Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма

Der Chevalier von Maison-Rouge - Александр Дюма


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zog rasch den Ring von seinem Finger und steckte ihn in seine Westentasche.

      Einen Augenblick nachher öffnete sich die Thüre des Pavillon und Dirmer kam unbewaffnet auf Maurice zu.

      »Verzeihen Sie, Bürger,« sagte er, »ich wußte früher nicht, wie sehr ich Ihnen verbunden bin! Doch meine Frau hatte, während sie sich des Dienstes erinnerte, den Sie ihr am Abend des zehnten März geleistet, Ihren Namen vergessen. Es war uns also völlig unbekannt, mit wem wir zu thun halten; glauben Sie mir, sonst hält wir nicht einen Augenblick an Ihrer Ehre gezweifelt, oder gegen Ihre Absichten Verdacht gehabt. Ich bitte Sie also noch einmal um Verzeihung!«

      Maurice war im höchsten Maße erstaunt; er erhielt sich nur durch ein Wunder des Gleichgewichts aufrecht, fühlte, wie sich sein Kopf drehte, war nahe daran, zu fallen, und lehnte sich an den Kamin.

      »Aber warum wollten Sie mich denn tödten?«

      »Das ist gerade das Geheimnis, Bürger, und ich werde es Ihrer Rechtschaffenheit anvertrauen,« antworte Dirmer. »Ich bin, wie Sie wissen, Rothgerbermeister und Chef der Gerberei, Die meisten Säuren, die ich anwende um meine Häute zu bereiten, sind verbotene Waaren. Die Schmuggler, deren ich mich bediene, waren vor einer Anzeige gewarnt worden, welche dem Generalrathe gemacht werden sollte. Als ich sah, wie Sie Erkundigungen einzogen, bekam ich bange. Meine Schmuggler hatten noch mehr Angst als ich vor Ihrer rothen Mütze und besonders vor Ihrem entschiedenen Aussehen, und ich verberge Ihnen nicht, daß Ihr Tod beschlossen war.«

      »Ich weiß es bei Gott wohl,« rief Maurice, »und Sie lehren mich da nichts Neues. Ich hörte Ihre Berathung mit an und sah Ihren Carabiner.«

      »Ich habe Sie bereits um Verzeihung gebeten,« versetzte Dirmer mit einer Mime rührender Gutmüthigkeit. »Begreifen Sie nun, daß wir, ich und mein Associé Herr Morand, in Folge der Unordnungen der Zeit, im Zuge sind, ein ungeheures Glück zu machen. Wir haben die Lieferung der militärischen Taschen und lassen jeden Tag fünfzehn hundert bis zwei tausend verfertigen. Bei dem herrlichen Zustande der Dinge, in welchem wir leben, hat die Municipalität, der sehr viele Geschäfte obliegen, keine Zeit, unsere Rechnungen genau zu untersuchen, so daß wir, ich muß es gestehen, etwas im Trüben fischen; um so mehr, als uns die Zubereitungsstoffe, die wir uns, wie gesagt, durch Schmuggelei verschaffen, zwei hundert Procent Gewinn einbringen.«

      »Teufel! das scheint mir ein ziemlich anständiger Gewinn zu sein,« sagte Maurice, »und ich begreife nun Ihre Furcht, eine Anzeige von mir könnte ihn aufhören machen. Nun aber, da Sie mich kennen, sind Sie beruhigt, nicht wahr?«

      »Ich fordere nicht einmal mehr Ihr Wort von Ihnen,« erwiderte Dirmer.

      Dann legte er die Hand auf die Schulter von Maurice, schaute ihn lächelnd an und sprach:

      »Nun, da wir hier in kleinem Ausschuß und unter Freunden sind, kann ich Sie wohl fragen: was wollten Sie hier machen, junger Mann? Wohl verstanden,« fügte der Meister Rothgerber bei, »wenn Sie schweigen wollen, steht es Ihnen vollkommen frei.«

      »Ich habe es Ihnen, glaube ich, gesagt,« stammelte Maurice.

      »Ja,« versetzte der Bürger, »ich weiß, es war von einer Frau die Rede.«

      »Mein Gott! verzeihen Sie mir, Bürger,« sprach Maurice, »ich begreife vollkommen, daß ich Ihnen eine Erklärung schuldig bin. Nun wohl, ich suchte eine Frau, welche mir eines Abends unter der Maske sagte, sie wohne in diesem Quartier. Ich kenne weder ihren Namen, noch ihre Stellung, noch ihre Wohnung. Ich weiß nur, daß ich wahnsinnig in sie verliebt bin und daß sie klein ist.«

      Geneviève war groß.

      Daß sie blond ist und eine sehr aufgeweckte Miene hat.«

      Geneviève war braun, mit großen, nachdenkend, Augen.

