Von Drachen Geboren. Морган Райс

Von Drachen Geboren - Морган Райс


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grub, konnte sie das Gleichgewicht halten und verhindern, dass sie hinunterstürzte.

      Erin duckte sich einige Sekunden lang außer Sicht. Sie konnte Schritte oben an der Mauer hören, aber sie wusste, dass die Wachen sie von dort aus nicht sehen konnten. Mehr Sorge machte ihr die Möglichkeit, dass sie Finnal aufgeschreckt haben könnte. Doch er stand immer noch am selben Platz, als sie es endlich wagte, wieder durch die Lücke im Dach in die Ställe zu blicken, und schaute immer noch über die Pferde, als wollte er festlegen, welches von ihnen er als Nächstes nutzen würde.

      Erin hob ihren Speer, korrigierte ihren Griff und war bereit zu werfen. Der Speer war kurz, aber von hier aus hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie ihn direkt durch Finnals Herz treiben konnte. Erin holte Luft, wartete, bis ihre Hand völlig ruhig war, spürte die Spannung und … –.

      Eine Hand schloss sich um den Griff des Speers und hielt sie davon ab, ihn zu schleudern.

      „Ihn am helllichten Tag töten?“, flüsterte Odd mit einem missbilligenden Kopfschütteln.

      Erin wirbelte zu ihm herum. Der ehemalige Ritter trug immer noch sein Schwert über den Rücken geschnallt, die Gewohnheit eines Mönchs, die er auf der Insel Leveros erlangt hatte. Sie hätte nicht geglaubt, dass er sich so leise bewegen könnte.

      „Er muss sterben“, zischte Erin zurück, aber als sie durch die Lücke blickte, sah sie, dass Finnal sich aus ihrer Sichtlinie entfernte.

      „Und wenn Ihr ihn tötet, was dann?“, fragte Odd. Er hatte ihre Waffe immer noch nicht losgelassen. „Zunächst würde Euer Speer aus seiner Brust herausragen. Prinzessin oder nicht, Ihr könnt nicht einfach ungestraft den Sohn eines Herzogs töten. Sie würden Euch hängen!“

      „Selbst Vars würde nicht zulassen, dass man mich hängt“, sagte Erin. „Und um Lenore zu beschützen –“

      „Um Eure Schwester zu beschützen, müsst Ihr da sein!“, schnappte Odd zurück. Er schob Erin von sich weg. „Verrottet also bitte nicht in einem Verlies und beginnt keinen Bürgerkrieg, der uns alle töten würde.“

      „Ihn zu töten … würde die Dinge beenden, nicht beginnen“, beharrte Erin.

      „Nicht, wenn die Hälfte der Adligen ihn und seinen Vater unterstützt“, sagte Odd. „Es würde dem Königreich zeigen, dass die Monarchie unbeherrscht und nach eigenem Gutdünken regiert. Tut das Vernünftige, Erin.“

      „Und das sagt Ihr, weil Ihr so viel darüber wisst?“, schnappte Erin. Sie schaute von Odd zu den Rittern. „Glaubt Ihr, ich weiß nicht, wer Ihr seid und wer Ihr wart? Man nennt Euch nicht Sir Oderick, den Vernünftigen!“

      „Nein, sie nennen mich den Verrückten“, sagte er. Sofort zog er sein Schwert aus der Scheide. Es blitzte auf und Erin parierte es kaum rechtzeitig mit ihrem Speer. „Sie sagten, ich sei verrückt. Sie sagten, ich sei ein Monster.“

      Er schlug immer wieder zu und zwang Erin zurück, einen Schritt, dann noch einen.

      „Ihr glaubt, Eure Wut ist alles, was wichtig ist? Nun, ich weiß, was Wut ist“, sagte er. Er schlug erneut zu, und jetzt war Erin so genervt, dass sie zurückschlagen wollte. Sie stellte sich in Kampfstellung, ihre Füße ungefähr 30 Zentimeter voneinander entfernt …

      … nur, wie sich herausstellte, hatte Erin in 30 Zentimeter Entfernung kein Dach mehr, wo sie ihren Fuß platzieren konnte. Stattdessen fiel sie hin und ihr Speer drehte sich aus ihrer Hand. Für einen Moment war sie sich sicher, dass sie sich auf dem Kopfsteinpflaster sämtliche Knochen brechen würde. Doch es schien, als hätte Odd sie nicht nur zum Rand des Daches gedrängt, sondern sie dort zu Fall gebracht, wo der einzige Wasserbehälter stand. Erin schlug mit einem Spritzer auf, tauchte kurz ein und kam spuckend hoch.

      Odd war schon da unten und hielt ihr ihren Speer hin.

      „Fühlt Ihr Euch besser?“, fragte er.

