Aurelia - Nymphe der Lust | Historischer Erotik-Roman. Maria Bertani
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Aurelia - Nymphe der Lust | Historischer Erotik-Roman
von Maria Bertani
Maria Bertani ist eine Frau in den besten Jahren. Sie ist begeistert von der Liebe mit all ihren Facetten. Maria liebt das schöne Wort, aber auch das Direkte, den Zauber der Situation und das Spiel zwischen Realität und Fantasie, Licht und Schatten.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2010 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Igor [email protected]
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862770304
www.blue-panther-books.de
Prolog
Die Geschichte, die heute erzählt wird, spielt im Jahre 1742. Die Akteure dieser amourösen Geschichte leben in der sinnlich reizvollen Epoche des Rokoko, in der es zwar allerlei wundervolle Kunst, Literatur und Bildhauerei gibt, aber keine Unterhosen. Der Genuss ist das höchste Lebensziel derer, die Zeit und Geld haben, diese Lebensphilosophie auch in die Tat umzusetzen.
Wenn die hohen Herrschaften zu einem Abendessen geladen sind, stellt sich nur eine einzige Frage: In Gala oder hüllenlos? Um den Gästen die Entscheidung zu erleichtern, wird die Garderobe oft direkt am Eingang abgegeben.
Zum Dessert gibt es Aufführungen, die die Darsteller nackt bestreiten und bei einer kleinen Kammermusik allerlei akrobatische Akte erotischer Natur vorführen. Schließlich besitzt man Kultur! Berühmte Persönlichkeiten dieser lustvollen Ära sind den meisten bestimmt ein Begriff: Ludwig der XV, Madame Pompadour, Mozart und der berüchtigte Casanova.
Von Casanova hier ein Zitat: »Huren bedarf man in unserer glücklichen Epoche nicht, weil man so viel geneigte Willfährigkeit bei anständigen Frauen findet.«
Welcher Worte bedarf es da noch?
Der MeisterMaler
Es ist ein heißer Julinachmittag. Die Luft flirrt und kein Lüftchen bewegt sich. Es hatte meiner ganzen Beredsamkeit bedurft, den alten, treuen Kutscher meines Vaters dazu zu bewegen, mich am Fuß des Hügels zum Castello Romero abzusetzen.
Mein Rock schleift auf dem Boden und wirbelt Staub auf. Er hinterlässt feine Linien auf dem Weg. Meine Gedanken kreisen um Meister Romero und ich bin unsicher, ihm gleich gegenüberzutreten. Mir ist die Ehre bewusst, dass mir der berühmteste Maler Sienas privaten Malunterricht erteilt. Denn er ist als strenger, hitzköpfiger Mann bekannt, der weder sich noch seine Schüler schont. Ein Verhalten, das ich in keiner Weise bereit bin hinzunehmen. Ich fürchte, dies könnte einen Schatten auf unser erstes Treffen werfen.
Meinen Vater hat das Privileg der Privatstunden eine Menge Lire und große Überredungskünste gekostet. Erst nachdem er dem Meister eines meiner Bilder geschickt hatte, um es zu prüfen, erklärte er sich dazu bereit.
Je näher ich seinem Palazzo komme, umso nervöser werde ich. Das Haus Andrea Romeros liegt auf einem Hügel, unweit der Stadtmauern. Eingerahmt von Zypressen und umgeben von Olivenhainen, Weinbergen und Mandelplantagen ähnelt es dem Schloss eines Landgrafen.
Wie man sich in Siena erzählt, hat Romero auch ebensolche Angewohnheiten. Es ist von Festgelagen, Orgien und anderen merkwürdigen Veranstaltungen die Rede, aber mein Vater lachte nur, als ich ihm von den Gerüchten berichtete.
»Mach dir keine Sorgen, Aurelia. Er ist ein erfolgreicher, berühmter Mann. Solche Menschen haben immer irgendwelche Neider, die ihnen schaden wollen. Besonders, nachdem er zum Hofmaler berufen wurde. Er ist ein schlauer Kopf. Die Speichellecker fürchten seinen scharfen Verstand und seine noch schärfere Zunge.«
Jetzt stehe ich vor dem großen Tor. Trotz der Hitze ist mir eiskalt. Zaghaft betätige ich den Türklopfer. Nichts rührt sich. Ich klopfe erneut, diesmal fester. Das Pochen hallt nach, und ein paar Sekunden später höre ich schnelle Schritte näher kommen. Das schwere Tor wird entriegelt und ein Türflügel schwingt knarrend auf.
