Zum Kontinent des eisigen Südens. Erich von Drygalski

Zum Kontinent des eisigen Südens - Erich von Drygalski


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jüngere Zweite Offizier der Expedition war Herr Ludwig Ott. Er hatte vor seinem Eintritt in die Expedition im Dienste der Hamburg-Südamerikanischen Dampfergesellschaft gestanden. Willig ging er dann auf die neuen Probleme ein, die ihm gestellt wurden, und suchte sie zu ergründen. So verdankt ihm die Expedition wissenschaftlich eine pünktliche Teilnahme an dem meteorologischen Dienst und an den Pendelbestimmungen, gute Beobachtungen über das Südlicht und manche praktische Einrichtungen bei den geodätischen und ozeanographischen Arbeiten.

      Zu den zehn Mitgliedern der Ersten Messe traten bei der Fahrt von Kiel bis zu den Kerguelen noch Herr Dr. Emil Werth hinzu, um sodann die Leitung der dortigen wissenschaftlichen Station zu übernehmen, und während unseres Aufenthalts in der Beobachtungsbucht auf den Kerguelen, wo die Station lag, im Januar 1902 noch die Herren Josef Enzensperger und Dr. Karl Luyken, welche mit einem Teil ihrer und unserer Ausrüstung auf dem Lloyddampfer "Karlsruhe« bis Sydney und von dort auf dem Lloyddampfer »Tanglin« nach den Kerguelen vorausgeeilt waren.

      Herr Dr. Emil Werth war Apotheker gewesen. Er erschien für den isolierten Posten auf den Kerguelen besonders geeignet durch seine bereits vorhandene Reiseerfahrung und bereitete sich denn auch für die Expedition vom Januar 1901 an auf breiterer Grundlage vor, nämlich für ärztliche Leitungen, da die Station eines Arztes entbehrte, für den Zeitdienst sowie für biologische und geologische Studien, worunter ihn die botanischen im Besonderen fesselten.

      Als Meteorologe der Kerguelenstation war in letzter Stunde Herr Josef Enzensperger zur Expedition gekommen. Vor seinem Eintritt in die Expedition hatte J. Enzensperger zuletzt im Auftrag der Münchener Zentralstation für Meteorologie das Hochobservatorium auf der Zugspitze ein Jahr lang verwaltet und so auch noch besonders geeignete Erfahrungen für eine Polarfahrt gewonnen. Enzensperger leitete die Abtrennung der Ausrüstung der Kerguelenstation von jener der Hauptexpedition und ihre Verfrachtung über Bremen und Sydney. Mit Herrn Dr. Karl Luyken begleitete er sodann diesen Transport und traf auf dem Dampfer »Tanglin« am 11. November 1901 in dem Dreiinselhafen des Royal Sounds auf den Kerguelen ein.

      Franz, Schwarz, Reimers, Heinrich Michael, Lysell, Johannsen, Heinacker, Reuterskjöld, Mareck, Müller I, Dahler, Besenbrock, Klück, Possin, Bähr, Müller II, Fisch, Stjernblad, Berglöf, Noack, Björvig

       Mannschaft des »Gauß«

      (Quelle: Institut für Länderkunde, Leipzig)

      Erst am 9. Juni 1903 haben wir bei der Landung des »Gauß« in Simonstown erfahren, dass Josef Enzensperger am 2. Februar 1903 auf den Kerguelen an Beriberi gestorben war nach treuester Pflichterfüllung bis zum letzten Moment trotz furchtbarer Leiden.

      Das jüngste wissenschaftliche Mitglied der Kerguelenstation war Herr Dr. Karl Luyken. Er hatte sich auf der Hochschule zunächst den technischen und sodann den physikalischen Studien gewidmet und schien durch diese Verbindung für den isolierten Posten auf den Kerguelen umso mehr geeignet, als die Station der Mitwirkung eines Technikers entbehrte.

      Wenn man unsere Besatzung mit derjenigen anderer ähnlicher Expeditionen vergleicht, so fällt darin die geringe Zahl der Mannschaften auf. Die Hauptexpedition hat seit Kapstadt einschließlich der fünf wissenschaftlichen Mitglieder und der fünf Offiziere aus 32 Personen bestanden, die Kerguelenstation aus drei Gelehrten und zwei Matrosen.

      In allem voran stand der Erste Bootsmann Josef Müller, ein Mann von ungewöhnlicher Tüchtigkeit. Während der Überwinterung hat er uns gute Dienste durch den Bau von Eishäusern für magnetische Zwecke geleistet, deren Ausführung vornehmlich seiner Sorgfalt oblag.

      Den Zweiten Bootsmann, Haus Dahler, hatten wir in Kapstadt erhalten. Im Polareis war es ihm besonders willkommen, für den Robbenschlag Verwendung zu finden.

      Der Erste Zimmermann war August Reimers. Er war frühzeitig in den Dienst der Expedition getreten und hatte sich bei den Arbeiten zur Vorbereitung der Stationshäuser in Potsdam bewährt, auch bei wissenschaftlichen Ablesungen dort geeignete Hilfe geleistet.

