Stummer Nachbar. Блейк Пирс
rel="nofollow" href="#litres_trial_promo">KAPITEL ZWANZIG
PROLOG
Rosa öffnete die Tür zu dem zweistöckigen Haus und dachte darüber nach, wie seltsam es war, dass manche Menschen Leute engagierten, um ihre Häuser zu putzen, wobei sie ihnen vollen Zugang zu jedem Raum und möglichen Geheimnissen in ihrem Leben gaben. Rosa hatte nun schon seit sechs Jahren in der Falls Church Region in Virginia Häuser geputzt und sie war dabei auf einige unerwartete Dinge gestoßen. Es erschrak sie, wie wenig manche Menschen taten, um ihre Sünden und Geheimnisse zu verbergen.
Sie glaubte jedoch nicht, dass sie bei diesem Paar versehentlich skandalöse Gegenstände oder dunkle Geheimnisse vorfinden würde. Dies war ihr neuester Kunde – der siebte auf ihrer Liste, der ihr dabei half, ihr Ziel zu erreichen, vier Riesen pro Monat nur damit zu verdienen, dass sie Häuser putzte. Nicht schlecht für eine Frau, die für eine Zeit lang kaum ihre dreihundertfünfzig Dollar Miete durch Tische Abräumen bezahlen konnte.
Nein, dieses Paar, die Fairchilds, schienen anständig und frei von jeglichem Drama zu sein. Ein nettes Ehepaar, wenn auch möglicherweise ein wenig zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Der Ehemann war eine Art Finanzmakler, der mindestens einmal im Monat zu Konferenzen in New York und Boston reiste. Die Ehefrau war eine unscheinbare Dame von ungefähr fünfzig Jahren, die nicht viel zu tun schien. Sie war eine Art Social-Media-Influencer – was auch immer das bedeutete. Aber sie waren nett genug, sie waren wohlhabend und sie waren Rosa gegenüber unglaublich herzlich und freundlich ... etwas, was viele ihrer anderen Kunden nicht waren.
Sie trat in das große Foyer und schaute sich in dem geräumigen Wohnzimmer, dem offenen Bereich und der angeschlossenen Küche um, die nur durch eine Bar voneinander getrennt wurden. Das Haus war ihrer Meinung nach viel zu groß für ein Paar ohne Kinder – ein Paar, bei dem der Ehemann ungefähr eine Woche jeden Monat verreist war.
Rosa sah sich im Zimmer um und dachte zu sich, dass dies wieder eine jener Wochen sein würde, in der sie das Gefühl hatte, ihr Geld nicht wirklich zu verdienen. Die Fairchilds waren recht ordentlich und hinterließen das Haus größtenteils sauber. Rosa würde durch den Ablauf gehen, schrubben und saugen und die Fenster putzen, aber im Haus der Fairchilds war dies wirklich keine große Aufgabe.
Sie ging in die Waschküche und in den angrenzenden hinteren Eingangsbereich, wo sie das Spülbecken mit Wasser füllte und ein wenig nach Lavendel duftendes Reinigungsmittel hineinschüttete. Sie dachte sich, dass sie mit den Küchenböden anfangen würde, da dies der am meisten genutzte Raum des Hauses zu sein schien. Während sie darauf wartete, dass die Böden trockneten, würde sie die mit Teppich ausgelegten Räume im Obergeschoss saugen. Sie hasste es, sich so zu fühlen, als würde sie dieses nette Paar ausnutzen, aber sie dachte sich, dass, wenn sie es so aussehen lassen könne, als habe sie alle wichtigen Bereiche des Hauses erreicht, es die Fairchilds als gute Arbeit ansehen würden. Außerdem war es nicht ihre Schuld, dass sie praktisch nichts zum Aufräumen hinterließen.
Während sie darauf wartete, dass sich das Waschbecken zur Hälfte mit Wasser füllte, ging Rosa durch die Küche und zur Treppe. Der Staubsauger befand sich im Wäscheschrank des Obergeschosses, da dies der einzige Bereich im Haus war, der mit Teppich ausgelegt war. Sie nahm an, dass ein neuer Staubsaugerbeutel benötigt werden würde, und wollte gleich nachsehen, bevor sie zu wischen begann und es wieder vergaß.
