Attentäter Null. Джек Марс
während Null hinter ihm nach allem griff, was er finden konnte. Der Hund zappelte und schlug unter ihm um sich, versuchte, sich zu befreien, doch Null hielt seine Beine zusammen, sodass er nicht aufstehen konnte. Seine Hand fand eine alte Decke, die über dem Ledersofa hing und er zog sie zu sich.
Mit seiner freien Hand schlug er einmal fest auf die Schnauze des Hundes - nicht fest genug, um ihm ernsthaft weh zu tun, sondern vielmehr, um ihn zu erschrecken, damit seine Zähne seinen Arm freigaben. In der halben Sekunde bevor sie erneut zubissen, wickelte er die Decke um den Kopf des Hundes und ließ seine Beine los, damit er wieder aufstehen konnte.
Dann zog er das Ende der Decke unter seinen Körper und verknotete die Ecken hinter seinem Kopf. Die vordere Hälfte des Rottweilers war jetzt fest in die Decke gewickelt. Der Hund schlug um sich und bockte, versuchte, sich zu befreien - was ihm letztendlich auch gelänge. Null stand auf und eilte hinter dem Dealer her.
Er hastete gerade rechtzeitig in die winzige Küche, um zu sehen, wie Ike eine kleine, hässliche Pistole aus einer Schublade zog. Er versuchte, sie auf Null zu richten, doch dieser sprang vorwärts und hielt sie mit einer Hand auf, bevor er sie mit einer drehenden Bewegung aus dem Griff des Dealers riss, die mindestens einen Finger ausrenkte, wenn nicht brach.
Ike schrie scharf auf und ging in die Hocke, hielt seine Hand fest, während Null mit der Waffe auf seine Stirn zielte.
„Erschieß mich nicht, Mann”, wimmerte er. „Erschieß mich nicht. Bitte erschieß mich nicht.”
„Sag mir, was ich wissen will. Wo ist Sara? Wann hast du sie zuletzt gesehen?”
„OK! OK. Also, sie kam zu mir, aber sie konnte nicht bezahlen. Deshalb haben wir einen Handel abgeschlossen. Sie würde meine Sachen in der Stadt liefern -”
„Drogen”, berichtigte ihn Null. „Du hast sie Drogen liefern lassen. Sag es einfach.”
„Ja. Drogen. Es waren nur ein paar Tage und sie machte es ganz gut, doch dann gab ich ihr eine große Bestellung Pillen...”
„Was für Pillen?”
„Verschreibungspflichtige Schmerzmittel. Und sie ignoriert mich seitdem, Mann. Sie tauchte dort niemals auf, lieferte nicht. Meine Leute waren sauer. Mich hat das mehr als tausend Dollar gekostet. Und sie hat sogar eins meiner Autos mitgenommen, weil sie kein eigenes hatte...”
Null schnaubte laut. „Du hast ihr Drogen im Wert von tausend Dollar gegeben und sie ist mit ihnen abgehauen?”
„Ja, Mann.” Er blickte zu Null auf, seine Hände hielt er abwehrend in Nähe seines Gesichts. „Wenn man es richtig bedenkt, bin ich hier eigentlich das Opfer...”
„Sei ruhig.” Er drückte sanft den Lauf gegen Ikes Stirn. „Wohin ging sie und was für ein Auto hat sie genommen?”
*
Null nahm den schwarzen Escalade Geländewagen, den er sich zusammen mit seiner Waffe von Ike ,auslieh’ und verwendete das GPS auf seinem Handy, um so schnell wie möglich zum Lieferort zu fahren, während er sich nach einer hellblauen, viertürigen 2001 Chevy Limousine umschaute.
Er sah keine, bevor er den Lieferort erreichte. Zu seinem Verdruss war es ein örtliches Freizeitzentrum. Doch darüber konnte er sich im Moment keine Sorgen machen. Stattdessen dachte er still, Was würde Sara tun? Wohin würde sie fahren?
Er kannte die Antwort schon, bevor er sich die Frage zu Ende gestellt hatte. Sie schwamm auf ihn mit der salzigen Luft zu, so wie eine Erinnerung ganz einfach auftaucht.
Es war kein Geheimnis in ihrer Familie, dass Kate, Mayas und Saras verstorbene Mutter, einen Lieblingsort auf der Welt hatte. Sie hatte die Mädchen an drei Gelegenheiten dort hingebracht. Das erste Mal waren sie nur acht und sechs Jahre alt, und sie sagte ihnen: „Dies ist mein Lieblingsort.”
