Die großen Western Classic 39 – Western. Alexander Calhoun

Die großen Western Classic 39 – Western - Alexander Calhoun


Скачать книгу
das bezahlt, was Sie heute an Ländereien besitzen, O’Toole?«

      »Großer Gott!«, feixte der Rancher. »Hat man so was schon gehört? Welcher Rancher in Texas hätte je Land von einem Indianer gekauft?« Er lachte verächtlich.

      »Chisholm«, sagte Conan und winkte wieder mit dem Gewehr. »Aber das wissen nur die Anständigen unter Ihnen, O’Toole.«

      »Mit Geld bezahlt?«, staunte der dicke Mann ungläubig. »Das ist ja nicht zu glauben.«

      »Quatsch! Was soll ein indianischer Nomade mit Geld. Mit Waren bezahlt man, mit Proviant, Decken und Haushaltsgeräten. Und man schließt einen Vertrag, der Jahrhunderte Gültigkeit besitzt, wenn er in der Sprache der Indianer abgefasst wird.«

      »Blödsinn! Die können weder lesen noch schreiben.«

      »Sie können. Bilderschrift, in weiches Leder geritzt und eingefärbt. Aber Ihnen das zu erklären, ist nicht meine Sache. So, wir sind beim Lager. Schwingen Sie sich auf Ihre Gäule und verduften Sie«, fügte er barsch hinzu.

      Calderón de la Barka drehte sich brüsk herum. In seinem asketischen Gesicht zuckte es wie in einer Gewitterwolke.

      »Nimm dich in Acht, Gringo, nimm dich verdammt in Acht! Ewig kannst du mich nicht mit deinem Schießprügel bedrohen, und dann bin ich am Zug.«

      »Es wird dein letzter sein, ein Zug zur Höllenpforte, Spic. Versuch’s nicht.«

      Linda stellte sich hüftschwingend vor den Mexikaner. Sie sah Conan an, lange, gründlich und nachdenklich. Dabei schürzte sie die vollen Lippen. Es sah aus, als wollte sie den Büffeljäger küssen.

      »Dürfen wir uns eine Weile in Ihrem Camp ausruhen, Mr McCloud? Wir haben einen weiten Weg hinter uns und sind müde«, sagte Linda O’Toole.

      »Sagten Sie nicht, es sei Ihr Land, Madam?«, antwortete Conan spöttisch, dabei dachte er darüber nach, woher sie seinen Namen wusste. Seines Wissens hatte er sich nicht vorgestellt, aber er wusste es nicht mehr genau und schwieg.

      »Das Land meines Vaters, jedoch ihr Camp«, sagte sie unbeirrt. »Dürfen wir?«

      »Wenn Sie alle Ihre Waffen dort drüben unter den Chaparral legen und sich hübsch brav verhalten, gestatte ich Ihnen eine Stunde Ruhepause. Danach muss ich auf die Jagd.

      Es wird bald dunkel, und die Bisons sind friedlich in der Abenddämmerung.«

      »Das könnte dir so passen, Gringo«, bellte der Mexikaner höhnisch. »Keine Sekunde lege ich meine Pistole ab …«

      »Du bist still, Cal!«, befahl O’Toole. »Es ist sein Lager, er hat zu bestimmen.«

      »Vernünftig, sehr vernünftig«, kam es beißend von Conans Lippen. »Proviant ist dort drüben im Sack. Es gibt zwar jagdbares Wild in der Umgebung, aber wir leben im Eisenbahnzeitalter.«

      Was er damit sagen wollte, war klar. Und wer seinem Blick zu den leeren Sätteln gefolgt war, wusste, warum er es sagte.

      Schnaufend ließ sich der Dicke ins Gras sinken. Linda setzte sich ihm gegenüber. Calderón hockte im Schneidersitz links von ihr.

      »Was wollen Sie von den Comanchen, Rancher? Sie fragen, wie viele Stiere sie geschlachtet haben?«

      O’Toole wischte sich mit der fleischigen Hand über das schwitzende Gesicht und starrte in die Asche des erkalteten Lagerfeuers. Ein wenig resigniert schüttelte er den Kopf.

      »Man könnte ein Abkommen mit ihnen treffen, nicht wahr? Unter anderem. Sie lassen meine Herden in Ruhe, dafür zahle ich ihnen meinen Obulus. So bleiben mir wenigstens die Häute.«

      »Klingt vernünftig.« Conan wies auf den Sack. »Wir haben sicherlich eine gute Köchin im Camp. Ich mache derweil ein Rauchfeuer. Versuchen wir es.«

      Er ging weg, und sein Schritt schien nicht ganz mit der sonstigen Leichtigkeit seiner Bewegungen übereinzustimmen. Es schien, als hätten seine Beine eine ganz besondere Aufgabe zu lernen gehabt und sich auf die zweckmäßigsten Bewegungen beim Anschleichen spezialisiert. Das traf auch zu.