      »Kurz eine Grisette,« fuhr Maurice fort; »ich habe auch, um ihr zu gefallen, dieses Volkskleid angezogen.«

      «Das erklärt Alles,« versetzte Dirmer mit einem evangelischen Glauben, den nicht der geringste hinterhältische Blick Lügen strafte.

      Geneviève war erröthet und hatte sich, als sie diese Rothwerden fühlte, abgewendet.

      »Armer Bürger Lindey!« sagte Dirmer lachend, »welch eine schlimme Stunde haben wir Sie zubringen lassen. Und Sie sind gewiß der Letzte, dem ich gern Leides gethan hätte; ein so guter Patriot, ein Bruder . . . Doch in der That, ich glaubte, ein Boshafter mißbrauche Ihren Namen,

      «Wir wollen nicht mehr hiervon sprechen,« versetzte Maurice, welcher begriff, daß es Zeit war, sich zurückzuziehen; »bringen Sie mich wieder auf meinen Weg und vergessen wir die Sache.«

      »Ich soll Sie wieder aus Ihren Weg bringen,« rief Dimer, »Sie wollen uns verlassen? Ah! nein, nein ich gebe, oder vielmehr mein Associé und ich geben dem braven Jungen, welche Sie so eben ermorden wollten Abendbrot . . . ich rechne darauf, daß Sie mit ihnen zu Nacht speisen; Sie sollen sehen, daß sie nicht so sehr Teufel sind, als es den Anschein hat.«

      »In der That,« sagte Maurice, unendlich erfreut ein paar Stunden bei Geneviève bleiben zu können, in der That, ich weiß nicht, ob ich annehmen soll…

      »Wie! ob Sie annehmen sollen,« versetzte Dinner »ich denke wohl: es sind gute, treuherzige Patrioten, wie Sie; überdies werde ich nur glauben, daß Sie mir verzeihen, wenn wir das Brot mit einander gebrochen haben.«

      Geneviève sagte kein Wort. Maurice war aus der Folter.

      »In Wahrheit,« stammelte der junge Mann», »ich befürchte, Sie zu belästigen, Bürger . . . diese Kleidung . . .mein schlechtes Aussehen . . . «

      Geneviève schaute ihn schüchtern an und sagte:

      »Unser Anerbieten kommt von gutem Herzen.«

      »Ich willige ein, Bürgerin,« erwiderte Maurice sich verbeugend.

      »Nun wohl, ich will meine Gefährten beruhigen,« sagte der Meister Rothgerber; »wärmen Sie sich mittlerweile, lieber Freund.«

      Er ging hinaus. Maurice und Geneviève blieben

      »Ah! mein Herr,« sprach die junge Frau mit einem Ton, dem sie vergebens den Ausdruck des Vorwurfs zu verleihen suchte; »Sie haben Ihr Wort gebrochen; Sie sind indiscret gewesen.«

      »Wie! Madame,« rief Maurice, »sollte ich Sie gefährdet haben? Ah! dann verzeihen Sie mir; ich entferne mich, und nie. . .«

      »Gott!« rief sie aufstehend, »Sie sind an der Brust verwundet! Ihr Hemd ist ganz von Blut gefärbt!«

      Auf dem so feinen, so weißen Hemd von Maurice, einen seltsamen Widerspruch mit seinen plumpen Kleidern bildete, hatte sich in der That eine große, rothe Platte ausgebreitet.

      «Oh! seien Sie unbesorgt, Madame,« sagte der junge Mann, »einer von den Schmugglern hat mich mit seinem Dolche gestochen.«

      Geneviève erbleichte, nahm ihn bei der Hand und flüsterte ihm zu:

      »Verzeihen Sie mir das Böse, das man Ihnen zugefügt, Sie haben mir das Leben gerettet, und ich wäre beinahe die Ursache Ihres Todes geworden.«

      »Bin ich nicht gut belohnt, da ich Sie wieder gefunden! denn nicht wahr, Sie glaubten nicht einen Augenblick, ich habe eine Andere gesucht, als Sie.«

      »Kommen Sie mit mir,« unterbrach ihn Geneviève;; .ich werde Ihnen Wäsche geben. Unsere Gäste sollen Sie nicht in diesem Zustande sehen: es wäre ein zu schrecklicher Vorwurf für sie.«

      »Ich belästige Sie wohl, nicht wahr?« entgegnete Maurice seufzend.

      »Nicht im Geringsten, ich erfülle eine Pflicht. Und fügte sie bei, »ich erfülle sie mit großem Vergnügen.«

      Geneviève führte Maurice in ein Ankleidecabinet von einer Eleganz, die er in dem Hause eines Gerbermeister nicht zu finden erwartete. Es ist wahr, dieser Gerbermeister schien ein Millionär zu sein.

      Dann öffnete sie alle Schränke und sprach:

      »Nehmen Sie, Sie sind zu Hause.«

      Und sie entfernte sich.

      Als Maurice das Cabinet verließ, fand er Dirmer, welcher zurückgekehrt war.

      »Vorwärts!


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