Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer. Отсутствует
schwimmen. Meditieren statt managen, sein statt haben – das ist mein persönliches Credo. Und es gibt ja die cleveren und tüchtigen Nachfolger André Lüthi und Dany Gehrig und das ganze Globetrotter-Dream-Team, das mit Elan und Leidenschaft aktiv ist.»
Walo Kamm hat das Pensionsalter längst erreicht. Ist sein Lebenswerk vollendet? Auch mit 78 Jahren denkt er keineswegs daran, die Hände in den Schoss zu legen: «Noch immer sehe ich neue, spannende Herausforderungen und Möglichkeiten.»
Seit 2017 ist er Koproduzent von drei besonders engagierten Kinofilmen und drei TV-Filmen. Der preisgekrönte Dokumentarfilm #Female Pleasure lief bereits mit Erfolg in den Kinos und versucht nun eine Oscar-Nominierung zu erreichen. In Dokumentaraufnahmen mit Protagonistinnen aus den fünf Weltreligionen beschäftigt sich die Schweizer Regisseurin Barbara Miller darin mit der weiblichen Sexualität und fordert eine Befreiung.
Der Spielfilm Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes (seit November 2019 im Kino) zeichnet dokumentarisch das dramatische Leben des legendären Schweizer Privatethnologen, Umweltschützers und Menschenrechtsaktivisten Bruno Manser nach, der im Mai 2000 in Borneo zu Tode kam. Und im Entstehen auf Initiative Walo Kamms ist zurzeit ein grosser Dokfilm über die aktuellen Botschaften des Dalai Lama, mit dem er sich schon in mehreren Privataudienzen austauschen konnte.
Damit ist noch längst nicht alles aufgezählt: Um die vielfältigen Sponsoring-Aktivitäten im humanitären und kulturellen sowie im Bereich der Menschenrechte zu bündeln und damit sie auch nach seinem Ableben weitergeführt werden, wird Walo Kamm demnächst eine Stiftung gründen und evtl. auch ein eigenes Hilfswerk.
Das Hauptanliegen des Globetrotter-Gründers, das er seit seinen ersten Diavorträgen im Jahr 1974 vertritt, gilt unverändert: «Ich möchte die Menschen zu weltweiten Entdeckungsreisen inspirieren und damit Bewusstseinsprozesse auslösen: Reisen, um zu lernen.» Dazu ergänzend einer der Kernsätze Kamms, der Eingang ins Unternehmensleitbild gefunden hat: «Wer mit offenen Augen reist und den Menschen mit Respekt und Toleranz begegnet, trägt dazu bei, dass die Welt etwas gerechter wird und ein bisschen besser funktioniert.»
Niemand kennt Walo Kamm wirklich. Doch wer ihn ein wenig kennt, weiss, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Solange «der Globetrotter» lebt, will er für Menschen tätig sein, etwas bewirken – möglichst etwas Neues und Nützliches.
Erinnerungsfoto des Globetrotter-Topmanagements: Untere Reihe (v.l.) Andy Keller (VRP Club/Magazin), Walo Kamm (VR Group und GTS), André Lüthi (CEO und VRP Group), Dany Gehrig (CEO GTS). Obere Reihe (v.l.) Walter Jakob (ex VR GTS), Thomas Jäggi (neu VR GTS), Stephan Roemer (neu VR GTS). Nicht auf dem Bild: Andreas W. Keller und Angelo van Tol, die beiden GT Group VRs von der Diethelm Keller Group.
10 Fragen/Antworten zum Lebensweg von Walo Kamm
1Hattest du von Anfang an ein festes Ziel?
Nein, da ich fast «hinter dem Mond» aufwuchs und relativ spät durch Lebenserfahrungen herausfinden musste, was das Leben wirklich bedeutet und welche Möglichkeiten es gibt. Ich war ein Träumer, flüchtete mich ins Kino und in die Literatur und malte mir aus, Schriftsteller zu werden. In der Praxis musste ich diverse Brotberufe ausüben. Dann lernte ich im Leben, einen Schritt nach dem anderen zu gehen, und merkte, dass jedes Erreichen eines geografischen, privaten oder beruflichen Ziels mir eine neue Zielsetzung bescherte. Das ist bis zum heutigen Tag so geblieben und scheint endlos weiterzugehen. Ständig erscheinen am Horizont neue interessante Ziele, die ich erreichen möchte.
2Was machte Mut?
Das Wissen, die Erkenntnisse und das Selbstvertrauen, das ich erwarb, um bewusst und kreativ leben zu können. Das gewann ich durch gute Lektüre, doch vor allem durch die vielen Reisen in allen Kontinenten und die Begegnungen und lehrreichen Gespräche mit so vielen verschiedenen Menschen.
