Jane Eyre. Шарлотта Бронте

Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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– o, ver­zei­he mir, ro­man­ti­sche Le­se­rin, wenn ich die Wahr­heit sage – mit ei­nem Topf voll Por­ter zu­rück­zu­kom­men. Ihre Er­schei­nung dämpf­te stets die Neu­gier­de, wel­che ihre red­ne­ri­schen und stimm­li­chen Selt­sam­kei­ten er­regt hat­ten; sie war ein stark­kno­chi­ges Weib mit har­ten Zü­gen, wel­ches in kei­ner Wei­se In­ter­es­se zu we­cken ver­moch­te. Ich mach­te ei­ni­ge Ver­su­che, sie in ein Ge­spräch zu ver­wi­ckeln, aber sie schi­en eine wort­kar­ge Per­son; eine ein­sil­bi­ge Ant­wort mach­te ge­wöhn­lich all mei­nen Be­mü­hun­gen die­ser Art ein Ende.

      Die an­de­ren Mit­glie­der des Haus­halts, wie John und sei­ne Frau, Leah das Haus­mäd­chen und So­phie, die fran­zö­si­sche Bon­ne, wa­ren sehr an­stän­di­ge Leu­te, aber in kei­ner Wei­se er­ho­ben sie sich über das Ge­wöhn­li­che. Mit So­phie pfleg­te ich fran­zö­sisch zu spre­chen und zu­wei­len rich­te­te ich auch Fra­gen über ihr Va­ter­land an sie; sie be­saß aber we­der die Gabe er­zäh­len noch be­schrei­ben zu kön­nen und gab meis­tens so ver­wirr­te und nichts­sa­gen­de Ant­wor­ten, dass sie mei­ne Fra­ge­lust eher dämpf­ten als er­mu­tig­ten.

      Ok­to­ber, No­vem­ber und De­zem­ber gin­gen hin. Ei­nes Nach­mit­tags im Ja­nu­ar hat­te Mrs. Fair­fax um einen Fe­ri­en­tag für Adèle ge­be­ten, weil die­se sich eine hef­ti­ge Er­käl­tung zu­ge­zo­gen hat­te; und da Adèle die­se Bit­te mit ei­ner In­nig­keit und Ein­dring­lich­keit un­ter­stütz­te, wel­che mich dar­an er­in­ner­ten, wie kost­bar solch ein ge­le­gent­li­cher Fe­ri­al­tag mir selbst in mei­ner Kind­heit ge­we­sen, ge­währ­te ich den­sel­ben; es schi­en mir ge­ra­ten, in die­sem Punk­te Nach­gie­big­keit zu zei­gen. Ob­gleich sehr kalt, war es ein schö­ner, wind­stil­ler Tag; den gan­zen Mor­gen hat­te ich ru­hig sit­zend in der Biblio­thek zu­ge­bracht, jetzt war ich des­sen müde; Mrs. Fair­fax hat­te ge­ra­de einen Brief be­en­digt, wel­cher dar­auf harr­te, zur Post ge­tra­gen zu wer­den, und so nahm ich Hut und Man­tel und er­bot mich frei­wil­lig, den­sel­ben auf das Post­amt nach Hay zu brin­gen; die Ent­fer­nung, wel­che un­ge­fähr zwei Mei­len be­trug, soll­te ein an­ge­neh­mer Nach­mit­tags­spa­zier­gang für mich sein. Nach­dem ich Adèle ge­müt­lich in ih­rem klei­nen Lehn­stuhl vor Mrs. Fair­fa­x’ Ka­min­feu­er in­stal­liert und ihr die schöns­te Wach­s­pup­pe, wel­che ich ge­wöhn­lich in Sil­ber­pa­pier ge­wi­ckelt in ei­ner Schub­la­de ver­wahrt hielt, zum Spie­len ge­ge­ben hat­te und dazu noch ein Ge­schich­ten­buch der Ab­wech­se­lung we­gen, mach­te ich mich auf den Weg, nach­dem ich Adèlens »Re­ve­nez bientôt ma bon­ne amie, ma chè­re Ma­de­moi­sel­le Jean­net­te«,1 noch mit ei­nem herz­li­chen Kuss be­ant­wor­tet hat­te.

