Auserwählt. Блейк Пирс

Auserwählt - Блейк Пирс


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geworden, während sie gegraben hatten. Wightman überlegte sich, ob sie nicht abbrechen sollten, bis sie besseres Licht bekommen könnten. Aber wenn es irgendetwas in dieser Grabähnlichen Aushebung gab, wollte er es sofort wissen.

      Das letzte Mal hatte es hier überhaupt nichts gegeben.

      Er hatte das Gefühl von Déjà-Vu, als er in die sie umgebende Dunkelheit blickte. Es war letztes Jahr an einer kühlen Herbstnacht genau wie dieser gewesen. Sie waren einem düsteren Hinweis gefolgt, als sie hier rausgefahren waren auf der Suche nach einer vermissten Person – einer jungen Frau namens Allison Hillis, die an Halloween, das einige Nächte zurückgelegen hatte, verschwunden war. Ein anonymer Hinweis hatte sie angewiesen hier zu graben und die damals frisch umgeschichtete Erde hatte tatsächlich den Eindruck eines Grabes gemacht. Doch als sie die ganze weiche Erde ausgehoben hatten, hatten sie nichts entdeckt.

      Nun, beinahe ein Jahr später, wurde die junge Frau immer noch vermisst und eine Leiche war nie gefunden worden. Eine weitere anonyme Botschaft hatte sie hierher geführt. Und erneut machte lockere Erde den Eindruck, dass irgendetwas, oder irgendjemand, hier begraben sein könnte.

      Und erneut begann das alles den Eindruck eines gemeinen Streichs zu erwecken, der eine zwecklose Zeitverschwendung für die Polizei darstellte.

      Diesen Witzbold würde ich gerne zwischen die Finger kriegen.

      Vielleicht würde ich ihn sogar anzeigen.

      Baldry starrte hinunter in die Grube und fragte: „Wie viel tiefer sollen wir noch graben?“

      Das ist eine gute Frage, dachte Wightman sich.

      Wie tief müssten sie graben, bevor sie sich sicher sein konnten, dass diese späte Unternehmung ein sinnloser Akt der Zeitverschwendung war? Dass auch sie auf einem bloßen Streich basierte?

      „Grabt einfach weiter“, antwortete Wightman. „Ich nehme an, dass es langsam eng wird dort unten. Ihr könnt euch einfach abwechseln.“

      Holland fing erneut zu schaufeln an, während Baldry bloß am Rande des Lochs dastand. In die sie umgebende Dunkelheit blickend sagte Baldry mit einem Grinsen: „Sheriff, ich hoffe Du hältst nach dem Ziegenmann Ausschau.“

      Wightman knurrte leise.

      Es war kein besonders lustiger Witz, wenn man bedachte, dass diese anonymen Botschaften, heute genau wie vor einem Jahr, die alte Legende erwähnten. Der grausame Ziegenmann war natürlich bloß ein regionales Märchen, doch als Wightman noch klein war, hatte er sich so sehr davor gegruselt, dass es ihn nachts wachgehalten hatte.

      Er war bereits kurz davor die Sache abzubrechen, als er eine zitternde Stimme aus der Aushebung hörte.

      „Sheriff“, sagte Holland. „Schein hier mal drauf.“

      Wightman und Baldry bückten sich über den Rand des Lochs.

      Holland schob mit seiner Hand lose Erde zur Seite und deckte etwas auf.

      Baldrys Stimme klang nun ängstlich.

      „Oh, Gott. Ich hab‘ ein echt schlechtes Gefühl.“

      Wightman streckte die Hand aus, um das Licht direkt auf die Stelle zu scheinen, an der Holland grub.

      „Es sieht nach schwarzem Stoff aus“, sagte Holland.

      Als Holland noch etwas mehr Erde weggeräumt hatte, sahen sie auf dem schwarzen Hintergrund weiße Streifen, die wie Rippen aussahen. Der Stoff war Teil eines Halloween Kostüms.

      Die vermisste Frau hatte genau so ein Kostüm getragen, als sie letztes Jahr zu Halloween verschwunden war – ein schwarzes Skelettkostüm mit aufgemalten weißen Knochen.

      „Oh, nein“, sagte Holland. „Oh, Gott, nein.“

      Mit den Händen fegte er immer mehr Erde zur Seite. Er zögerte, als er eine Schädelmaske offenlegte.