Sie fand den Staubsauger an seinem gewohnten Platz und überprüfte den Beutel, wobei sie feststellte, dass sie ihn doch noch nicht wechseln müssen würde. Da sie den Staubsauger schon einmal draußen hatte, beschloss sie, ihn in das Hauptschlafzimmer zu ziehen. Es war ein riesiger Raum mit einem Kamin, eingebautem Bücherregal und einem angrenzenden Badezimmer, welches größer als das Wohnzimmer in Rosas Wohnung war.
Die Schlafzimmertür war geöffnet, also trat sie ohne zu klopfen ein. Sie wusste oft nicht, ob Mrs. Fairchild zu Hause war oder nicht, aber sie hatte gelernt zu klopfen, wann immer eine Tür im Haus der Fairchilds geschlossen war. Sie rollte den Staubsauger hinein, hielt jedoch nach ihren ersten drei Schritten in das Zimmer an.
Mrs. Fairchild lag auf dem Bett und schlief. Dies fühlte sich seltsam an, da sie sich ziemlich sicher war, dass Mrs. Fairchild an den meisten Tagen früh aufstand und laufen ging. Sie hätte das Zimmer fast wieder verlassen, da sie sie nicht wecken wollte, aber dann fielen ihr zwei merkwürdige Dinge auf.
Erstens trug Mrs. Fairchild ihre Laufkleidung. Zweitens lag sie auf den Laken und das Bett war frisch bezogen.
Alarmglocken begannen in Rosas Kopf zu läuten und anstatt sich aus dem Raum zurückzuziehen, so wie sie es ursprünglich beabsichtigt hatte, fühlte sie sich so, als würde sie von einer unsichtbaren Hand geleitet werden.
„Mrs. Fairchild?“, fragte sie.
Es gab keine Antwort. Mrs. Fairchild bewegte sich nicht einmal.
Ruf die Polizei, dachte Rosa. Ruf 110 an. Das hier ist nicht gut ... sie schläft nicht nur und du weißt es.
Aber sie musste es genau wissen. Sie ging zwei weitere Schritte vorwärts, bis Mrs. Fairchilds Gesicht zum Vorschein kam.
Ihre Augen waren weit geöffnet und schauten zum Fenster – ohne zu blinzeln. Ihr Mund war teilweise geöffnet. Eine noch relativ frische Blutlache befleckte das Laken knapp über ihrem Kopf. Eine groteske Schnittwunde befand sich deutlich sichtbar an ihrem Hals.
Rosa spürte ein leichtes Jammern in ihrer Kehle aufsteigen. Ihre Knie gaben ein wenig nach, sie schaffte es jedoch, ein paar Schritte zurückzutreten. Als sie mit dem Staubsauger kollidierte, stieß sie einen Schrei aus.
Es fiel ihr sehr schwer, ihren Blick von Mrs. Fairchild abzuwenden, aber als sie es tat, rannte sie schnell aus dem Zimmer. Sie eilte zur Küchenzeile, auf der sie ihr Handy abgelegt hatte, und rief 110 an. Als die Notrufzentrale antwortete, war Rosa so entsetzt über das, was sie gesehen hatte, dass sie nicht einmal mehr daran dachte, dass sich das Spülbecken im Raum neben der Waschküche immer weiter füllte und kurz davor war überzulaufen.
KAPITEL EINS
Chloe war oft darüber gewarnt worden, ihr Privatleben und ihrer Karriere getrennt zu halten. Als Bundesagentin neigten die Dinge dazu, ins Wanken zu geraten, wenn diese beiden Welten aufeinandertrafen. Aber um ehrlich zu sein, hatte sie, dank der mentalen Katz-und-Maus-Spiele ihres Vaters, mit dem stetigen Zusammentreffen dieser beiden Welten gelebt, seit sie die Akademie abgeschlossen hatte.
Sie wusste, dass sie viel zu viel Zeit damit verbracht hatte, darüber zu spekulieren, was ihr Vater ihrer Mutter vor fast achtzehn Jahren angetan hatte oder nicht.