      Der Bo­den war hart ge­fro­ren, die Luft war still, mei­ne Stra­ße ein­sam; ich ging sehr schnell bis ich mich er­wärmt hat­te, dann ging ich lang­sam, um das Ver­gnü­gen, wel­ches Zeit und Um­stän­de für mich in sich bar­gen, zu ge­nie­ßen und zu ana­ly­sie­ren. Es war drei Uhr; die Kir­chen­uhr schlug, als ich an dem Glock­en­turm vor­über ging; der Reiz der Stun­de lag in der her­an­na­hen­den Däm­me­rung in der nie­der­sin­ken­den und matt­strah­len­den Son­ne. Ich war eine Mei­le von Thorn­field ent­fernt, in ei­nem en­gen He­cken­we­ge, wel­cher im Som­mer sei­ner wil­den Ro­sen, im Herbst sei­ner Nüs­se und Brom­bee­ren we­gen be­kannt war und so­gar jetzt noch ei­ni­ge ko­ral­len­far­bi­ge Schät­ze in Ge­stalt von Ha­ge­but­ten und Mehl­bee­ren auf­zu­wei­sen hat­te; sei­ne herr­lichs­te Win­ter­freu­de lag je­doch in sei­ner voll­stän­di­gen Ver­ein­sa­mung und laub­lo­sen, star­ren Ruhe. Selbst wenn ein Lüft­chen weh­te, weck­te es hier kei­nen Laut, denn hier war kein Stech­pal­men­ge­sträuch, kein Im­mer­grün, wel­ches hät­te rau­schen kön­nen, und die ent­blät­ter­ten Weiß­dorn- und Ha­sel­nuss­bü­sche la­gen eben­so still da, wie die wei­ßen, aus­ge­tre­te­nen Stei­ne, mit wel­chen der Fuß­pfad in der Mit­te ge­pflas­tert war. Weit und breit la­gen zu je­der Sei­te nur Fel­der, auf de­nen jetzt kein Vieh mehr wei­de­te; und die klei­nen, brau­nen Vö­gel, wel­che sich dann und wann in der He­cke rühr­ten, sa­hen aus wie ein­zel­ne wel­ke Blät­ter, die ver­ges­sen hat­ten, ab­zu­fal­len.

      Die­ser Weg zog sich hü­gel­auf­wärts nach Hay; als ich die Mit­te er­reicht hat­te, setz­te ich mich an ei­nem Zaun nie­der, wel­cher sich von dort quer über ein Feld zog. Ich hüll­te mich dicht in mei­nen Man­tel, ver­barg die Hän­de in mei­nem Muff und fühl­te auf die­se Wei­se die Käl­te nicht, ob­gleich es scharf fror; dies be­wies eine dün­ne Eis­schicht, wel­che den Fuß­pfad, wo ein klei­nes jetzt ge­fro­re­nes Bäch­lein noch vor we­ni­gen Ta­gen nach star­kem Tau­wet­ter da­hin ge­rie­selt war, be­deck­te. Von mei­nem Plat­ze aus konn­te ich auf Thorn­field hin­un­ter­bli­cken; das graue mit Zin­nen ge­krön­te Her­ren­haus bil­de­te den her­vor­ra­gends­ten Punkt in dem Tal zu mei­nen Fü­ßen, die Wäl­der und das dunkle Krä­hen­ge­nis­te er­ho­ben sich ge­gen Wes­ten. Ich ver­weil­te, bis die Son­ne hin­ter den Bäu­men ver­sank und feu­rig und klar zur Ruhe ging. Dann wand­te ich mich ost­wärts.

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