Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Ich weiß nicht, was es zwischen euch gegeben hat, ich weiß nur, daß sich Isadora auch zurückgezogen hat, aber jetzt weiß ich, daß sie sich schon längst von Carlos trennen will.«

      »Und deshalb bist du auf die gleiche Idee gekommen«, höhnte er. »Dein Nachahmungstrieb war schon immer bemerkenswert.«

      Sie sah ihn fest an, aber er konnte ihrem Blick nicht standhalten.

      »Ich gebe zu, daß Isa mir Mut gemacht hat«, sagte sie ruhig. »Aber den Ausschlag gab deine Einstellung zu Pepita, deine Gleichgültigkeit als Arzt und als Vater.«

      »Ich bin nicht ihr Vater und wollte es nie sein.«

      »Warum hast du mir das Kind dann doch gebracht? Bist du dafür bezahlt worden?«

      Er wich zurück, als hätte er einen Schlag erhalten, aber ihm fiel nicht gleich eine Antwort ein, da sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Carlos hatte ihm damals tatsächlich einen erklecklichen Geldbetrag gegeben, der ihm sehr willkommen gewesen war für seine Praxisgründung, weil ihm der Besitzer der Klinik einen anderen Chefarzt vor die Nase hatte setzen wollen.

      Jetzt dachte er sorgenvoll daran, daß die Nachforschungen nach Pepitas leiblichen Eltern bald Erfolg haben könnten, wenn Ileni auch hineingezogen werden würde. Er zog sich in sein Zimmer zurück und hörte nicht mehr, wie Antonella das Haus verließ. Er konnte nur noch nachdenken, wie es weitergehen würde, denn die Zukunft sah trübe aus.

      *

      Pepita war noch wach, als Antonella in die Klinik zurückkam. Ganz matt war ihr Stimmchen, als sie fragte, ob sie jetzt wirklich bleiben würde.

      »Ich bleibe bei dir, mein Liebling. Ich habe mir nur ein paar Sachen geholt.«

      »Papa hat es erlaubt?«

      »Er kann mir nichts verbieten, du bist mir wichtiger, Pepita.«

      »Bin ich denn sehr krank, Mami?«

      »Das wissen wir noch nicht genau. Vielleicht mußt du operiert werden. Aber du wirst bestimmt wieder gesund, mein Kleines.«

      »Ich verstehe nicht, daß ich plötzlich krank sein soll. Wie kann das kommen, Mami?«

      »Ja, wenn man das wüßte, dann könnte man es auch verhindern, aber denk jetzt nicht soviel nach, schlaf lieber.«

      »Und du bleibst bei mir.«

      »Ich bleibe bei dir«, versprach sie noch einmal. Ihre Augen füllten sich schon mit Tränen, als sie in die flehenden Augen des Kindes blickte, die übergroß in dem kleinen, blassen Gesichtchen wirkten. Wie sollte man es dem Kind nur erklären, was jetzt alles gemacht werden sollte, um das junge Leben zu retten?

      Dr. Fatinelli kam herein. Er war der Chefarzt der Kinderklinik, sehr einfühlsam und Ruhe verströmend. Antonella empfand zum ersten Mal, wie verschieden Ärzte sein konnten, und sie fragte sich, warum ihr Mann nicht auch so war.

      Er hatte sich gewundert, daß Juan gleich wieder gegangen war, als Pepita gebracht wurde und sich auch nicht mehr blicken ließ, aber Ärzte benahmen sich ja manchmal eigenartig, wenn es um Angehörige ging.

      Er sah, daß Antonella geweint hatte und sprach beruhigend auf sie ein.

      »Ich weiß so wenig über die Krankheit, Herr Doktor«, sagte Antonella bebend, »allein der Name erschreckt mich.«

      »Hat Ihr Mann nicht mit Ihnen gesprochen?«

      »Er will es anscheinend nicht wahrhaben. Sie sollten wissen, daß Pepita ein adoptiertes Kind ist. Daß vielleicht nur ein leiblicher Angehöriger ihr helfen könnte, erschreckt meinen Mann anscheinend.«

      »Sie wissen, wer die Eltern sind?« fragte er.

