Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman. Patricia Vandenberg

Das Amulett Staffel 2 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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soll.«

      Er konnte sich schon seit Stunden eines unguten Gefühls nicht erwehren, ohne daß er sich selbst darüber Rechenschaft zu geben vermochte.

      Tamara Roloff war jung, bezaubernd schön und eine talentierte Schauspielerin. Selbst wenn Grace Mac Donald am Leben geblieben wäre, hätte dieses junge Geschöpf in Zukunft eine große Konkurrenz für sie bedeutet.

      Nun hatte sie die Hauptrolle in dem italienischen Film bekommen, die Grace zugedacht gewesen war. Vom Typ her war sie der berühmten Mac Donald ähnlich, aber im Wesen gab es keine Gemeinsamkeiten. Ihr natürlicher Charme war hinreißend. Aber würde das so bleiben, wenn aus dem Sternchen, das eben am Filmhimmel aufgegangen war, ein Star wurde? Van Straaten machte sich so seine Gedanken darüber. Es war eine gefährliche Welt, und es gehörte schon sehr viel Charakter dazu, sich nicht in den verführerischen Strudel hineinreißen zu lassen. Tammy war voller Träume und Begeisterung. Als ihr väterlicher Freund hatte er vieles von ihr fernhalten können, solange sie in seiner Nähe geblieben war. Jetzt setzte sie, zwanzig Jahre alt, den Fuß in ein selbständiges Leben, das sie von ihm wegführte.

      »Ist das nicht Eliza Grass?« fragte Tammy plötzlich erstaunt. Er wandte sich um und sah die elegante junge Frau, die eben einem Wagen entstieg.

      »Und Grace Mac Donalds Sohn«, ergänzte er verwundert.

      »Zum Teufel«, zischte Greg im gleichen Moment Eliza zu. »Da ist van Straaten und die Roloff. Ich mache mich aus dem Staub.«

      Daniel hörte verwundert zu. Sehr plötzlich und ohne Abschied fuhr Greg davon, als er mit Eliza auf der Straße stand. Judy drückte er fest an sich.

      »Ich denke, er wollte mir Lebewohl sagen«, beschwerte er sich trotzig. Es lag ihm nicht viel daran, aber irgendwie mußte er seinem Befremden Ausdruck geben. Immerhin war Greg seit langem ständiger Gast im Haus seiner Mutter.

      Elizas Stimmung sank auf den Nullpunkt. Es war unvermeidlich, daß sie van Straaten begrüßte. Nun fehlte es nur noch, daß er die gleiche Maschine benutzte, mit der auch Daniel fliegen sollte. Sie nahm den Jungen fest an der Hand, der sich dies nur widerstrebend gefallen ließ. Gut, daß sie die Koffer schon am Vortag aufgegeben hatten, sonst hätte Greg sie nicht alleinlassen können.

      Ihre Lippen preßten sich zusammen, als van Straaten auf sie zutrat. »Welch ein Zufall!« sagte er. »Guten Tag, Dan!« Er machte eine leichte Verbeugung vor Eliza, und sie vermeinte in seinen wachsamen Augen einen Schimmer von Mißtrauen zu sehen.

      »Miß Roloff kennen Sie ja«, sagte er zu Eliza, »und das ist Dan Mac Donald«, fuhr er zu Tammy gewandt fort.

      »Ich heiße jetzt Melian«, erklärte Daniel eifrig. »Miß Grass hat es mir gesagt. Ich soll zu meinem Vater fliegen, Mr. van Straaten.«

      »Doch nicht allein«, scherzte dieser.

      »Doch«, bekräftigte Daniel. »Die Mutter von Miß Grass ist krank geworden. Sie kann nicht mitkommen.«

      Tammy hatte nachdenklich zugehört. Sie mochte Kinder gern, und Daniel war ein bezaubernder kleiner Junge.

      »Sie wollen das Kind allein nach Deutschland fliegen lassen?« fragte Mr. van Straaten entgeistert.

      »Was soll da schon passieren?« entgegnete Eliza ungeduldig. »Er wird in die Maschine gesetzt, und in Frankfurt wird er abgeholt. Die Stewardeß weiß Bescheid.«

      Es kam ihr sehr ungelegen, daß nun auch noch ein Bekannter davon unterrichtet war. Hoffentlich entstanden ihr dadurch nicht später Schwierigkeiten. Sie war wütend auf Greg, der es ihr allein überließ, mit diesem unerwarteten Zwischenfall fertigzuwerden. Aber dann kam sie doch zu der Überlegung, daß es so besser war.

      »Ich fliege auch mit der Maschine nach Frankfurt«, mischte sich Tammy ein. »Ich kann mich um den Kleinen kümmern. Bist du damit einverstanden, Dan?«

      Er warf ihr einen dankbaren Blick zu. Dann nickte er und löste sich von Elizas Seite, um auf Tammy zuzugehen.

