Die Perfekte Nachbarin. Блейк Пирс

Die Perfekte Nachbarin - Блейк Пирс


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wenn Sie es so ausdrücken.“

      „Dann können Sie wohl von Glück reden“, sagte er sanft. „In Anbetracht des Lebens, das Sie führen, könnte es viel schlimmer sein.“

      Jessie konnte das nicht abstreiten. Sie war gerade dabei, ihn nach seiner Meinung bezüglich einer anderen Angelegenheit zu fragen, als ihr Telefon klingelte. Sie sah nach unten auf ihr Handy. Es war ihr guter Freund, der FBI-Agent Jack Dolan, dessen Leute ihren Ex-Mann Kyle beobachteten.

      „Da muss ich rangehen“, sagte sie.

      „Das ist okay“, erwiderte Garland und legte einen 5-Dollar-Schein auf den Tisch. „Ich sollte jetzt sowieso ins Büro. Ihr Freund vermisst mich wahrscheinlich.“

      „Soll ich Sie mitnehmen?“

      „Nö. Sie haben Ihren Anruf. Außerdem wissen Sie doch, dass ich gerne zu Fuß gehe.“

      „Okay“, sagte sie, als sie ans Telefon ging. „Hi, Dolan.“

      „Hey, Jessie“, raunte Garland mit leiser Stimme, als er aufstand.

      „Warte eine Sekunde, Dolan“, sagte sie ins Telefon, dann sah sie zu dem kauzigen Kerl vor ihr auf. „Ja, Garland?“

      „Denken Sie daran, Sie allein haben die Kontrolle über Ihr Leben. Nicht Decker, nicht Hannah, nicht Hernandez und vor allem kein Serienkiller. Manchmal ist es schwer, das zu erkennen. Aber Sie haben immer eine Wahl.“

      „Danke, Konfuzius“, sagte sie und zwinkerte ihm zu. „Wir reden später, okay. Ich muss jetzt telefonieren. Es geht um Kyle.“

      Garland lächelte, verbeugte sich leicht und verließ das Lokal. Sein störrisches weißes Haar verlor sich in der Ferne zwischen den eilig vorbeiziehenden Menschen, und er mischte sich gemächlich unter sie.

      „Ich bin wieder dran“, sagte Jessie. „Was gibt’s, Jack?“

      „Nichts Gutes – es geht um deinen Ex-Mann.“

      KAPITEL SECHS

      „Warte mal eine Minute“, sagte Jessie und ihr Herz machte einen kurzen Aussetzer. „Ich muss irgendwohin gehen, wo ich ungestört reden kann.“

      Jessie bereute es beinahe zu warten. Die drei Minuten, in denen sie bezahlte, das Diner verließ und ins Auto stieg, kamen ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Dolan, ein abgebrühter Zyniker, dessen Laune selbst sein morgendliches Surfen kaum heben konnte, neigte nicht zu Übertreibungen. Wenn er sagte, dass eine Situation nicht gut war, war sie in der Regel äußerst schlecht. Sie hatte das Gefühl, dass ihr gleich ihr viertel Muffin, den sie gegessen hatte, hochkommen würde.

      „Leg los“, sagte sie barsch, als sie den Anruf wieder entgegennahm.

      „Die kurze Version ist: Wir haben nichts.“

      „Es sind jetzt mehr als drei Wochen vergangen“, entgegnete sie. „Willst du damit sagen, dass er sich diese ganze Zeit über lammfromm verhalten hat?“

      „Ja“, erwiderte Dolan, „was natürlich misstrauisch macht. Er hat noch nicht mal ein Stoppschild überfahren. Ihm ist selbstverständlich klar, dass wir ihn beobachten. Er winkt unseren Agenten immer zu, wenn er an ihnen vorbeifährt.“

      „Haben sie nicht versucht, sich bedeckt zu halten?“

      „Das haben sie anfangs. Aber, wie du weißt, ist er ziemlich schlau. Schon in der ersten Woche hat er unseren Van gesehen, also machte es keinen Sinn mehr, ihn weiter einzusetzen. Seitdem verwenden wir normale PKWs. Um ehrlich zu sein, meine Vorgesetzten wollen da nicht mehr lange mitspielen. Bald werden sie verlangen, dass wir das Ganze auf einen Agenten reduzieren. Es würde mich nicht wundern, wenn sie die komplette Überwachung am Ende der Woche einstellen, wenn bis dahin nichts geschieht. Dann wird ein Monat vergangen sein, in dem nichts vorgefallen ist.“

      „Aber das ist genau das, worauf er wartet“, beharrte Jessie. „Er harrt so lange aus, bis ihr eure Jungs abzieht, und dann lässt er was Großes vom Ruder.“

      Jessie spürte wieder die ihr wohlbekannte Beklemmung, als sie daran dachte, wie geschickt ihr Ex-Mann darin war, ein gefälliges Äußeres zu demonstrieren, das seine dahinter liegende böse Fratze verbarg.

