Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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reichen, wird Onkel-Ekel-Darß die Unkosten herausschlagen?!«

      Sie lachte kichernd, und ihr Lachen verwischte die trüben Eindrücke von vorhin. Sie war jung, sie war sprühendes Leben, das der Zukunft entgegenjauchzte …

      »Geschlagen wird sicherlich irgend etwas, irgendwer,« erwiderte ich leichten Herzens. »Aber — etwas herausschlagen, Miß Gollan, — nein, das glaube ich niemals!«

      Vor uns senkte sich die Hochebene, stieg wieder an. Hier wußte ich Bescheid, hier hatte ich mit Sussik gejagt, hier hausten in Felsklüften zahllose Tiere, an sandigen Stellen sah man die Spuren der Fenneks wie die Fährten einer Hammelherde.

      Ich flechte dies hier nicht ohne Grund ein, denn bei dem damaligen Nachtritt mit Jane Cordy als finsterer Führerin war es eine Schar von etwa zwanzig spitzschnäuzigen Wölfen, die genau an der Stelle aus einer Schlucht hervorbrach, die wir als Durchgang von den Dünenbergen zur offenen Wüste zu benutzen pflegten.

      Hinter den Dibs aber — und das war das Wichtige — kamen drei graue Kolosse daher, ebenfalls wie in panikartigem Schreck blindlings dahinrasend, — hinter den Elefanten mehrere Reiter, Hunde, — wieder Reiter …

      Wir hielten. Nur wir … Die Bischarin waren auseinandergespritzt, bildeten eine lange Kette, jagten weiter …

      Dann — aus der Schlucht ein neuer Trupp, helle Dromedare, helle Mäntel …: Bischarin!!

      Nun erst begriff ich alles, Lady Jane hatte auch von der »Filmexpedition« längst Kenntnis gehabt … Dies hier war eine gut vorbereitete, genau auf die Minute fast klappende Einkreisung!

      Das Bild vor uns entwickelte sich genau so, wie ich es erwartet hatte.

      Sussik war auch verschwunden …

      »Da ist der Onkel-Ekel-Darß!« rief Gussy schrill und packte meinen rechten Arm. »Ach Olaf, sie werden sie töten …! Da — — die Elefanten brechen durch … Wenn sie nur nicht schießen würden!!«

      »Wer — die Elefanten?! — Mädel, wenn du die deinen meinst: sie werden sich hüten! Sie stoppen schon, ballen sich zusammen … Da ist auch der lange Howard Houston …«

      Arme Filmpiraten …! Sie hatten gänzlich den Kopf verloren … Der Kreis der Bischarin schloß sich enger und enger …

      »Vorwärts, Gussy, — ich will dabei sein!«

      Wir kamen gerade noch zurecht. Lady Jane hielt hoch zu Dromedar vor den beiden Goldsuchern Darß und Houston …

      15. Kapitel

       Entweihtes Paradies

       Inhaltsverzeichnis

      Lady Jane sprach nicht viel. »Was suchen Sie hier ?!« Howard Houston-Fattmoore, jüngster von drei Brüdern, letzter von drei Brüdern, rief sichtlich erleichtert:

      »Lady Cordy, — — Sie sind’s?! Gott sei Dank!«

      »Was suchen Sie hier ?!« — ihre Stimme lehnte jede Bekanntschaft mit Houston scharf ab. »Gold — nicht wahr?! Und die Erlaubnis der Regierung für diese … Filmexpedition haben Sie sich erschlichen. Ich gebe Ihnen den einen guten Rat, — verschwinden Sie! Fangen Sie Ihre Elefanten wieder ein, wenden Sie sich westwärts dem Nile zu … Ist nach zwölf Stunden noch ein einziger von Ihnen hier in der Nähe, dann …« — sie wies auf den Kreis der hellen Reiter — »stehe ich für nichts ein!«

      Sie riß ihr Tier herum, — Houston wollte noch irgend etwas vorbringen, — sie ritt der Schlucht zu, und die Bischarin, nun an die hundertfünfzig Krieger, schlossen sich zur langen Doppelreihe zusammen.

      Ich blieb noch, Gussys wegen.

