Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark


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Arzt stieß den Rauch durch die Nase aus, nahm seinen Hut vom Wandhaken und stampfte hinaus. Er überquerte die Straße mit großen Schritten und blieb vor Wyatt Earp stehen.

      Der Postfahrer blickte nicht auf. Er behielt nach wie vor das Hotel im Auge.

      Der Arzt schleuderte seinen Zigarrenstummel von sich.

      »Hören Sie, Earp, wenn Sie jemanden brauchen, dann denken Sie an mich.«

      Der Missourier warf dem grauhaarigen Riesen einen kurzen Blick zu.

      »Thanks, ich werde es nicht vergessen.«

      Der Arzt wandte sich um und ging zu seinem Haus zurück.

      *

      Mittlerweile war es halb acht geworden. Die ersten Strahlenbündel der Morgensonne fielen wärmend in die Mainstreet, brachen sich an den Häusergiebeln und Vorbaubalken und färbten die unschönen Fassaden, die die Straße beiderseits säumten, mit einem freundlichen Licht.

      In der Halle des City Hotels erhob sich in diesem Augenblick der blaßgesichtige Revolvermann, zog seinen Hut etwas weiter in die Stirn, lockerte mit einem tausendfach geübten Griff den rechten Colt und ging zur Tür.

      Da trat ihm der Hotelbesitzer entgegen.

      »Mr. Clinholm, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das Haus durch einen anderen Ausgang verlassen würden.«

      Das Gesicht des Coltman blieb ausdruckslos.

      »Wo ist Mr. Peshaur?«

      »Er hat das Hotel durch eben jenen Ausgang verlassen, den ich auch Ihnen empfohlen habe.«

      »Und Bill Thompson?«

      Der Hotelier hatte einen faden Geschmack im Munde, als er diesen Namen hörte; er sagte jedoch sehr höflich:

      »Auch dieser Herr hat unser Haus bereits verlassen.«

      Der Revolvermann hatte plötzlich ein ganz kleines höhnisches Lächeln in den Augenwinkeln. Nun hatten sie ihn also allein gelassen, die beiden; anscheinend hatten sie einen gewaltigen Respekt vor dem Mann da draußen.

      Clinholms Gesicht war plötzlich wieder starr. So starr, daß Glenn Powell erschrak.

      Und als der Schießer die große Tür zur Straße öffnete, sah es aus wie Gips, dieses Gesicht.

      Zahllose Augenpaare sahen den Coltman aus dem Hotel kommen, sie sahen auch, wie der Mann drüben auf der Treppe aufstand.

      Die Hände des kleinen spindeldürren Barbiers Kid Humpy, die das Rasiermesser hielten, zitterten.

      Der Händler Holborn hielt den Atem an. Und Doc O’Connor grub seine Zähne in die Unterlippe.

      Die Luft schien in der Mainstreet stillzustehen. Und auch die Zeit.

      Abe Clinholm ging über den Vorbau bis zur obersten Treppenstufe, und seine ausdruckslosen Fischaugen hingen an der Gestalt des Mannes, der ihm etwa acht Yards gegenüberstand.

      Wyatt Earp stand ganz ruhig da. Es war sein erstes großes Duell, das ihm bevorstand. Sicher, er war schon in vielerlei Schießereien verwickelt gewesen und hatte selbst auch schon manchen Schuß abgegeben, aber noch niemals hatte er in einem sogenannten »stillen« Gunfight allein Mann gegen Mann gestanden.

      Die Sekunden tropften scheußlich langsam in die Ewigkeit.

      Clinholm warf einen prüfenden Blick über die Gestalt des jungen Mannes. Und seine seelenlosen Augen bekamen fast einen verwunderten Ausdruck, als er sah, daß der Mann drüben die Arme über der Brust verschränkte.

      »Clinholm!« rief der Missourier. »Ich habe hier auf dich gewartet. Du hast Jim Duffy ermordet!«

      Im Gesicht des Revolverschwingers rührte sich kein Muskel. Das farblose Weißgrau seiner Haut schien noch um einen Ton kalkiger geworden zu sein.

      Da rief der Missourier. »Du hast den Falschen erwischt, Clinholm! Ich bin zurückgekommen, um mit dir über den Tod meines Freundes Duffy zu reden!«

      Da öffnete der Coltman die Lippen. Es sah aus, als zerspränge eine Gipsmaske in tausend Stücke, als er jetzt sprach.