      »Wie heißt du?« fragte er zutraulich. »Du siehst aus wie eine Prinzessin.«

      Tammy errötete. »Was du für hübsche Komplimente machst«, erwiderte sie lächelnd. »Ich heiße Tammy.«

      »Und du kannst Danny zu mir sagen«, schlug er vor. »Tammy und Danny, das klingt nett, nicht wahr, Mr. van Straaten?«

      »Nun, wenn du so schnell Freundschaft mit Miß Roloff geschlossen hast, brauche ich wohl gar nicht mehr zu warten«, sagte Eliza rasch und keineswegs beleidigt. »Das Gepäck ist bereits verladen.« Sie zwang sich zu einem liebenswürdigen Lächeln. »Darf ich Ihnen die Papiere für Dan übergeben, Miß Roloff? Wie ich hörte, haben Sie ja die Rolle von Grace bekommen. Sie wäre Ihnen sicher sehr dankbar, daß Sie sich ihres Sohnes so freundlich annehmen.«

      »Ich werde gut auf ihn aufpassen«, versicherte Tammy herzlich. Sie kannte Eliza nur flüchtig, und wenn sie es auch ein wenig merkwürdig fand, daß sie das Kind so bedenkenlos allein auf diese weite Reise schickte, so dachte sie jetzt nicht lange darüber nach. Warm umschlossen ihre Finger Daniels kleine Hand.

      Der Abschied von Eliza verlief kurz und schmerzlos. Vertrauensvoll ging Daniel zwischen Tammy und Mr. van Straaten zur Abfertigung. Die Maschine war schon aufgerufen.

      Sie reichte ihrem Gönner und väterlichen Freund die Hand, die er mit festem Griff umschloß.

      »Alles Glück für Sie, Tammy«, sagte er warm. »Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für Sie. Ein sehr bedeutungsvoller, meine ich. Ich werde Sie sehr vermissen.«

      Dabei ahnte er selbst nicht, wie bedeutungsvoll dieser neue Lebensabschnitt für sie werden sollte.

      *

      »Möchtest du nicht lieber am Fenster sitzen, Danny?« fragte sie den Jungen, als sie ihre Plätze einnahmen. Sie hatte die Stewardeß, die schon Ausschau nach dem Jungen gehalten hatte, kurz informiert und ihr gesagt, daß sie selbst den Kleinen betreuen wolle.

      »Oh, wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber erst in der Mitte sitzen«, erwiderte er. »Ich habe immer ein bißchen Angst, bis die Maschine in der Luft ist.«

      Jetzt hätte sich Daniel doch lieber ans Fenster gesetzt, aber er wagte es nicht zu sagen. Doch dann fand er, daß der Fremde, der sich neben ihn gesetzt hatte, ganz vertrauenerweckend aussah, und war beruhigt.

      »Darf ich mich vorstellen?« fragte ihr Nachbar, als die Gangway eingezogen wurde und die Tür sich schloß. »Mein Name ist Larsen.«

      Tamara nannte ihren Namen und stellte auch den Jungen vor. Durch ihn kam man schnell ins Gespräch, da Mr. Larsen ebenfalls recht kinderliebend zu sein schien. Tamara war froh darüber, denn es hätte auch anders sein können, und dieser kleine Kerl besaß ihr ganzes Mitgefühl.

      »Fliegen Sie auch nach Deutschland?« erkundigte sich Daniel schüchtern.

      »Nein, nur bis London, dann weiter nach Stockholm.«

      Das interessierte Daniel. Von Stockholm hatte er noch nichts gehört, und Schweden war ihm ein völlig fremder Begriff. Er war beruhigt, so nette Menschen um sich zu haben, die freundlich zu ihm waren. Oft genug hatte er schon erlebt, wie abweisend seine kindlichen Fragen von Erwachsenen aufgenommen wurden.

      »Wenn mein Vater auch so nett ist wie Sie«, stellte Daniel plötzlich fest, »wird es wohl nicht so schlimm werden.«

      Betroffen blickte Holger Larsen den kleinen Jungen an. »Kennst du deinen Vater denn gar nicht?« fragte er.

      »Nein«, erwiderte Daniel nur kurz.

      Tammy mischte sich schnell ein. Sie fühlte, daß der Junge einige Ressentiments gegen seinen unbekannten Vater hatte, und sie machte sich ihre eigenen Gedanken.

      Sie erzählte ihm Geschichten, und er lauschte interessiert ihrer weichen Stimme.

      Auch Holger Larsen hörte ihr zu, und seine Gedanken gingen dabei zu einer anderen Frau, die ihn in Stockholm erwartete. Er dachte mit gemischten Gefühlen an sie, und der Brief, den er in seiner Jackentasche trug,


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