Es war ein Strand in New Jersey, etwas, das Null normalerweise erschaudern ließ. Der Strand war zu steinig und das Wasser für gewöhnlich zu kalt, außer an zwei Monaten im Sommer. Doch das war es nicht, was Kate daran so mochte. Sie mochte einfach nur die Aussicht. Als kleines Mädchen war sie jedes Jahr dort hingefahren, ihre ganze Jugend hindurch, und sie hatte eine zarte und fast unerklärliche Vorliebe für den Ort.
Der Strand. Er wusste, dass Sara an Strand führe.
Er benutzte sein Handy, um die nächsten Strand zu finden und fuhr wie ein Verrückter dorthin. Er schnitt Leuten den Weg ab, ignorierte Ampeln und es war eine Überraschung, dass kein Polizeiwagen aus einem Versteck herausfuhr, um ihn anzuhalten. Der Parkplatz am Strand war nur ein paar enge Reihen lang, die voll von Autos und glücklichen Familien waren. Doch er sah keine Fahrzeuge, die Ikes Beschreibung entsprachen.
Er suchte drei der größten Strände in der Nähe von Saras Zuhause und Arbeitsstelle ab, doch fand nichts. Das Abendgrauen setzte schnell ein. Im Hinterkopf war er sich bewusst, dass die USA einen neuen Präsidenten hatten. Der ehemalige Sprecher des Hauses war an diesem Nachmittag eingeschworen worden. Maria hatte eine Einladung zu der Zeremonie und war jetzt wahrscheinlich bei irgendeiner Cocktail Party voll von langweiligen Politikern und reicher Wählerschaft, trank Champagner und unterhielt sich gelassen über eine bessere Zukunft, während Null die Küste von Jacksonville nach seiner Tochter absuchte. Seiner entfremdeten Tochter, die das letzte Mal, als sie sich sahen, ihm die Polizei auf den Hals gerufen hatte und ihn anschrie, dass sie ihn niemals wiedersehen wollte.
„Mach schon, Sara”, murmelte er in die Luft, als er seine Scheinwerfer anschaltete. „Gib mir was. Hilf mir, dich zu finden. Es muss doch ein...”
Er hielt inne, als er seinen Fehler bemerkte. Er hatte öffentliche Strände abgesucht. Beliebte Strände. Doch Kates Strand war klein und kaum besucht. Und Sara hatte Drogen im Wert von tausend Dollar. Sie würde Leuten ganz sicher aus dem Weg gehen.
Er hielt am Straßenrand und öffnete den Browser auf seinem Handy. Er suchte verzweifelt nach weniger beliebten Stränden, steinigen Stränden, nach Orten, die andere Leute nicht oft besuchten. Es war eine schwierige Suche und er hatte nicht das Gefühl voranzukommen, bis er auf „Bilder” tippte und dann sah er ihn -
Ein Strand, der sich erstaunlich Kates Strand ähnelte. Als ob er aus seinem eigenen Gedächtnis geformt wäre.
Null fuhr mit etwa hundertzwanzig Stundenkilometern dorthin. Polizei, Verkehrsgesetze und sogar andere Fahrer, die er überholte, waren ihm egal. Es waren Leute, die gelassen am Abend nach Hause fuhren und sich nicht darum kümmerten, dass ihre Tochter irgendwo tot in den Wellen treiben könnte.
Er raste auf den winzigen Schotterparkplatz und trat auf die Bremsen, als er sie sah. Eine blaue Limousine, das einzige Auto auf dem Parkplatz, stand am hintersten Ende. Es war Nacht geworden, weshalb er die Scheinwerfer angeschaltet und den Geländewagen mitten auf dem Parkplatz stehen ließ. Er sprang heraus und rannte hinüber zu der Limousine.
Er warf die Hintertür auf.
Und da war sie, sah gleichzeitig wie der Himmel und die Hölle aus: sein kleines Mädchen, seine jüngste Tochter, blass und wunderschön. Sie lag ausgestreckt auf dem Rücksitz eines Autos, ihre Augen waren glasig und halb geöffnet. Pillen lagen auf dem Boden verstreut.
Null suchte sofort nach ihrem Puls. Er war da, doch langsam. Dann lehnte er ihren Kopf zurück und versicherte sich, dass ihre Atemwege frei waren. Er wusste, dass die meisten Todesfälle durch Überdosis aufgrund blockierter Atemwege geschahen. So kam es für gewöhnlich zu Atem- und schließlich Herzstillstand.
Doch sie atmete, wenn auch nur flach.
„Sara?” sagte er heiser in ihr Gesicht. „Sara?”
Sie antwortete nicht. Er hievte sie aus dem Auto heraus und hielt sie aufrecht. Sie war nicht fähig, auf ihren eigenen zwei Beinen zu stehen.
„Es tut mir so leid”, sagte er ihr. Und dann steckte er ihr zwei Finger in den Hals.
Sie würgte unfreiwillig, zwei Mal, und erbrach sich dann auf dem