      »Nein, aber ich werde sie suchen lassen. Ich werde nichts unversucht lassen, Pepitas Leben zu erhalten. Ich liebe das Kind, als hätte ich es selbst geboren.«

      »Aber nehmen wir an, die Mutter würde gefunden und würde das Kind dann behalten wollen?«

      »Wenn es durch ihr Knochenmark gerettet würde, könnte ich jedes Opfer bringen. Es wäre leichter, als wenn Pepita sterben müßte.«

      »Natürlich wäre eine Knochenmarktransfusion die bessere Lösung, aber gerade bei Kindern haben wir auch gute Erfolge durch die Chemotherapie erreicht.«

      »Die aber sehr langwierig ist und auch Nebenwirkungen hat. Wenn ich doch in Frage kommen würde für eine Übertragung«, sagte Antonella bebend.

      »Wir können feststellen, wie viele Faktoren bei Ihnen denen des Kindes ähnlich sind. Manchmal kann es auch helfen, wenn die Übereinstimmung nicht hundertprozentig ist, aber auch eine neunzigprozentige ist selten bei Nichtverwandten. Es gibt inzwischen auch eine Spenderbank über alle Grenzen hinweg, und da können alle vorhandenen Werte verglichen werden. Sie brauchen die Hoffnung nicht zu verlieren. Wir werden Pepita auf jeden Fall entsprechend therapieren. Wir haben auch die erstaunliche Erfahrung gemacht, daß Kinder oft sehr schnell mit den Gegebenheiten zurechtkommen, wenn man ihnen Mut macht und selbst nicht resigniert.«

      »Ich werde nicht mehr resignieren, ich habe den Tiefpunkt überwunden und sehe den Tatsachen ins Auge. Natürlich hoffe ich, daß wir die Eltern bald finden.«

      »Ich kann Ihnen nicht verschweigen, daß auch bei den Eltern die Übereinstimmung manchmal nicht vorhanden ist.«

      Er hatte großes Mitgefühl mit Antonella, die für ihr Kind nichts unversucht lassen wollte und fragte sich, ob die richtige Mutter auch so denken würde.

      *

      Violetta hatte nach dem harmonischen Abend mit Nicolas und Alessandro endlich wieder einmal eine ruhige Nacht gehabt. Für den neuen Tag hatte sie sich viel vorgenommen. Sie hatte darüber auch mit den Brüdern gesprochen.

      Sie war erstaunt, daß Nicolas sie schon früh anrief. Er entschuldigte sich dafür. »Ich wollte sichergehen, daß ich Sie noch erreiche und Sie fragen, ob ich Sie zur Klinik begleiten darf, Violetta. Ich kenne Dr. Fratinelli sehr gut und könnte eine genaue Auskunft über die Aussichten für Pepitas Genesung bekommen.«

      »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte sie stockend, weil ihr schon der Klang seiner Stimme wieder Hemmungen verursachte und ihr den Atem raubte. »Wenn es Ihre Zeit erlaubt…«

      »Sonst würde ich es ja nicht sagen, Violetta. Wann darf ich Sie abholen?«

      »Zehn Uhr, wäre das recht? Alessandro wollte mir für mittags ein Treffen mit Isadora vermitteln.«

      »Das wird schon klappen. Ich sage ihm, daß ich Sie zur Klinik begleite.«

      Das tat er auch, und Alessandro blinzelte verschmitzt. »Du legst großen Wert darauf, sie allein zu treffen, wie mir scheint«, meinte er anzüglich. »Du machst dich, Bruderherz. Das habe ich dir gar nicht zugetraut.«

      »Ich bin halt nicht so kontaktfreudig wie du. Es muß sich schon lohnen, wenn ich mich engagiere. Ich werde jedenfalls nicht dulden, daß sie wieder verletzt wird.«

      »Das werden wir gemeinsam verhindern, aber du kannst beruhigt sein, ich mache dir keine Konkurrenz. Ich muß mich jetzt um Isa kümmern.«

      »Wir sind schon zwei komische Knaben«, meinte Nicolas kopfschüttelnd.

      »Liebe geht seltsame Wege, Nico, das ist eine alte Geschichte.«

      »Aber bei uns geht nichts ohne Schwierigkeiten, wie es scheint.«

      Alessandro lachte schallend. »Du hattest doch noch keine, wenigstens nicht mit Frauen.«

      »Aber wie mache ich es richtig?«

      »Du mußt nur nicht so steif sein. Violetta zerfließt ja vor Respekt vor dir. Rede so wie ich, dann klappt es schon.«

      »Das kann ich nicht.«

      »Dann mach ihr eine ganz romantische Liebeserklärung.«

      »Das kann ich auch nicht.«

      »Man soll nie sagen,


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