      Houston, bleich, verstört, wischte sich den Schweiß von der Stirn … Der kleine Darß mit dem Rattengesicht aber begann zu zetern …

      »Sie rissen zuerst aus, Sie Feigling!! Wir hätten diese Kerle zusammenschießen können, wir hätten …«

      Was die beiden Kompagnons sich an Liebenswürdigkeiten zu sagen wußten, erregte Gussys Heiterkeit. Ihr übermütiges Lachen brachte die beiden Narren zum Schweigen …

      »Ihr seid mir Helden!! Männer wollt ihr sein?! Jämmerlinge seid ihr! Von Gold — keine Rede!! Ihr habt euch narren lassen! Wenn ich euch einen guten Rat geben darf: Ihr habt ja Aufnahmeapparate mit … Photographiert hier, was ihr irgend könnt! Vielleicht lohnt es! Filmt euch selbst mit eurem farbigen Gesindel …! Als Titel: nubisches Gold, — — Untertitel: Eine aufgelegte Pleite!! — Mich seht ihr nicht wieder! Ich habe genug von euch …!«

      Das hatte ich allerdings nicht erwartet! Was sollte aus Gussy werden?! Etwa … meine Gefährtin?!

      Sie trabte davon, — ich mußte hinterdrein … Ich fing gerade noch einen niederträchtigen Zuruf des Börsenschiebers auf … — Dann war ich neben diesem voreiligen, unberechenbaren Mädel. — »Gussy, — wie denkst du dir deine Zukunft?! Du sagtest, du hättest keine Angehörigen mehr außer Darß …«

      Sie blickte mich übermütig an. »Ich habe dich, Olaf!Du wirst mich nicht wegschicken … nein, du … nicht!!«

      Ein Glück, daß wir die letzten Bischarin erreicht hatten, — der allerletzte war Freund Sussik, und seine schwarzen Augen betrachteten Gussy nicht eben freundlich.

      Wir waren in den Sanddünen, in Tälern, in denen die Dromedarhufe versanken … Die Tiere keuchten vor Anstrengung, langsam wand sich der lange Zug durch dieses Gebirge von Pulverstaub … Es waren Täler, die mir neu, — wir ritten gen Norden, bogen scharf nach Osten ab … Vor uns an einer Dünenwand Zelte, Kisten, ein paar erschossene Hunde, zwei tote Maultiere, — als Wächter dabei fünf Bischarin, reglos wie Statuen.

      Es war Houstons verlassenes Lager. Es sah wüst aus. Vor den Zelten qualmten noch Feuer. Es stank nach verbranntem Essen, nach kohlendem Fleisch, nach Blut, Unrat. Waffen lagen umhergestreut, Pferdesättel, Maultiersättel: Es war das Bild der Panik. — Weiter hinten standen, lächerlich anzusehen, die veralteten Geschütze, Filmrequisiten nur, und Teile des Sporteindeckers.

      All das war nur Bild und glitt an meinem Bewußtsein ohne Eindruck vorüber.

      Lady Jane hielt fünfzig Meter weiter, wo die Düne sehr steil abfiel. Durch die Milliarden von Körnchen Sand drängten sich Mauerreste, scheinbar hell gekalkt, daher wenig auffällig, — überall auch nur winzige Zacken, die sofort verschwinden mußten, sobald man nur einen Stein emporwarf und den losen Sand ins Gleiten brachte. Dieser Sand in diesen Dünen kannte auch genau genommen keine Ruhelage. Selbst an Tagen, wo sich kein Lüftchen regte, rieselte es hier überall unmerklich. Verhielt man sich ganz still und horchte scharf, so vernahm man ein ganz feines Klingen von all den rollenden, ruhelosen winzigen Körnchen. — In der algerischen Sahara hat man ähnliche Sandberge »singende Dünen« getauft.

      Irgend etwas Unnennbares zog mich nach der Stelle hin, wo Lady Jane jetzt ihr Tier hatte niederknien lassen und abgestiegen war. Mit jedem Schritt enthüllte sich mir das Geheimnis dieses Tales mehr und mehr. — Es war verschüttetes Mauerwerk. Wo Lady Jane stand, war ein hoher Torbogen, der Eingang zu dem Stollen. In diesem gewölbten Tore, flankiert von zwei grob ausgehauenen Isisstatuen, lag etwas unter einer braunen Decke — ein Mensch.

      Die Frau, die in der Gräberstadt hatte verhungern sollen, bückte sich und zog die Decke mit einem Ruck weg. An ihrer leisen Kopfbewegung sah ich, daß der Anblick sie enttäuschte.

      Es war nicht Cordy.

      Gupa war es …

      Gupa lag auf dem Rücken … Sein entstelltes Gesicht (die Verwesung hatte schon begonnen) war von einem schwarzen Streifen durchquert — von der Stirn bis zum Kinn: Angetrocknetes Blut.

      Stirnschuß.

      Ich atmete schwer. Wieder hatte ich einen Kameraden hingeben müssen, der mir viele, viele Monate Weggefährte gewesen, treu, anhänglich, voller Hingabe, —


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