      „Ich habe das Gefühl, ich sollte Euch genauso erstechen wie ihn“, sagte Erin. Sie spürte die Schwere seines Blicks auf sich. „Aber noch nicht. Ihr habt recht. Ich kann ihn nicht einfach töten, oder?“

      Odd schüttelte den Kopf und warf ihr ihren Speer zu. „Wir müssen einen anderen Weg finden. Im Moment ist Eure Schwester in einer Ehe, die ihr Leben gefährdet und sie hat weniger Freunde als sie gedacht hatte.“

      „Sie hat mich“, sagte Erin und zog sich aus dem Wasser.

      „Uns“, korrigierte Odd sie.

      Erin stellte das nicht infrage. Sie war einfach dankbar, dass ein so begnadeter Krieger bereit war, zu helfen. Finnal hatte Ressourcen auf seiner Seite und er hatte eine hohe Position und sogar Vars’ Freundschaft. Alles, was Erin dem entgegenzusetzen hatte, um ihre Schwester in Sicherheit zu bringen, war ein möglicherweise verrückter ehemaliger Ritter. Trotzdem würde sie Lenore beschützen, selbst wenn es Erin das Leben kosten würde.

      KAPITEL SECHS

      Devin stand in Meister Greys Quartier zwischen all den Kuriositäten, die nur ein Magier sammeln konnte, und starrte auf eine Karte des Königreichs, während Meister Grey auf Punkte darauf zeigte.

      „Meine Forschung hat Orte identifiziert, an denen sich Fragmente des unvollendeten Schwertes befinden werden“, sagte er. „Ein Familiengrab am Fuße des hohen Nordens, ein Schrein außerhalb eines Dorfes im Herzen des Königreichs.“ Er zeigte nacheinander auf ein weiteres halbes Dutzend Stellen.

      Devin versuchte, das alles in sich aufzunehmen. „Warum sollte jemand die Fragmente eines Schwertes so zerstreuen?“

      „Weil es eine Waffe der Macht ist“, antwortete der Magier. „Eine, die zu gefährlich ist, um in Friedenszeiten in den Händen von Männern zu bleiben.“

      „Gab es in letzter Zeit Zeiten des Friedens?“, fragte Sir Twell der Planer vom anderen Ende des Raums. Sir Halfin der Flinke stand neben ihm, die beiden Ritter des Sporns trugen einen halben Panzer und eine Kette, die von Mänteln bedeckt waren. Ihre Schilde waren schlicht und trugen nicht die Insignien, die sie zu erkennen gäben. Sir Twell hatte eine bandagierte Wunde aus der Schlacht, schien sich aber immer noch gut zu bewegen. Sir Halfin verlagerte ständig sein Gewicht, als könne er nicht stillstehen.

      „Die Kriege der Menschen sind nicht das, worüber ich mir Sorgen mache“, sagte Meister Grey.

      „Worüber macht Ihr Euch dann Sorgen?“, fragte Devin. Nicht, dass er eine Antwort erwartet hätte. Er bekam auch keine.

      „Es ist wichtig, dass Ihr die Fragmente des Schwertes einsammelt“, sagte Meister Grey. „Viele sind in Sichtweite versteckt, einige an … etwas gefährlicheren Orten. Du hast mit der Klinge, die du für die Hochzeit gemacht hast, bewiesen, dass du Sternenmetall schmieden kannst!“

      „Wunderbar“, sagte Sir Halfin. „Wir reisen zusammen, um das Zeug einzusammeln. Es wird genau wie unsere Reise nach Clearwater Deep sein.“

      „Außer dass Rodry diesmal nicht bei uns sein wird“, sagte Sir Twell in einem düsteren Ton. „Ihr sagt, dass all dies benötigt wird, Magier?“

      Meister Grey nickte. „Wenn Ihr die Dinge gesehen hättet, die ich gesehen habe, müsstet Ihr nicht fragen.“

      „Aber ich muss fragen“, sagte Sir Twell. „Weil Ihr mitten im Krieg zwei Ritter vom Schloss entfernen wollt.“

      „Ich würde mehr von Euch nehmen“, sagte Meister Grey. „Aber da wären jene, die Euch folgen würden, wenn sie wüssten, was vorgeht. Ihr beide und Devin, das ist unauffälliger.“

      Der Ritter seufzte, weil es eindeutig nicht das war, was er gemeint hatte. „Und Ihr habt alles richtig darauf vorbereitet?“

      Meister Grey sah ihn seltsam an. „Länger als Ihr Euch vorstellen könnt, Planer. Aber wenn Ihr es im unmittelbaren Sinne des Wortes meint … Pferde, Vorräte, Waffen und Gold werden unten auf Euch warten. Alles, was selbst Ihr verlangen könntet.“

      Das schien den Ritter, wenn auch nicht glücklich, zumindest zufrieden zu machen.

      Sir Halfin wandte sich an Devin. „Und was ist mit dir? Hältst


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