Lockt. Блейк Пирс

Lockt - Блейк Пирс


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durch scharfe Stacheln nichts aus. Er wusste aus harter Erfahrung, dass solche Einstiche ziemlich schnell heilten, selbst wenn sie schauderhafte Narben hinterließen.

      Er beugte sich hinunter und sah ihr aus nächster Nähe ins Gesicht.

      Ihre Augen waren jetzt fast unnatürlich weit aufgerissen. Ihre Regenbogenhaut zuckte, als sie ihn ansah.

      Sie versucht immer noch, meinen Anblick zu vermeiden, stellte er fest.

      Jeder verhielt sich ihm gegenüber so, wo er auch hinging. Er machte den Leuten keinen Vorwurf, wenn sie so taten, als ob er unsichtbar sei oder überhaupt nicht existierte. Manchmal sah er in den Spiegel und spielte, dass er sich verschwinden lassen konnte.

      Dann murmelte die Frau abermals …

      »Es tut weh.«

      Er war sich sicher, dass neben den Schnitten auch ihr Kopf böse schmerzte durch die kräftige Dosis des selbst hergestellten Chloroforms. Als er das Zeug hier das erste Mal zusammengemischt hatte, war er selbst beinahe davon ohnmächtig geworden. Noch Tage danach hatten ihn stechende Kopfschmerzen geplagt. Aber die Herstellung des Chloroforms funktionierte richtig gut, deshalb würde er es auch weiterhin verwenden.

      Er war bereits gut vorbereitet, was den nächsten Schritt anging. Er hatte sich feste Arbeitshandschuhe und eine dicke Steppjacke angezogen. Er würde sich jetzt nicht mehr verletzen, während er die Sache erledigte.

      Er machte sich mit einem Drahtschneider an einem Bündel Stacheldraht zu schaffen. Dann umwickelte er den Körper der Frau mit einem Strang und verknotete die Enden behelfsmäßig, damit der Draht auch hielt.

      Die Frau winselte laut auf und versuchte, das Klebeband durch Verdrehungen zu lockern, als die Stacheln durch ihre Haut und ihre Kleidung drangen.

      Während er weiterarbeitete, sagte er …

      »Du musst nicht leise sein. Wenn du willst, kannst du schreien – wenn es dir hilft.«

      Er machte sich ganz sicher keine Sorgen, dass jemand sie hörte.

      Sie wimmerte lauter und versuchte anscheinend zu schreien, aber ihre Stimme war schwach.

      Er kicherte leise in sich hinein. Er wusste, dass sie ihre Lungen nicht ausreichend mit Atemluft füllen konnte, um loszuschreien – so wie er ihre Beine auf die Brust gebunden hatte.

      Er umwickelte sie mit einem weiteren Stück Stacheldraht und zog den Strang fest zu. Er sah zu, wie das Blut aus jedem Einstich durch ihre Kleider hervorquoll, den Stoff durchnässte, sich ausbreitete und Flecken bildete, die größer waren als die Wunden selbst.

      Er schlang Strang um Strang um ihren Körper, bis sie völlig umwickelt war – sie sah aus wie eine Art gigantischer Stachelkokon, kein bisschen menschenartig. Das Bündel gab alle Arten von seltsamen, leisen Lauten von sich – es seufzte, keuchte, wimmerte und stöhnte. Das Blut tropfte hier und spritzte da ein wenig, bis die ganze Tischfläche einer roten Badewanne ähnelte.

      Dann trat er einen Schritt zurück und bewunderte sein Werk.

      Er knipste die Deckenlampe aus und ging in die Nacht hinaus, wobei er die schwere Holztür hinter sich schloss.

      Der Himmel war klar und sternenübersät. Er hörte jetzt nur noch das laute Zirpen der Grillen.

      Er atmete langsam und intensiv die frische, saubere Luft ein.

      Die Nacht schien gerade besonders lieblich zu sein.

      KAPITEL DREI

      Als Riley sich mit dem Rest der Praktikanten für ihr offizielles Abschlussfoto aufreihte, hörte sie, wie sich die Tür zur Empfangshalle öffnete.

      Ihr Herz tat einen Sprung und sie drehte sich erwartungsvoll um, um zu sehen, wer gekommen war.

      Aber es war nur Hoke Gilmer, ihr Ausbilder während des Programms, der für ein paar Minuten vor die Türe getreten war.

