Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek


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ist so groß wie ein Koffer, damit könnten die den ganzen Crest Point beschallen.

      Das Trio stieg den Pfad hinab.

      Mason gab Randy einen Schubs. Der Freund war sofort hellwach. Danielle verstaute ihr Handy und sie scharten sich alle um Olivia, um kein Wort zu verpassen, das dort unten gesprochen wurde.

      »Wartet, ich lass die Übertragung von ’ner App ausgeben«, sagte Randy. Schnell konfigurierte er die Verbindung, worauf leise Stimmen aus dem Lautsprecher klangen. »Das ist besser.«

      Mason legte den Feldstecher zur Seite.

      »Ich hatte schon befürchtet, dass Sie nicht kommen würden«, sagte Thompkins. »Darüber wäre mein Boss sehr verärgert gewesen.«

      »Keine Sorge, ich habe Ihre Nachricht klar und deutlich verstanden.«

      Mason zuckte zusammen.

      »Ist das dein Dad?!«, fragte Randy fassungslos.

      Mason nickte nur, unfähig, etwas zu erwidern.

      »Es wäre nicht notwendig gewesen, seinen besten Freund aus einem Fenster zu werfen.«

      Thompkins lachte. »Sie sollten froh sein, eigentlich wäre ihr Sohn der Glückliche gewesen. Leider war er nicht greifbar, daher musste ich improvisieren. Hätten Sie nur reagiert, als die Drogen bei Mason gefunden wurden.«

      »Ich bin hier, oder nicht?«

      Im Hintergrund erklangen seltsame Geräusche. Mason schaute durch den Feldstecher, während sein ganzer Körper sich anfühlte, als wäre er in Eiswasser getaucht worden. »Die haben den Lautsprecher aufgestellt«, erklärte er den anderen.

      Zwar hatten Thompkins und seine Leute eine Taschenlampe, Masons Dad ebenso, doch die Erhebung war einfach zu weit entfernt. »Und jetzt steckt einer ein Pad auf die Lautsprecherbox.«

      Augenblicke später erhellte sich das Pad, was für Mason aussah, als würde weit entfernt eine quadratische Fläche aufleuchten.

      »Guten Abend, Mister Collister«, erklang eine seltsam verzerrte Stimme mit deutlichem englischen Akzent. »Nach so vielen Jahren stehen wir uns also endlich gegenüber, mag es auch nur über eine audiovisuelle LTE-Verbindung sein.«

      Mason bekam eine Gänsehaut. Die Stimme wurde von einem Vocoder verzerrt, war aber eindeutig männlich.

      »Ich hatte immer gehofft, dass Sie in Handschellen abgeführt werden, wenn wir uns das erste Mal begegnen.«

      »Aber, aber«, ein Lachen erklang, »wer wird denn so unfreundlich sein? Sie und Ihre kleine Bande haben sich jahrelang redlich Mühe gegeben, meine Identität aufzudecken, dem zolle ich Hochachtung. Nur deshalb habe ich niemanden verschwinden lassen. – Doch unterschätzen Sie mich nicht. Die Zeit der Spiele ist lange vorbei.«

      »Das haben Sie deutlich gemacht«, sagte sein Dad. »Meinem Sohn Drogen in den Spind zu schmuggeln, war eine widerliche Idee.«

      »Kollateralschaden nennt man so etwas. Nach all den Abenteuern sollten Sie sich an so etwas gewöhnt haben. Ich erinnere mich an eine Zeit auf dem College, als Sie und Ihre Freunde recht übermütig wurden. Der arme Harrison wäre beinahe … zu Schaden gekommen. Wann war das gleich, '86?«

      Mason zuckte zusammen. Wer immer dieser Kerl war, der da mit seinem Dad sprach, er hasste ihn schon jetzt.

      »Es ist mein Sohn!«

      »Und damit dürften wir alle wissen, wo wir gerade stehen. Wie ich sehe, haben Sie den Koffer dabei. Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich darin alle Unterlagen zum Fall Marietta King befinden?« Stille. »Mister Collister?!«

      »Ich habe alle Dateien gelöscht. Das hier sind Ausdrucke aller Unterlagen, die ich über die letzten Jahre gesammelt habe.« Er schnaubte. »Warum tun Sie das? Ich dachte immer, dass Sie auch daran interessiert sind, den Mordfall aufzuklären. Mögen Sie auch die Unterwelt der Stadt unter Ihre Kontrolle gebracht und mehr schmutzige Dinge gedreht haben als der größte Meisterverbrecher der Geschichte, haben Sie doch auch immer nach Beweisen gesucht.«

      Mason beobachtete, wie Thompkins den Koffer entgegennahm. Wenn sein Dad wirklich glaubte, dass sich darin alle Unterlagen befanden und auch der seltsame Kerl auf dem Monitor davon ausging, wusste keiner der beiden von dem geheimen Raum im Tarnowski-Haus.