      „Du weißt, dass mir das bewusst ist“, erwiderte Dolan, sichtlich frustriert. „Aber denen da oben ist es relativ egal. Sie wollen Tatsachen sehen. Und wir können ihnen keine bieten. Du musst das Ganze aus ihrer Perspektive betrachten.“

      „Was soll das heißen?“, wollte Jessie wissen.

      „Denk dran, dass dein Ex-Mann genau genommen wegen Amtsvergehens eines Vollzugsbeamten freigelassen worden ist. Sie wollen sich nicht vorwerfen lassen, dass sie einen Mann schikanieren, der bereits vom System falsch behandelt worden ist. Das ist eine politische Frage. Die Tatsache, dass er ein Mörder ist, geht dabei völlig unter. Wir müssen also behutsam vorgehen. Wir sind kurz davor, dass uns unser Bemühen, ihm einen Gesetzesverstoß nachzuweisen, negative Medienberichte beschert. Heute ist eventuell der Tag, an dem die entscheidende Wende in dieser Sache eintritt.“

      „Warum?“, fragte Jessie, allerdings hatte sie schon eine Ahnung. Kyle würde vor die Öffentlichkeit treten.

      „Weil er heute Vormittag ein Interview mit einem Nachrichtensender hat“, antwortete Dolan und bestätigte damit ihr Gefühl. „Dabei soll es zwar um seine Stiftung gehen, allerdings würde es mich nicht wundern, wenn er auch seine momentane Situation zur Sprache bringt. Und mein Vorgesetzter macht sich Sorgen, dass er die Überwachung erwähnen könnte.“

      Jessie merkte, dass sie schwitzte, allerdings wusste sie nicht, ob das an Dolans Worten lag oder an der stetig zunehmenden Hitze. Sie ließ den Motor an und drehte die Klimaanlage voll auf.

      „Was ist mit dem Verdacht, dass er sich mit dem Monzon-Kartell eingelassen hat?“, fragte sie. „Haben sie keine Angst, dass sie, wenn sie seine Überwachung einstellen, nicht mitkriegen, wenn er sie kontaktiert?“

      „Wir haben andere Mittel und Wege, ihn zu beschatten. Wir haben eine richterliche Verfügung erhalten, sein Auto mit einem Peilsender auszustatten, in seinem Haus Wanzen und Kameras zu installieren und sogar seine Anrufe aufzuzeichnen. Aber angesichts der Tatsache, dass ein Richter einem Staatsanwalt gerade einen Rüffel erteilt hat, weil er …“

      „Ein Staatsanwalt, der garantiert vom Kartell bedroht wurde“, unterbracht sie ihn.

      „Was wir allerdings nicht beweisen können“, entgegnete Dolan. „Meine Vorgesetzten befürchten, dass der Richter, der die Überwachungsmaßnahmen genehmigt hat, wenig geneigt sein wird, diese ausweiten zu lassen, falls sein Ruf auf dem Spiel steht. Wir befinden uns in einer prekären Lage.“

      Jessie schüttelte den Kopf, auch wenn Dolan das nicht sehen konnte. Es war weniger als ein Monat vergangen, und schon manipulierte Kyle das System zu seinen Gunsten. Ihr stellten sich die Haare im Nacken auf, als sie daran dachte, was er alles in einem weiteren Monat in Freiheit anstellen könnte.

      „Das ist genau das, was er wollte, weißt du“, bemerkte Jessie. „Er weiß, dass ihr ihn verfolgt, hat deswegen aber noch nicht aufgemuckt. Er lässt es über euren Köpfen schweben, und wird die Sache platzen lassen, wenn es für ihn am günstigsten ist. Solange es für seine Zwecke dienlich ist, macht er einen auf Unschuldslamm. Er will sich nicht bei der Presse beschweren, wenn ihr Jungs auch ohne das einen Rückzieher macht. Diesen Freifahrtschein hebt er sich für später auf. Das ist alles Teil seines Plans.“

      Sie konnte hören, wie Dolan schwer ausatmete.

      „Mich musst du nicht überzeugen, Jessie“, versicherte er ihr. „Ich bin auf deiner Seite. Allerdings frage ich mich gerade, ob wir unsere Jungs nicht jetzt abziehen sollten, bevor er irgendwelche Klagen erhebt. Dann können wir ohne weiteres belegen, dass wir ihm nicht folgen und ihn nicht schikanieren. Ich kann eine Pressemitteilung verfassen, dass unsere Agenten nur ab und an nach ihm sehen. Wenn er dann wegen uns rumjammert, schadet das seiner Glaubwürdigkeit. Er ist nicht der Einzige, der dieses Spiel spielen kann.“

      „Nein, aber er ist besser darin als alle, denen ich je begegnet bin. Unterschätze ihn nicht.“

      „Werd´


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