      Riley unterdrückte ein Seufzen. Sie wusste bereits, dass Agent Crivaro heute nicht hier sein würde.

      Gestern hatte er ihr zum Abschluss des Kurses gratuliert. Er meinte, er würde zusehen, zurück nach Quantico zu kommen. Es war offensichtlich, dass er schlichtweg keinen Nerv für Zeremonien oder Empfänge hatte.

      Insgeheim hatte sie gehofft, dass Ryan vielleicht hereinschneien würde, um mit ihr den Abschluss des Sommer-Praktikantenprogramms zu feiern.

      Natürlich wusste sie sehr wohl, dass sie nicht ernsthaft erwarten konnte, dass dies auch geschah.

      Trotzdem stellte sie sich zwangsläufig vor, dass er vielleicht seine Meinung geändert hatte. Er würde auf die letzte Minute hier ankommen und sich für sein gestriges kühles Benehmen entschuldigen. Dann würde er endlich die Worte sagen, die sie so gerne von ihm hören wollte …

      »Ich möchte, dass du an die Akademie gehst. Ich will, dass du deine Träume weiterverfolgst.«

      Aber ganz klar, das würde nicht passieren …

      Und je eher ich das kapiere, umso besser, dachte sie.

      Die zwanzig Praktikanten stellten sich in drei Reihen für das Foto auf – die erste Reihe saß an einem langen Tisch und die anderen zwei Reihen standen dahinter. Da die Praktikanten in alphabetischer Reihenfolge angeordnet waren, befand sich Riley in der letzten Reihe zwischen den andern beiden Studenten, deren Nachname mit einem S begann – Naomi Strong und Rhys Seely.

      Sie hatte Naomi oder Rhys nicht sonderlich gut kennengelernt.

      Aber schließlich galt das beinahe für alle der anderen Praktikanten. Seit dem ersten Tag des zehnwöchigen Programms fühlte sie sich unter ihnen deplatziert. Dem einzigen Studenten, dem sie während der ganzen Zeit etwas nähergekommen war, war John Welch, der ein paar Studenten weiter links von ihr stand.

      An jenem ersten Tag hatte John ihr erklärt, warum die anderen sie so komisch ansahen und über sie leise flüsterten …

      »Fast jeder hier weiß, wer du bist. Du könntest also sagen, dass dein Ruf dir vorauseilt.«

      Sie war schließlich die einzige Praktikantin, die schon etwas ›Praktische Erfahrung‹, wie man es landläufig nannte, geschnuppert hatte.

      Beim Gedanken an das Wort unterdrückte sie einen weiteren Seufzer.

      ›Praktische Erfahrung.‹

      Sie fand es seltsam, die Geschehnisse damals an der Lanton Universität als ›praktische Erfahrung‹ zu bezeichnen. Der Begriff ›Alptraum» traf es eher. Sie würde niemals in der Lage sein, diese Erinnerungen abzuschütteln, als sie ihre beiden engen Freundinnen im Studentenwohnheim mit durchschnittener Kehle in ihrem Blut liegend fand.

      Das letzte, was ihr zu der Zeit eingefallen wäre, war ein Training beim FBI zu machen. Sie war in den Fall verwickelt worden, ohne überhaupt eine Wahl gehabt zu haben – und sie hatte dabei geholfen, ihn aufzuklären. Darum wusste auch so ziemlich jeder hier vom ersten Tag an, wer sie war.

      Und als das Programm dann angelaufen war und alle anderen Studenten etwas über Gerichtsmedizin lernten und wie sie ihre Computer zu bedienen hatten, hatte Riley den totbringenden Clown-Killer aufgespürt. Beide Fälle waren traumatisch und lebensbedrohlich gewesen.

      Ein direkter Sprung ins kalte Wasser in punkto ›praktischer Erfahrung‹ hatte sie bei den anderen Praktikanten nicht sonderlich beliebt gemacht. Vielmehr war die ganze Zeit über die stillschweigende Abneigung ihr gegenüber fühlbar gewesen.

      Und jetzt beneideten sie mindestens eine Handvoll Praktikanten dafür, dass es nun für sie weiterging - auf die Akademie.

      Wenn die wüssten, was ich durchgemacht habe, dachte sie.

      Sie bezweifelte, dass sie sie dann weiterhin beneiden würden.

      Sie fühlte das Entsetzen und die Schuld, wenn sie an ihre beiden ermordeten Freundinnen in Lanton dachte. Sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen und es verhindern,


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