      »Das hat Sie nicht zu interessieren«, sagte der Unbekannte. »Ihre Zeit als Hobbydetektiv ist vorbei und Marietta King – möge Sie in Frieden ruhen – wird als ewig ungelöster Mordfall in die Geschichte eingehen. Habe ich Ihr Wort, das Sie in dieser Sache nicht weiter ermitteln?«

      »Wenn Sie die Finger von meinem Sohn und all seinen Freunden lassen, haben Sie mein Wort.«

      »Ausgezeichnet.« Ein Klatschen erklang. »Dann haben wir einen Deal. Da ihre Freunde von damals tot sind oder die Spurensuche längst aufgegeben haben, werden keine weiteren Maßnahmen mehr notwendig sein. Sie dürfen also davon ausgehen, dass niemand mehr aus einem Fenster stürzt. Genießen Sie das Familienleben, das haben Sie sich redlich verdient.«

      »Was ist mit der Entlastung meines Sohnes?«

      Der Unbekannte lachte. »Sie waren in der Vergangenheit stets überaus einfallsreich, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen. Zweifellos werden Sie das wieder schaffen. Es ist nicht meine Aufgabe, ein Problem zu lösen, das nur deshalb entstanden ist, weil Sie störrisch waren.«

      »Sie Bastard!«

      »Vorsicht, Mister Collister.« Die Stimme bekam einen gefährlichen Klang. »Vergessen Sie niemals, mit wem Sie sprechen. Ich weiß alles, ich sehe alles, ich bin überall und nirgends. In dreißig Jahren ist es Ihnen nicht gelungen, meine Identität aufzudecken. Vielleicht bin ich Ihr Nachbar oder ihr Chef oder der Direktor Ihres Sohnes.« Ein metallisches Lachen drang aus dem Lautsprecher. »Ich hoffe, dass wir nie wieder Kontakt aufnehmen müssen. Andernfalls fürchte ich, wird es für Sie nicht so glimpflich ausgehen.«

      Der Monitor erlosch.

      »Ähm«, meldete sich Danielle. »Also wenn wir den Sheriff noch benachrichtigen wollen, damit er Thompkins auf frischer Tat ertappt, dann müssten wir das jetzt tun.«

      Mason funkelte sie an. »Das dort unten ist mein Dad, wir werden auf keinen Fall den Sheriff rufen! Außerdem hat keiner dort unten etwas Illegales getan, oder hast du was anderes gesehen?«

      »Es scheint sich alles um diese Marietta King zu drehen«, sagte Randy, das Kinn auf die Handflächen gestützt. »Tarnowski hat auch jahrelang gesucht, deinem Dad aber scheinbar nichts davon erzählt.«

      »Oder er hat so getan, als wären das alle Unterlagen, während er in Wahrheit eingeweiht war.«

      »Glaube ich nicht«, sagte Randy. »Er würde nicht dein Leben aufs Spiel setzen. Eher hätte er das ganze Tarnowski-Haus abgefackelt.«

      »Ist euch eigentlich klar, dass es dort draußen jemanden gibt, der die Ermittlung im King-Fall unter allen Umständen aufhalten will?«, sagte Olivia. »Ich meine: Er hat dir Drogen untergeschoben, Mason. Und du, Randy, wurdest aus dem Fenster geworfen.«

      »Das heißt, wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir ihn finden wollen«, sagte Mason leise.

      »Ihn finden?«, echote Danielle. »Hast du gerade nicht zugehört? Dein Dad und seine Freunde haben dreißig Jahre lang versucht, diesen seltsamen Mordfall aufzuklären und diesen Typen dingfest zu machen. Keines von beiden ist ihnen gelungen. Warum glaubst du, sollten wir mehr Glück haben?«

      »Jetzt verstehe ich«, murmelte Randy. »Vorhin habe ich mir die Unterlagen angeschaut, die Tarnowski gesammelt hat. Da war auch ein Bild dabei, auf dem Marietta King als Mädchen drauf war. Einer der Jungs kam mir irgendwie bekannt vor. Das war dein Dad, Mason. Er war mit ihr befreundet.«

      Olivia nahm die Kopfhörer ab. »Das erklärt, warum sie damals alles versucht haben, um die Sache aufzuklären. Hieß es nicht, dass insgesamt fünf Jugendliche in die Schule eingebrochen sind? Marietta King starb, aber die anderen


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