sagen, wo du die besten Steine für Händler finden kannst, die tun, was ich sage.“

      Die Szene änderte sich erneut und zeigte eine Folterkammer. Männer und Frauen schrien, während maskierte Figuren mit heißen Eisen arbeiteten.

      „Oder


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