»Ich bin Aurelia d`Angelo und möchte zu Meister Romero.«
Der Diener schaut mich neugierig an. Er ist kaum älter als ich, höchstens ein Jahr. Er wirkt wie achtzehn oder neunzehn Jahre. »Zu Meister Romero?«, wiederholt er.
Ich sehe ihm die vielen Fragen an, die ihm durch den Kopf schwirren. »Ich bin seine neue Schülerin.«
»Ach ja! Ich erinnere mich. Komm, ich bringe dich zu ihm.«
Er geht neben mir her und ich spüre seine Blicke. Ein hübscher Junge. Groß, kräftig und sonnengebräunt. Seine Haare haben die Farbe von Rabenfedern und seine Augen sind schwarz wie Onyx.
Wir treten aus dem Schatten des Torgangs hinaus auf einen großen Platz. In seinem Zentrum steht ein Brunnen aus weißem Alabaster. In der Mitte thront eine Göttin, die aus einem Füllhorn Wasser in das Becken schüttet. Vielleicht Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit. Zu ihren Füßen liegt ein wohlgestalteter Jüngling und scheint sie anzuflehen, ihm zu trinken zu geben. Sie würdigt ihn keines Blickes. So wird er wohl verdursten müssen, obwohl er direkt an der Quelle liegt. Was für ein Tod!
Um den Brunnen herum stehen Ruhebänke aus dem gleichen durchscheinenden Alabaster. Üppige Sitzkissen laden zum Verweilen ein, aber niemand ist in der Nähe, der das Schauspiel bewundern könnte. Exotische Blumen wachsen in großen Terrakottagefäßen. An den Wänden des Palazzos ranken Bougainvilleas, wilder Wein, Clematis und Kletterrosen. In großen Volieren hüpfen exotische Vögel herum und auf dem Rasen vor dem Haus stolziert ein Pfauenpaar.
Der Junge führt mich über den Platz, in den kühlen Säulengang des Palazzos. Ein leichter Schauer überläuft mich. Wir gehen um das Haus herum und kommen in den eigentlichen Garten. Mir bleibt fast der Atem weg. So eine Farbenpracht habe ich noch nie gesehen.
»Der Gärtner muss ein Künstler gewesen sein«, sage ich.
»Das war der Meister selbst«, belehrt mich mein Begleiter stolz.
Auf dem viel zu kurzen Weg zum Atelier kann ich mich nicht sattsehen an all den herrlichen Blumen, Tieren, Statuen, schattigen Winkeln, den Pavillons, den Wasserspielen und dem Seerosenbecken, in dem auffällig große Goldfische schwimmen.
»Wir sind da.« Mein Führer öffnet die Tür zu einem riesigen Nebengebäude und schiebt mich hinein.
Ich bin im Allerheiligsten. Im Atelier von Meister Romero. Hier ist es ungewöhnlich still. Ich bilde mir ein, der Junge kann meinen Herzschlag hören, der schmerzhaft gegen meine Rippen donnert. Der Raum ist eher eine Halle, denn ein Atelier. Palmen stehen vor den großen Fenstern, und auch Statuen, Bilder, fertige und unfertige Stücke. Auf einem großen Zeichentisch liegen Papierstapel und Skizzen. In einem Teil der Halle sind mehrere Staffeleien im Kreis verteilt. In der Mitte gibt es eine Art Podest. Vermutlich für die Modelle. Dort werden die Schüler unterrichtet.
Zaghaft folge ich dem Jungen immer weiter in das Atelier, bis zum Altar der Kunst. Und da ist er, nur ein paar Schritte vor mir … Mein Herz pocht ... Meister Romero! Er steht an einer besonderen Staffelei, auf der eine gewaltige Leinwand lehnt, und trägt Farbe auf. Seine Bewegungen sind harmonisch und geschmeidig, wie die einer Katze. Er hat nur eine schmale schwarze Hose und ein langes weißes Hemd an. Sein Körperbau ist athletisch. Er ist größer, als ich ihn mir vorgestellt habe. Ich hatte einen kleinen, älteren Herrn erwartet, aber vor mir steht ein Mann, der kaum älter als dreißig Jahre sein kann. Ich wage nicht zu atmen und den Meister zu stören.
»Nein«, schreit er jäh, und wir zucken zusammen. »Das kann nicht wahr sein!«
Sein Pinsel und seine Palette fliegen durch den Raum und treffen die Statue eines üppigen Mädchens. Der Junge läuft eilig davon, holt Lappen und Wasser, um die Plastik zu reinigen.
»Du, Mädchen, wer bist du?«, herrscht er mich an und wirft mir einen ungnädigen Blick zu.
»Aurelia