      »Ich habe mit dir nichts zu reden, Earp.«

      »Aber erschießen wolltest du mich? Statt meiner hast du einen armen Teufel umgelegt. In den Rücken hast du ihn geschossen, Clinholm. Du bist ein ganz gemeiner Mörder!«

      Steif und bewegungslos hingen die Arme des Schießers neben den blanken Knäufen seiner Waffen. Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Der ganze Mann schien aus Gips zu sein. Ein weißer Körper in einem dunklen Anzug. Er war das Bild eines Revolvermannes, dieser Abraham Clinholm aus Kansas City. Peshaur hatte ihn für den geplanten Trail angeworben. Seine Aufgabe war es, alle Männer aus dem Weg zu räumen, die dem rigorosen Treiber in die Quere kamen.

      Der alte Postkutscher Jim Duffy war Clinholms erstes Opfer gewesen.

      Und der junge Wyatt Earp sollte das zweite sein.

      Es gab in dieser Minute niemanden in der kleinen Stadt, der daran zweifelte. Er hatte nicht die geringste Chance, der junge Missourier. Wenn er sich auch zweimal im Laufe von vierundzwanzig Stunden als guter Schütze erwiesen hatte – ein Duell mit einem echten Coltman – das war etwas ganz anderes.

      Es gab keinen Mann in Ellsworth, der den Schießer Abe Clinholm nicht kannte. Vor sieben Jahren hatte man seinen Namen in der Stadt zum erstenmal gehört. Damals war er mit Rube Clooster und seiner Bande gekommen und hatte oben am Hang die Plains für Clooster freigekämpft. Damals hatten drei kleine Siedler dran glauben müssen. Zwei alte Männer und ein junger Bursche. Alle waren sie dem kalkgesichtigen Revolverschwinger mit der Sixgun gegenübergetreten; und alle lagen sie oben auf dem Friedhof.

      Zwei Jahre später war Clinholm mit dem Raubrancher Flanagan in der Stadt aufgetaucht und hatte in Smokys Saloon den Farmer Ramborey getötet. Ramborey war so verblendet gewesen, der Aufforderung des Revolvermannes, den Colt zu ziehen, nachzukommen. Das war sein Tod gewesen.

      Was sollte dieser junge Postfahrer aus Missouri gegen den Schießer zu bestellen haben?

      Wenig.

      Nichts!

      Doc O’Connor zerbiß verzweifelt die Spitze seiner Zigarre. Am liebsten hätte er die Winchester von der Wand gerissen und dem Gipsgesicht eine Kugel zugeschickt. Aber es war ein ungeschriebenes Gesetz des Westens, daß sich niemand in ein »stilles« Duell mischen darf.

      Clinholm öffnete seine Lippen noch einmal.

      »Hast du Mörder gesagt, Earp?«

      »Mörder!« wiederholte der Missourier so deutlich, daß man es auf fünfzig Yards hin hören konnte.

      Der Schießer schob den Unterkiefer vor.

      »Das war eine Beleidigung, und es war auch das letzte was du gesagt hast!«

      Jetzt mußte die Auffordernung »Zieh!« kommen. Dann würde der Revolvermann seinen Colt aber auch schon in der Hand haben.

      Aber ehe dieser Ruf kam, erlebten mehr als drei Dutzend Augenpaare, die hinter zugezogenen Gardinen auf die Straße starrten, wie sich der Missourier in Bewegung setzte und auf den Revolvermann zuging.

      »Halt!« stieß Clinholm verblüfft hervor.

      Wyatt Earp ging weiter.

      »Halt!« brüllte der Schießer heiser.

      Aber der Missourier ging vorwärts.

      »Halt!« Der Schrei des Revolvermannes gellte über die Straße. Und gleich darauf zuckte seine gelbbehandschuhte Rechte zum Colt.

      Die Menschen hinter den Fenstern hatten den Atem angehalten. Alle hatten sie gesehen, wie Clinholms Rechte zum Coltgriff fuhr – und da wie angewachsen kleben blieb.

      Mit einem unsagbar entsetzten Blick stierten die Augen des Schießers in die Revolvermündung, die ihm da aus der Faust seines Gegners entgegenstarrte.

      Wie


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