      „Heb sie an“, sagte Wightman, wobei er nur zu gut wusste, was sie dahinter erwartete.

      Holland hob die Maske hoch und schrie auf, als er rückwärts stolperte.

      Es war ein weiterer Schädel – diesmal ein echter. Verwesendes Fleisch hing an den Knochen und ein paar zerzauste Haarbüschel waren zu sehen.

      Die Wahrheit brach über Sheriff Wightman herein, wie eine Flutwelle.

      Allison Hillis war nicht länger eine vermisste Person.

      Sie war eine tote Person.

      Baldry machte einige Schritte rückwärts von der Grube und wimmerte vor Horror.

      Wightman starrte mit offenem Mund auf den Schädel.

      „Was machen wir jetzt, Sheriff?“, fragte Holland leise.

      Einen Moment lang wusste Wightman nicht, was er sagen sollte.

      Was bedeutet das? fragte er sich.

      Wieso hatte der anonyme Bote sie letztes Jahr grundlos hierher geschickt, nur um sie diesmal erneut hierher zu bringen, damit sie diesmal tatsächlich eine Leiche vorfanden?

      Und warum war Allison Hillis überhaupt ermordet worden?

      Wightman erinnerte sich an die kryptische Botschaft, die aus ausgeschnittenen Buchstaben zusammengesetzt war…

      DER ZIEGENMANN IST IMMER NOCH HUNGRIG

      Was auch immer es sonst noch bedeuten könnte, Wightman war sich einer Sache sicher.

      Das hier ist offensichtlich ein Mord und es wird weitere geben.

      Holland wiederholte seine Frage: „Was machen wir jetzt?“

      Wightman atmete langsam ein und aus.

      „Wir rufen das FBI an“, sagte er.

      KAPITEL EINS

      Ihre Töchter zum Frühstück zu versammeln schien Riley an diesem Morgen eine Sache der Unmöglichkeit zu sein. Nachdem sie darüber gestritten hatten, wer zu lange im Bad gebraucht hatte, machten April und Jilly weiter, indem sie zwischen ihren Zimmern hin und her wanderten, um über die eine oder andere Nichtigkeit zu quatschen. Als sie endlich runterkamen, begannen sie sogar im Wohnzimmer Spiele zu spielen, bis Riley sie dort herauszerrte.

      Habe ich mehr als zwei Mädchen? fragte sie sich beinahe.

      „Kommt jetzt, lasst uns essen“, sagte Riley immer wieder. „Ihr werdet den Schulbus verpassen. Und ich fahre euch heute Morgen nicht hin.“

      Endlich gelang es ihr beide Mädchen in die Küche zu bekommen, wo ihre guatemalische Haushälterin Gabriela wie immer ein leckeres Frühstück zubereitet hatte. Sobald sie am Tisch saßen, stellte Jilly eine Frage.

      „Mom, kann ich vierzig Dollar haben?“

      „Wofür brauchst du die denn, Schatz?“, fragte Riley.

      „Ich muss mir ein Zombiekostüm leihen“, sagte Jilly.

      Einen Augenblick lang fragte Riley sich, Zombiekostüm?

      Dann erinnerte sie sich – Halloween war bloß einige Tage hin.

      „Du musst dir kein Zombiekostüm leihen“, sagte Riley.

      Die sechzehnjährige April pikste ihre jüngere Schwester und sagte triumphierend: „Ich hab dir gesagt, sie lässt dich keins leihen.“

      Ein jämmerlicher Ton mischte sich in Jillys Stimme, als sie sagte: „Aber ich brauche ein Kostüm um Trick-or-Treaten zu gehen!“

      „Du bist zu alt dafür“, sagte Riley.

      „Ich bin vierzehn!“, sagte Jilly.

      „Genau mein Punkt“, sagte Riley, während sie einen Bissen nahm.

      „Das ist nicht fair“, sagte Jilly. „Ich war noch nie im Leben Trick-or-Treaten. Nächstes Jahr bin ich definitiv zu alt. Das ist meine letzte Chance.“

      Riley spürte auf einmal ein überraschendes Gefühl des Mitleids: „Du warst noch nie Trick-or-Treaten?“

      Jilly zuckte mit den Schultern


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