      Zuerst sammelte er die Waffen ein, die die anderen neben oder hinter sich gelegt hatten. Er schleppte das Arsenal zum Busch und legte es dort ins Gras.

      Als er wieder an der Feuerstelle vorbeikam, bückte er sich und zog ein Abhäutemesser mit breiter Klinge aus dem Boden. Nicht nur die Pferde beäugten ihn, sondern auch die drei so ungleichen Menschen. Conan fragte sich im Stillen, wie sie zusammengekommen sein mochten und was sie miteinander verband.

      Bei der Wasserstelle zwischen den Kalksandsteinfelsen wurde er vorsichtig. Durstige Büffelbullen wurden recht ungemütlich, wenn man sie bei der Wasseraufnahme störte. Hin und wieder warf er einen Blick zurück zum Lager. Die beiden Männer hockten am Boden und unterhielten sich. Linda öffnete Tomatenbüchsen und zog schimmeliges Brot aus dem Sack. Bohnen zauberte sie hervor, Dörrfleisch und verschiedene andere Dinge, die der Mensch als Nahrung benötigte.

      Manchmal warf sie einen verstohlenen Blick zu Conan herüber. Aber sie drehte ihr Gesicht schnell wieder weg, wenn sie sah, dass er sie beobachtete.

      Er lächelte, sammelte trockenes Holz und schlug ein paar grüne Zweige ab, dabei bewegte er sich wie eine Großkatze. Conan passte ausgezeichnet in diese Umgebung. Er lernte schnell und glich sich wie ein Indianer dem unwirtlichen und gefährlichen Land an. Das war wohl auch der Grund dafür, dass er als Einunddreißigjähriger in der Wildnis lebte und nicht an einem gedeckten Tisch inmitten einer Familie hockte.

      Er jagte so viele Bisons, dass er genug verdiente, um Proviant, Kleidung und Whisky und was man sonst noch unbedingt in der Brasada brauchte, kaufen zu können. Wenn er mit den Häuten nach Sunray kam, leistete er sich ein paar gute Mahlzeiten in einem Hotel und dachte auch daran, dass die Fleischlichkeit zu zweit zu den schönsten Vergnügungen des Lebens gehörte.

      Als er genügend von dem brennbaren Holz eingesammelt hatte, ging er ans Feuer zurück. Eine schwache Flamme, genährt von angekohlten Holzstückchen, brannte bereits. Linda hatte es entzündet.

      Je mehr er sich dem Lager näherte, umso mehr nahm die Spannung in ihm ab. Das Häutemesser steckte in seinem Hosenbund, und an seiner Seite schlug der schwere Revolver gegen seinen Schenkel, ein Gefühl, das Sicherheit gab.

      Er war gut und gerne einsachtzig groß und von drahtiger Statur, strotzend vor Kraft, die er voll in seinen ausgereiften Schritt legte. Und dieser Schritt war es auch, der immer wieder die Blicke des Mädchens anzog. Vielleicht nicht nur sein Schritt.

      Bei der Feuerstelle kniete er nieder und legte trockenes Holz auf das züngelnde, nach Nahrung gierende Flämmchen, darauf grüne Zweige und feuchte Äste.

      »Hätte das nicht Zeit gehabt?«, fragte Linda mit einem tiefgründigen Blick aus grauen Gletscheraugen. »Zuerst das Essen, danach Signale.«

      »Stimmt«, sagte er und grinste süffisant. »Grüner Rauch würzt das Essen und macht es schmackhaft.«

      Linda O’Toole zuckte zusammen und warf einen hilflosen Blick in die Runde. Ihre Stimme zitterte.

      »Sie sind so gemein, wie Sie aussehen – einfach scheußlich!«

      »Dafür bieten Sie ein angenehmeres Bild, Madam. Sauber und adrett, geradezu zum Anbeißen.«

      Linda fuhr empört in die Höhe. »Jetzt werden Sie frech, Mist…«

      »Conan«, unterbrach er sie. »Conan genügt.«

      »Benimmt sich der Gringo-Bastard nicht richtig, Linda?«, ertönte es aus O’Tooles Richtung. Calderón reckte seine Hühnerbrust und krähte wie ein Hahn.

      »Nicht das schon wieder. Still!«, befahl der Rancher und versuchte den Mexikaner zu sich herabzuziehen. »Wir sind in seinem Camp und haben das zu respektieren.«

      »Aber auf Ihrem Land, Mr O’Toole. Ich werde den Kerl vor meine Pistole fordern, und das recht schnell!«

      Conan antwortete nicht auf den Wutausbruch des Pistoleros. Er hob statt Worte sein


Скачать книгу