3Wann kam der erste grosse Erfolg?
Durchbrüche erlebte ich in verschiedenen Tätigkeiten:
Schriftstellerei: 1963 Erzählung in NZZ-Feuilleton und Buchangebot des Diogenes-Verlags.
Journalismus: ab 1965 umfangreiche Essays und Reportagen in den besten Zeitungen und Zeitschriften.
Diavorträge: 1974 in der Migros-Klubschule Zürich, 18 Vorträge, alle im Voraus ausverkauft.
Reiseunternehmen: 1976 die ersten zwei Gruppenreisen nach Ladakh, waren innert zwei Wochen ausgebucht.
4Wann wusstest du: «Jetzt ist der Anfang geschafft»?
1975 erkannte ich: Meine sieben Reisejahre von 1967–73 waren meine Lebensschule und mein universelles (statt universitäres) Studium; das Wissen und die Erfahrungen von den Reisen in rund 100 Ländern sind also mein wertvolles geistiges Startkapital, um damit auch ohne Geld, akademische Titel oder Beziehungsnetz eine erfolgreiche Zukunft aufzubauen.
5Was war das grösste Hindernis?
Das mir als Kind eingeimpfte Begrenztheitsund Mangeldenken. Meine (vom Leben überforderten) Eltern, die nie ins Ausland reisten, nie ein Buch lasen, nie zu Veranstaltungen gingen oder TV schauten und das Gegenteil von weltoffen und tolerant waren und kaum kommunizierten. Aus dem Elternhaus bekam ich kein nutzvolles Wissen mit auf den Weg. Von den Lehrern gab es statt Lob für meine hervorragenden Leistungen viele Ohrfeigen, Tatzen und andere Demütigungen.
6Wo musstest du am meisten hinzulernen?
Dass die Kraft der eigenen Gedanken – das kreative, mit starken positiven Emotionen verbundene, oft wiederholte und nie angezweifelte konstruktive Denken – die Realität erschaffen resp. verändern kann. Und dass ich nicht alles allein machen muss, sondern ausgewählten Menschen vertrauen kann, dass sie die Arbeit ebenfalls sehr gut machen.
7Gab es Tiefpunkte?
Festnahmen wegen Jugenddelikten, 1968er-Prügel von der Polizei und Festnahmen in den 1980er-Unruhen, 1973 Drogenprobleme. 1968 gefahrvolle Reise durch die Kriegswirren in Laos/Kambodscha/Südvietnam. 1973 vier Tage in Cholera-Quarantäne an der afghanisch-iranischen Grenze (mit ein paar Tafeln «Schwarzer Afghan» im Gepäck). 1976 wollte ein grosses Reiseunternehmen mir gerichtlich verbieten lassen, den Namen «Globetrotter» zu benutzen. Als ich 1979 meinen ersten «Kronprinzen» aufbaute, wurde ich von ihm aufs Schändlichste hintergangen. 1991, im Alter von 49 Jahren und nach 222 Diensttagen, wurde ich von einem Militärgericht wegen Dienstverweigerung verurteilt. 2002 musste ich feststellen, dass mein langjähriger Rechtsanwalt mich mehrfach beschissen hatte.
8Bestand ein Auffangnetz?
Ich war immer auf mich allein angewiesen, hatte von niemandem Unterstützung, weder mental noch finanziell. Wegen meinem «Löwen-Stolz» – geprägt durch mein Sternzeichen – fällt es mir schwer, Hilfe zu beanspruchen. Ich hätte nie Arbeitslosengeld angenommen, da ich finde, jeder, der wirklich arbeiten will, findet einen (einfachen) Job.
9Hast du je ans Aufgeben gedacht?
Ich bin ein beharrlicher Kämpfer, doch flexibel. Geht etwas nicht so wie gewünscht, versuche ich es auf andere Art. Seit ich genug Selbstvertrauen habe, habe ich immer das Gefühl, Win-win-Situationen zu erleben.
10Würdest du den gleichen Weg nochmals einschlagen?
Die Frage ist müssig, da wir nicht zurück können und das Höhere Selbst für jedes Leben ein anderes Schicksal als Lernprinzip wählt. Hypothetisch gedacht, würde ich mit dem jetzigen Wissen und Selbstvertrauen mir das Leben einfacher machen, viel weniger im Büro arbeiten und dafür noch mehr reisen, entdecken und Abenteuer leben. Ich würde eine eigene Familie gründen, vermehrt kreative Tätigkeiten