      Der Zweite Zimmermann war Willy Heinrich, aus dem aktiven Marinedienst für die Expedition übernommen. Wesentliche Dienste hat er uns bei verschiedenen Gelegenheiten durch Taucherarbeiten geleistet, desgleichen wurde er im Ersinnen und Ausführen mechanischer Verbesserungen in den verschiedenen Betrieben geschätzt.

      Unter den 9 Matrosen hatten wir 4 deutsche und 5 skandinavische; von den Ersteren war einer, von den Letzteren waren drei erst in Kapstadt zu uns gekommen.

      So hatte Georg Noack während der Seefahrt schon teilweise und während der Überwinterung ausschließlich zoologischen Dienst, wofür er an dem Museum für Naturkunde zu Berlin noch eine besondere Ausbildung genossen hatte.

      Max Fisch war aus dem Dienst der Marine für die Expedition beurlaubt worden. Für besondere Arbeiten war er wohlgeeignet, sodass er mit der Zeit im meteorologischen Dienst eine ständige Beschäftigung fand, die er mit Geschick und Zuverlässigkeit wahrnahm.

      Karl Klück war zu allem gut zu gebrauchen und fungierte bei Schlittenreisen als der sorglich um uns bedachte Gehilfe und Koch. Seine Fähigkeiten ließen ihn für die Rückfahrt zum Schiffskoch aufsteigen.

      Albert Possin war in Kapstadt zu uns übergegangen. Besonders geschätzt war er als Matrose am Ruder.

      Von den 5 skandinavischen Matrosen waren 2 Norweger und 3 Schweden; Letztere waren erst in Kapstadt zu uns gestoßen.

      Der ältere Norweger war Paul Björvig und für den besonderen Posten eines Eislotsen bei uns angestellt. Er hatte zahlreiche Fahrten im Nördlichen Eismeer hinter sich, teils auf Fangschiffen, teils auch bei wissenschaftlichen Expeditionen, bei denen er Erfahrungen aller auch der schwersten Art gemacht hatte. Seine Erfahrungen kamen uns wohl zustatten. Für die Stelle eines Eislotsen im weiteren Sinn war er weniger geeignet, weil er nur das Nächste sah und nur in einer Richtung urteilte.

      In der Arbeit und Zuverlässigkeit, wie auch in der polaren Erfahrung ebenso tüchtig, dabei aber bedachter und ruhiger in seinem Urteil, war unser anderer Norweger, Daniel Johannsen. Auch für wissenschaftliche Hilfsleistungen war er trefflich geschult.

      Auch unserer Schweden kann ich nur mit Anerkennung gedenken. Der Älteste derselben war Wilhelm Lysell, in Kapstadt angeworben; die beiden jüngeren, Lennart Reuterskjöld und Curt Stjernblad, waren uns in Kapstadt in letzter Stunde zugelaufen.

      Sie fanden daher gern bei wissenschaftlichen Arbeiten Verwendung, so Lennart Reuterskjöld während der Überwinterung als ständiger Gehilfe Dr. Bidlingmaiers in dem Betrieb der magnetischen Station. Lennart Reuterskjöld hat das magnetische Observatorium während einer Schlittenreise Dr. Bidlingmaiers einen vollen Monat lang allein verwaltet. W. Lysell war musikalisch und gründete im Winter einen Gesangverein. Am wenigsten zur Entwicklung ist Curt Stjernblad gekommen, weil sich kein rechter Posten für ihn fand.

      Als Maschinenassistenten fungierten Paul Heinacker und Reinhold Mareck. Da wir nur einen Maschinisten mit Patent an Bord hatten, hat P. Heinacker, wenn auch noch vor dem Examen, zeitweilig die Stelle des Zweiten Maschinisten versehen.

      Reinhold Mareck verstand sein Handwerk vortrefflich und konnte selbstständig handeln, wodurch er bei den vielen und verschiedenartigen Anforderungen, welche an das Maschinenpersonal herantraten, eine sichere Stütze für dessen Leiter wurde.

      Ebenso tüchtig waren die Heizer, von denen Emil Berglöf in Kapstadt zu uns gestoßen war, und Leonhard Müller fast ausschließlich im Maschinendienst beschäftigt gewesen sind. Ersterer wurde außerdem für Klempnerarbeiten in Anspruch genommen, konnte jedoch auch Schmiedearbeiten mit gleicher Gewandtheit versehen.

      Leonhard Müller, der Senior des Maschinenpersonals, versah er seine Arbeit mit Zuverlässigkeit und unermüdlichem Fleiß, gleichgültig, ob sie in den Tropen oder im Polareis geschah.

      Die übrigen drei Heizer waren während der längsten Zeit der Expedition mit den gleichen Arbeiten wie die Matrosen beschäftigt, falls der besondere Dienst der Maschine es nicht anders verlangte. Es waren Gustav Bähr, Karl Franz und Reinhold Michael. Die beiden Erstgenannten waren willige und fleißige Leute.


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